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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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kehlenzerfetzenden Schreien konnte sie kaum verständliche Worte heraushören, Worte, in die diese Patientin die ganze Kraft ihrer Seele hineingelegt zu haben schien. »Biiiiiteeeee! Oh, Licht, biiiittteeeeee!«
    Semirhage lächelte schwach. Also würde sie doch noch ein wenig Spaß an der Sache haben.

KAPITEL
7

    Überlegungen
    E layne saß auf ihrer Matratze und beendete ihre hundert Striche mit der linken Hand. Dann steckte sie die Haarbürste in ihren kleinen ledernen Reisekoffer und schob ihn unter das schmale Bett zurück. Hinter ihrer Stirn hatte sich ein dumpfer Schmerz breitgemacht, nachdem sie den ganzen Tag über mit der Macht gearbeitet hatte, um Ter'Angreal herzustellen. Zu oft war es allerdings beim bloßen Versuch geblieben. Nynaeve saß auf ihrem wackligen Hocker und war schon längst damit fertig, ihr hüftlanges Haar zu striegeln. Fast war sie sogar schon damit fertig, ihren Zopf einigermaßen locker zum Schlafen zu flechten. Der Schweiß ließ ihr Gesicht glänzen.
    Selbst bei geöffnetem Fenster war es in dem kleinen Zimmer erdrückend heiß. Der Mond hing fett an einem sternenübersäten, schwarzen Himmel. Ihr Kerzenstummel gab nur ein wenig flackerndes Licht ab. Kerzen und Lampenöl waren in Salidar im Moment ziemlich knapp, also bekam niemand mehr zugeteilt als eben ein kleines Lichtlein für die Nacht, außer natürlich, jemand mußte mit Feder und Tinte arbeiten. In dem Zimmerchen gab es wirklich keinen Platz.
    Selbst um die beiden kurzen Betten herum fand sich nur ein schmaler Freiraum. Die meisten ihrer Habseligkeiten hatten sie in einem Paar zerbeulter, messingbeschlagener Truhen verstaut. Die Kleider der Aufgenommenen und ihre Umhänge, die sie im Augenblick bestimmt nicht benötigten, hingen von Haken an der Wand. Ganze Fetzen waren dort aus der vergilbten Tapete herausgerissen worden, so daß man die Wandverschalung darunter sehen konnte. Ein winziger, schiefer Tisch stand genau zwischen den Betten, und auf einem Waschtisch aus Korbgeflecht in der Ecke standen eine weiße Kanne und ein Waschbecken, die beide eine enorme Menge an Scharten aufwiesen. Selbst Aufgenommene, die andauernd lobende Streicheleinheiten erhielten, wurden keineswegs verwöhnt.
    Eine Handvoll schlapper blauer und weißer Wildblumen, die das Wetter zu einer späten und ziemlich verunglückten Blüte verführt hatte, steckte in einer gelben Vase mit abgebrochenem Oberteil, die zwischen zwei braunen Keramiktassen auf dem Tisch stand. Der einzige andere Farbfleck in dem tristen Raum rührte von einem grüngestreiften Sittich in einem Korbkäfig her. Elayne pflegte den Vogel, der sich einen Flügel gebrochen hatte. Sie hatte an einem anderen Vogel ausprobiert, ob ihre geringen Fähigkeiten in der Heilkunst ausreichen würden, ihn zu heilen, doch Singvögel waren einfach zu klein, um diesen Schock durch die Macht zu überleben.
    Keine Klagen, bitte, sagte sie sich energisch. Aes Sedai wohnten ein wenig besser, Novizinnen und Diener ein bißchen schlechter, und Gareth Brynes Soldaten schliefen am häufigsten auf dem Boden. Was man nicht ändern kann, muß man eben ertragen. Das hatte Lini immer gesagt. Nun, in Salidar fand man nur wenig an Bequemlichkeit, von Behaglichkeit ganz zu schweigen, und bestimmt keinen Luxus. Und auch keine Kühle.
    Sie zog ihr klebendes Hemd ein wenig vom Körper weg und pustete an sich hinunter. »Wir müssen vor ihnen dort sein, Nynaeve. Du weißt, was wieder los ist, wenn wir sie warten lassen.«
    Kein noch so winziger Lufthauch regte sich, und die ausgetrocknete Luft schien ihnen den Schweiß aus jeder Pore zu saugen. Es mußte doch etwas geben, was sie in bezug auf das Wetter unternehmen konnten. Sicher, falls es da Möglichkeiten gab, hätten die Windsucherinnen des Meervolks bestimmt schon etwas unternommen, aber vielleicht fiel ihr trotzdem etwas ein, wenn ihr die Aes Sedai nur genug Zeit ließen neben ihrer Arbeit an den Ter'Angreal. Als Aufgenommene konnte sie ja an sich ihre Studien dort betreiben, wo sie wollte, aber... Wenn sie vermuteten, ich könne essen und ihnen gleichzeitig zeigen, wie man Ter'Angreal anfertigt, hätte ich überhaupt keine ruhige Minute mehr. Na, wenigstens würde sie morgen Gelegenheit für eine Pause erhalten.
    Nynaeve stand auf, nur um sich gleich wieder auf ihr Bett zu setzen, und fummelte an dem Armband des A'dam herum, das sie am Handgelenk hatte. Sie bestand darauf, daß eine von ihnen das Ding immer trug, selbst beim Schlafen, obwohl es eigenartige und

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