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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nahe für einen der Verlorenen.
    Das Licht allein wußte, wo sich die anderen Verlorenen befanden und was sie planten. Und Rand; sie mußten bei allem auch an Rand denken. Er stellte natürlich keine Gefahr dar. Das würde er niemals sein. Doch er war der Schlüssel zu allem. Mittlerweile formte sich tatsächlich das Muster der ganzen Welt um ihn herum neu. Irgendwie würde sie ihn an sich binden. Min. Sie und die Delegation mußten nun wohl mehr als die Hälfte des Weges nach Caemlyn zurückgelegt haben. Kein Schnee, der sie aufhalten könnte. Noch ein Monat vielleicht bis zu ihrer Ankunft. Nicht, daß sie sich Sorgen machte, weil Min zu Rand ging. Was hatte der Saal eigentlich vor? Min. Der Schlaf überkam sie, und sie glitt nach Tel'aran'rhiod hinüber...
    ...und stand urplötzlich mitten auf der Hauptstraße eines stillen, in Nacht gehüllten Salidar, über dem der Mond fast schon in voller Größe am Himmel hing. Sie konnte recht gut sehen, besser als der Mondschein allein möglich gemacht hätte. Dieser eigenartige Lichtschein lag immer über der Welt der Träume, kam von überall und gleichzeitig von nirgendwo her, als ströme die Dunkelheit selbst dieses fahle Leuchten aus. Aber Träume waren nun eben so, und dies war ein Traum, wenn auch kein ganz gewöhnlicher.
    Das Dorf hier war ein Spiegelbild des wirklichen Salidar, aber auf eigenartige Weise verschoben. Selbst mit der herrschenden Dunkelheit konnte man diesen Eindruck von Fremdartigkeit nicht erklären. Alle Fenster waren dunkel, und eine Atmosphäre völliger Leere lag über allem, als seien die Gebäude gänzlich unbewohnt.
    Natürlich wohnte hier niemand. Der klagende Ruf eines Nachtvogels wurde durch einen ähnlichen beantwortet; dann hörte sie einen dritten, und irgend etwas verursachte ein schwaches Rascheln, als es in diesem seltsamen Zwielicht davonhuschte, doch die Ställe waren leer, genau wie die Umzäunungen und Lichtungen außerhalb des Dorfes, wo man die Schafe und Rinder hielt. Wilde Tiere würde es hier in Mengen geben, aber keine Haustiere. Einzelheiten veränderten sich von einem Blick zum nächsten. Die strohgedeckten Häuser blieben gleich, aber eine Wassertonne stand plötzlich an einem anderen Ort oder war verschwunden; eine offenstehende Tür war mit einemmal geschlossen... Je vergänglicher ein Ding in der wirklichen Welt war, desto eher würde sich hier seine Lage oder sein Zustand verändern, desto unbeständiger war sein Spiegelbild.
    Gelegentlich flackerte eine Bewegung in der dunklen Straße auf; jemand erschien und verschwand nach ein paar Schritten wieder oder schwebte sogar über den Boden, als fliege er. Die Träume vieler Menschen berührten Tel'aran'rhiod, aber immer nur ganz kurz. Und das war auch das Beste für sie. Eine andere Eigenschaft der Welt der Träume war nämlich die, daß Dinge, die einem hier widerfuhren, in der wachenden Welt immer noch vorhanden waren. Wenn man hier starb, wachte man nicht mehr auf. Ein eigenartiges Spiegelbild. Nur die Hitze war die gleiche.
    Nynaeve stand ungeduldig in dem weißen Kleid einer Aufgenommenen mit den Farbstreifen am Saum neben Siuan und Leane. Sie trug immer noch das silbrige Armband, obwohl es nicht von hier aus in der wachenden Welt wirken konnte. Es band Moghedien nach wie vor, aber Nynaeve, die sich ja nicht in ihrem Körper befand, konnte keine Empfindungen daraus wahrnehmen. Leanes Figur war von erlesener Schlankheit, wenn auch Elaynes Meinung nach ihr kaum noch durchscheinend zu nennendes langes Domanikleid aus dünner Seide von ihrer Eleganz ablenkte. Auch die Farbe veränderte sich ständig. Das passierte immer, bis man lernte, seine Umwelt hier zu kontrollieren. Siuan beherrschte das bereits etwas besser. Sie trug ein schlichtes Kleid aus blauer Seide, so leicht ausgeschnitten, daß man gerade noch den verdrehten Ring an ihrem Halsband hängen sah. Andererseits erschien an dem Kleid von Zeit zu Zeit ein Spitzenbesatz, und das Halsband wandelte sich von einer einfachen Silberkette zu kunstvollen Kolliers, mit Rubinen oder Feuerfunken oder Smaragden in Gold gefaßt, und gleich mit den dazu passenden Ohrringen. Dann erschien wieder die einfache Kette.
    Es war der ursprüngliche Ring, der nun an Siuans Hals hing. Sie schien genauso körperlich zu sein, wie die Gebäude. Wenn sie an sich herunterblickte, machte Elaynes Körper auf sie selbst den gleichen soliden Eindruck, aber sie wußte, daß sie den anderen ein wenig verschwommen vorkommen mußte, genau wie

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