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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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recht guten Erfolg damit gehabt. Tarna war sich so sicher, daß die Aes Sedai schließlich vor Elaida die Knie beugen würden. Für sie schien das beschlossene Sache, und nur der Zeitpunkt stellte eine Unsicherheit dar. Und war das eine Andeutung in bezug auf Logain gewesen? Nynaeve vermutete, Tarna wisse erheblich mehr über Salidar, als die Burg oder Sheriam ahnten. Möglicherweise besaß Elaida hier Anhänger.
    Nynaeve erwartete jeden Moment Elaynes Rückkehr, doch als eine halbe Stunde vorüber war, ohne daß sie erschien, machte sie sich auf die Suche nach ihr. Zuerst schritt sie die Straßen ruhig ab, doch bald trabte sie voran, brach aber gelegentlich ab, um auf die Deichsel eines Karrens zu steigen oder auf ein umgestülptes Faß oder einen steinernen Begrenzungspfosten, und spähte über die Köpfe der Menge hinweg. Die Sonne war schon so tief gesunken, daß sie bereits dicht über den Baumwipfeln stand, als sie schließlich unter mürrischen Selbstgesprächen zu ihrem Zimmer zurückstolzierte. Dort fand sie Elayne vor, die offensichtlich gerade angekommen war.
    »Wo bist du gewesen? Ich habe schon geglaubt, Tarna hätte dich irgendwo verschnürt hinterlassen!«
    »Ich habe die hier von Siuan geholt.« Elayne öffnete die Faust. Zwei der verdrehten Steinringe lagen in ihrer Hand.
    »Ist einer davon der echte? Es war eine gute Idee, sie zu holen, aber du hättest versuchen sollen, den echten mitzubringen.«
    »Ich habe meine Meinung nicht geändert, Nynaeve. Ich bin immer noch der Meinung, wir sollten hierbleiben.«
    »Tarna...«
    »Hat mich nur um so mehr darin bestärkt. Sollten wir gehen, dann werden Sheriam und der Saal mit Gewißheit die Einheit der Burg über Rand stellen. Ich weiß das einfach.« Sie legte die Hände auf Nynaeves Schultern, und Nynaeve ließ sich von ihr auf das Bett hinunterdrücken. Elayne setzte sich ihr gegenüber und beugte sich eindringlich nach vorn. »Erinnerst du dich daran, was du mir gesagt hast, wenn man ein starkes Bedürfnis benutzt, um in Tel'aran'rhiod etwas Bestimmtes aufzuspüren? Was wir brauchen, ist eine Methode, den Saal davon zu überzeugen, daß sie nicht zu Elaida zurückkehren dürfen.«
    »Aber wie? Wenn Logain dazu nicht ausreicht...«
    »Wir werden wissen, was es ist, wenn wir es finden«, sagte Elayne mit Entschlossenheit in der Stimme.
    Nynaeve fühlte geistesabwesend nach ihrem unterarmdicken Zopf. »Bist du bereit wegzugehen, falls wir nichts finden? Mir gefällt der Gedanke daran nicht gerade, hier herumzusitzen, bis sie sich entschließen, uns unter Bewachung zu stellen.«
    »Ich bin einverstanden, daß wir abreisen, vorausgesetzt du bist einverstanden, daß wir hierbleiben, falls wir etwas Nützliches finden. Nynaeve, so gern ich ihn auch Wiedersehen möchte - wir können hier mehr ausrichten!«
    Nynaeve zögerte, bevor sie schließlich knurrte: »Einverstanden.« Es schien kein großes Risiko zu sein. Ohne die geringste Ahnung, was sie eigentlich suchen sollten, konnte sie sich nicht vorstellen, etwas zu finden.
    Wenn der Tag zuvor bereits voranzuschleichen schien, dann kroch er jetzt nur noch vorwärts. Sie stellten sich an einer der öffentlichen Küchen an, um Teller mit Schinkenscheiben, Zwiebeln und Erbsen zu erhalten. Es schien ihnen, als ruhe die Sonne stundenlang auf den Baumwipfeln. Die meisten Einwohner Salidars gingen mit der Sonne ins Bert, doch in den Fenstern leuchteten ein paar Lichter auf, vor allem in denen des größten Gebäudes. Der Saal gab heute abend ein Festbankett für Tarna. Fetzen von Harfenklängen trieben gelegentlich von der früheren Schenke herüber. Die Aes Sedai hatten unter den Soldaten einen mehr oder weniger guten Harfner aufgetrieben, ihn rasieren lassen und in eine Art Livree gesteckt. Menschen, die an der Schenke vorüberschritten, warfen kurze Blicke hinüber, bevor sie weiterhasteten, oder sie ignorierten das Gebäude so betont, daß sie vor Anstrengung fast schon bebten. Wieder einmal stellte Gareth Bryne die große Ausnahme dar. Er nahm seine Mahlzeit im Sitzen auf einer Holzkiste mitten auf der Straße ein.
    Jede aus dem Saal, die durch eines der Fenster blickte, mußte ihn sehen. Langsam, unendlich langsam glitt die Sonne hinter die Bäume. Die Dunkelheit kam plötzlich, fast ohne nennenswerte Dämmerung, und die Straßen leerten sich. Das Lied des Harfners begann wieder von vorn. Immer noch saß Gareth Bryne auf seiner Kiste im Lichtschein vom Bankettsaal her. Nynaeve schüttelte den Kopf. Sie wußte

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