Herr des Chaos
Nutzen sein kann, aber wir dürfen nicht zulassen, daß er sich uns in den Weg stellt, Egwene. Du weißt, wie er ist. Aber sei versichert, daß wir ihn und alle seine Soldaten, wenn wir etwas Gefährliches tun, ganz in unserer Nähe halten werden.« Nynaeve schwieg und schien verärgert. Vielleicht erinnerte sie sich an Mats Drohung.
»Nynaeve, ihr werdet Mat nicht zu hart bedrängen, nicht wahr?«
Elayne lachte. »Egwene, sie bedrängt ihn überhaupt nicht«
»Das ist die einfache Wahrheit«, warf Elayne schnell ein. »Ich habe kein Wort mit ihm gesprochen, seit wir in Ebou Dar angekommen sind.«
Egwene nickte langsam. Sie könnte der Sache auf den Grund gehen, aber es würde viel Zeit... Sie schaute an sich herab, um sich zu versichern, daß die Stola nicht wieder aufgetaucht war, und sah nur ein Flackern, daß selbst sie nicht erkennen konnte.
»Egwene«, sagte Elayne, »hast du schon mit den Traumgängern gesprochen?«
»Ja«, sagte Nynaeve. »Wissen sie, wo das Problem liegt?«
»Ich habe mit ihnen gesprochen.« Egwene seufzte. »Sie wissen es nicht, nicht wirklich.«
Es war eine seltsame Begegnung gewesen, erst vor wenigen Tagen, als sie Bairs Träume gesucht hatte. Bair und Melaine hatten sie im Stein von Tear getroffen. Amys hatte gesagt, sie würde Egwene nicht mehr lehren, und kam nicht. Zuerst hatte sich Egwene befangen gefühlt. Sie konnte sich nicht überwinden, ihnen zu sagen, daß sie eine Aes Sedai war, und noch viel weniger, daß sie die Amyrlin war, aus Angst, sie könnten es für eine weitere Lüge halten. Es wäre sicherlich nicht schwierig gewesen, die Stola zu dem Zeitpunkt erscheinen zu lassen. Aber da war auch noch ihr Toh gegenüber Melaine. Sie erwähnte es, während sie unaufhörlich darüber nachdachte, wie viele Meilen sie am nächsten Tag in einem Sattel verbringen müßte, aber Melaine war so voller Freude darüber, daß sie Töchter bekommen würde - sie schwärmte von Mins Vision -, daß sie nicht nur geradeheraus verkündete, Egwene habe ihr gegenüber kein Toh mehr, sondern auch sagte, sie würde eines der Mädchen Egwene nennen. Das war eine kleine Freude in einer Nacht voller Nichtigkeiten und Verärgerung gewesen.
»Sie sagten«, fuhr Egwene fort, »daß sie niemals von jemandem gehört hätten, der etwas erneut dringend zu finden versuchte, nachdem er es bereits gefunden hatte. Bair dachte, es wäre so, als würde man versuchen, denselben ... Apfel zweimal zu essen.« Bair hatte denselben Motai gesagt. Ein Motai war eine in der Wüste zu findende Raupe. Sehr süß und knusprig - bis Egwene herausfand, was sie da aß.
»Du meinst, wir können nicht in den Lagerraum zurückkehren?« Elayne seufzte. »Ich hatte gehofft, daß wir etwas falsch angefangen hätten. Oh, wir werden sie trotzdem finden.« Sie zögerte, und ihr Gewand veränderte sich erneut, obwohl sie es nicht zu bemerken schien. Es war noch immer andoranisch, aber jetzt rot, mit den Weißen Löwen von Andor geschmückt, die die Ärmel hinaufkletterten und über das Leibchen wanderten. Das Gewand einer Königin, auch ohne daß die Rosenkrone auf ihren rotgoldenen Locken prangte. Das Gewand einer Königin, aber mit einem eng anliegenden Leibchen, das vielleicht mehr preisgab, als eine andoranische Königin preisgeben würde. »Egwene, haben sie etwas über Rand gesagt?«
»Er ist in Cairhien und macht sich im Sonnenpalast eine schöne Zeit.« Egwene gelang es nur mühsam, nicht zusammenzuzucken. Weder Bair noch Melaine waren sehr entgegenkommend, aber Melaine murmelte düster etwas über Aes Sedai, während Bair sagte, daß sie alle gezüchtigt werden sollten. Was auch immer Sorilea sagte - eine einfache Züchtigung sollte genügen. Egwene befürchtete insgeheim, daß Merana falsch gehandelt hatte. Zumindest vertröstete er die Abgesandten Elaidas. Sie glaubte nicht, daß er auch nur annähernd so geschickt mit ihnen umgehen konnte, wie er selbst es glaubte. »Perrin ist bei ihm und dessen Frau. Perrin hat Faile geheiratet!« Das bewirkte erstaunte Ausrufe. Nynaeve sagte, Faile sei viel zu gut für ihn, aber sie äußerte es mit einem breiten Lächeln. Elayne meinte, sie hoffe, daß sie glücklich würden, aber sie klang aus irgendeinem Grund skeptisch. »Loial ist auch dort. Und Min. Also fehlen nur noch Mat und wir drei.«
Elayne biß sich auf die Unterlippe. »Egwene, würdest du eine ... Nachricht für Min an die Weisen Frauen weitergeben? Sie sollen ihr sagen... « Sie zögerte und biß sich nachdenklich
Weitere Kostenlose Bücher