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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zu arbeiten. Selbst hier waren manche Frauen barbusig, Mädchen, die kaum alt genug waren, daß sie in den Zwei Flüssen ihr Haar hätten flechten dürfen, und grauhaarige Großmütter gleichermaßen. Die Aiel in den Gängen wirkten angewidert, wenn sie es bemerkten, und das kam bei ihnen tatsächlich nicht allzu häufig vor. Besonders die Töchter des Speers schienen zornig, obwohl Perrin vermutete, daß ihr Unmut nichts mit den entblößten cairhienischen Frauen zu tun hatte. Die Töchter des Speers wurden, seit Rand fortgegangen war, Katzen immer ähnlicher, die aufgeregt mit dem Schwanz schlugen.
    Perrin schlenderte auf der Suche nach Abwechslung durch die Gänge. Fast wünschte er sich, Berelain würde sich auf ihn stürzen. In seinem Geist flammte das Bild auf, wie er seine Zähne in ihren Nacken schlug und sie schüttelte, bis sie bereitwilligst davonlief. Vielleicht war es ein Glück, daß er seine Räume erreichte, ohne auch nur ein Haar von ihr zu sehen.
    Faile hätte fast von ihrem Brettspiel aufgeschaut, als er hereinkam. Noch immer schwebte der Geruch von Eifersucht von ihr heran, aber es war nicht der stärkste Geruch im Raum. Ihr Zorn roch noch schärfer, wenn auch nicht im schlimmsten Maße, aber am deutlichsten war ein fader, milder Geruch, den er als Enttäuschung erkannte. Warum war sie von ihm enttäuscht? Warum wollte sie nicht mit ihm reden? Ein Wort, das auch nur andeutungsweise daran erinnert hätte, wie es gewesen war - und er läge auf den Knien, um die Schuld für alles auf sich zu nehmen, was sie ihm anlasten wollte. Aber sie setzte nur einen schwarzen Stein und murmelte: »Ihr seid an der Reihe, Loial. Loial?«
    Loials Ohren drehten sich unbehaglich, und seine langen Augenbrauen sanken herab. Der Ogier besaß vielleicht keinen nennenswerten Geruchssinn - nun, man konnte sagen, daß er nicht ausgeprägter war als Failes -, aber Loial konnte Stimmungen erspüren, wo kein menschliches Wesen etwas bemerken würde. Wenn sich Perrin und Faile im gleichen Raum aufhielten, schien Loial zum Heulen zumute zu sein. Gerade jetzt seufzte er wie ein durch eine Höhle fegender Wind und setzte einen weißen Stein an eine Stelle, von der aus er einen großen Teil von Failes Steinen festsetzen konnte, wenn sie nicht aufpaßte. Aber wahrscheinlich würde sie es bemerken. Sie und Loial waren ebenbürtige und weitaus bessere Spieler als Perrin.
    Sulin kam mit einem Kissen in den Armen zur Schlafzimmertür und sah Faile und Perrin stirnrunzelnd an. Ihr Geruch erinnerte Perrin an eine Wölfin, die das stürmische Spiel ihrer Jungen mit ihrem Schwanz würdig ertrug. Sie roch aber auch besorgt und seltsamerweise ängstlich. Obwohl Perrin nicht verstand, warum es seltsam sein sollte, daß eine weißhaarige Dienerin -selbst eine mit Sulins vernarbtem, ledrigem Gesicht -ängstlich roch.
    Er nahm ein Buch mit goldgeprägtem Ledereinband hoch, setzte sich in einen Sessel und schlug den Band auf. Aber er las nicht, noch sah er das Buch deutlich genug, um zu wissen, welches er in der Hand hielt. Er atmete tief ein und schloß alles außer Faile aus. Enttäuschung, Zorn, Eifersucht und darunter, auch noch unter dem ganz schwachen frischen Kräutergeruch ihrer Seife, war sie. Perrin atmete sie gierig ein. Ein Wort, mehr brauchte sie nicht zu sagen.
    Als es an der Tür klopfte, stolzierte Sulin aus dem Schlafraum hervor, schwenkte ihre rotweißen Röcke und sah Perrin und Faile und Loial an, als frage sie sich, warum nicht einer von ihnen auf das Klopfen reagierte. Sie zeigte ihren Hohn recht offen, als sie Dobraine erblickte - sie schien dies häufig zu tun, seit Rand fort war -, aber dann atmete sie tief durch, als stähle sie sich, und zwang sich sichtlich zu fast kriecherischer Sanftmut. Ihr tiefer Hofknicks wäre eines Königs würdig gewesen, der Gefallen daran fand, sein eigener Scharfrichter zu sein, und so verharrte sie, das Gesicht fast am Boden. Plötzlich begann sie zu zittern. Der Geruch ihres Zornes wich, und selbst die Sorge wurde von einem Geruch wie tausend haarfeine, nadelscharfe Splitter überwogen. Perrin hatte schon früher Scham gerochen, aber dieses Mal hätte er behauptet, daß sie daran sterben könnte. Er roch die bittere Süße, die Frauen ausströmten, wenn sie aus Gefühl weinten.
    Natürlich sah Dobraine sie nicht einmal an. Statt dessen betrachteten seine tiefliegenden Augen Perrin, das Gesicht unter seiner rasierten und gepuderten Stirn ernst, beinahe düster. Dobraine roch noch nicht einmal

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