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Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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dazu, das war wirklich gut gewesen. Wirklich gut. Ünd er hat bloß gesagt: Scheiß drauf, ich mach was Neues. Das war dein Bruder."
    Er war schon cool", gab Herr Lehmann zu.
    „Cool ist gar kein Ausdruck. Ünd so einer schweißt jetzt in New York Heizungen zusammen."
    „Vielleicht macht's ihm ja Spaß", sagte Herr Lehmann. „Ich meine, wenn er wirklich cool ist, dann regt er sich öber so einen Scheiß vielleicht nicht groß auf. Jedenfalls war er nicht schlecht drauf, als er mir das erzahlt hat. Er hat noch gemeint, wenn er schon als Holländer geht, dann kann er auch gleich große Schinken malen." Er lachte. Karl nicht.
    „Das ist eine ganz traurige Geschichte, Herr Lehmann."
    „Ich weiß nicht", sagte Herr Lehmann. „Vielleicht ist es schlimmer fur dich als fur meinen Bruder."
    Wie meinst du das?"
    „Keine Ahnung, kommt mir nur so vor. Wundert mich, daß du dich so aufregst."
    Hier, ich zeig dir mal was!" Sein bester Freund Karl ging zur Werkbank, faßte hinter ein großes Schrott-Artefakt, das darauf stand, und warf es auf den Fußboden. Es zerbrach in viele Teile. „Daran habe ich jetzt zwei Tage gearbeitet. Ist aber nichts wert."
    Warum nicht?"
    „Weil es Scheiße ist. Ünd das da auch." Sein bester Freund Karl ging zu einem Objekt, das auf dem Boden stand und trat es um. Dann drehte er sich zu Herrn Lehmann um und sah ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, so als wurde er gleich in Tränen ausbrechen.
    „Schluß, aus, här auf mit dem Scheiß", rief Herr Lehmann, der jetzt furchtbar erschrocken war. „Das ist doch Quatsch! Was soll der Scheiß. Das ist einfach nur Quatsch." Er ging zu Karl und hielt seinen Arm fest.
    „Herr Lehmann, ich sag dir mal was. Wenn dein Bruder zwei Heizungsrohre zusammenschweißt, oder was immer er da macht, dann ist das schon mehr wert als der ganze Scheiß hier."
    „Jetzt mach mal halblang." Herr Lehmann konnte diesen pathetischen Mist nicht ausstehen, und der weinerliche Ünterton, den die Stimme seines Freundes hatte, ging ihm auf die Nerven. Das ist nicht der Karl, den ich kenne, dachte er. Du bist ja bloß mit den Nerven fertig", sagte er. Du solltest dich mal richtig ausschlafen oder vernunftig was essen, oder einen wegstecken oder so. Das ist doch Superzeug, was du da machst."
    „Du hast doch uberhaupt keine Ahnung davon. Was weißt du denn?"
    „Naturlich habe ich keine Ahnung. Du aber auch nicht. Du bist ja wohl der letzte, der seinen eigenen Kram beurteilen kann. Dir fehlt der Abstand. Laß das mal alles so stehen und denk ein paar Tage nicht mehr dran. Außerdem mussen wir gleich los."
    Wohin?"
    Zur Arbeit, du Doödel. Wir haben gleich eine Schicht im Einfall. Du auch. Das wird dich auf andere Gedanken bringen. Manchmal glaube ich, Erwin hat recht, und man sollte sich Sorgen um dich machen."
    Hat er das gesagt?"
    „Ja."
    „Der soll sich mal lieber Sorgen um seine Leber machen." Karl wirkte plöotzlich wieder entspannt und heiter. Schicht im Einfall?"
    Herr Lehmann seufzte. „Ja. Im Einfall."
    „Hatte ich ganz vergessen."
    „War klar."
    „Eigentlich mußte ich hier weitermachen."
    „Nix! Komm mal lieber mit ins Einfall. Das blöst dir die Scheiße aus dem Kopf, wenn du mal was Vernunftiges machst."
    Ach Frank", seufzte sein Freund Karl und legte einen schweren Arm um Herrn Lehmanns Schulter. „Weißt du, was ich an dir so mag?"
    „Nein."
    „Daß du mit Kunst und dem ganzen Scheiß nichts zu tun hast. Du bist so ... so ..." Sein bester Freund Karl wedelte mit der freien Hand in der Luft herum, als wollte er dort das passende Wort erhöaschen.
    „Langweilig?" schlug Herr Lehmann vor.
    „Nein, nicht langweilig. Nur so ... so erfrischend simpel."
    „Ja", sagte Herr Lehmann amusiert. „Das sagen viele. Und du solltest mal eben noch duschen, Herr Schmidt. Du stinkst."
    „Siehst du, das meine ich."
    „Ich weiß."
Kapitel 14
    WIEDERVEREINIGUNG
    Es tat Herrn Lehmann gut, wieder mit seinem besten Freund zu arbeiten. Das hat mir gefehlt, dachte er, als er hinter dem Tresen stand und Karl dabei zusah, wie er, sein dickes Hinterteil in die Hähe streckend, Bierflaschen in die Kuählschublade einraäumte. Die Schicht ließ sich normal an, es war nicht viel los, aber immerhin genug, um beiden die Mäglichkeit zu geben, sich fur den Trubel eines Freitagabends warmzulaufen. Das Angenehmste daran, mit Karl zu arbeiten, war immer ihr wortloses Einverstaändnis gewesen, was zu tun sei und wer es tun sollte, sie waren wie zwei aufeinander eingestellte

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