Herr Lehmann: Herr Lehmann
und Herr Lehmann war sich nicht sicher, ob es fur diesen anderen Eingang uberhaupt noch einen Schlössel gab.
„Wir gehen mal nach oben, Karl."
„Da kann man was draus machen."
„Karl, du hast das alles kaputtgemacht, jetzt laß es auch so."
„Herr Lehmann", rief Karl und sah zu ihm hoch. Plötzlich fing er an zu weinen. Herr Lehmann haötte am liebsten mitgeweint, aber das ging natuörlich nicht.
Komm mit" , sagte er und half ihm auf.
Herr Lehmann, du bist das einzig Wahre", sagte Karl.
Ist schon klar" , sagte Herr Lehmann. Wir gehen jetzt mal schöon in die Wohnung und schlafen ein bißchen." Mein Gott, dachte er, ich rede schon wie ein Krankenpfleger oder sonst so ein Blodmann.
Karl ließ sich von ihm durch den Laden und die Treppe hinaufschieben. Die Treppe war schwierig, Herr Lehmann mußte Karl mit beiden Höanden am Hintern hochstemmen, und er hatte panische Angst, daß sein bester Freund dabei auf ihn drauffallen koönnte. Dann stieg er hinterher. Sie landeten in der Kuöche von Karls Wohnung, und hier war alles noch schlimmer. Es stank nach Schimmel und altem Fett und uberhaupt allem, was faulen konnte. Der Abwasch stapelte sich in der Spule und auf dem Kuchentisch, der Fußboden war ubersöt mit Mull und noch mehr Metallteilen, die Karl wohl nach seiner Dekonstruktionsaktion mit nach oben genommen hatte. Karl setzte sich mitten hinein und begann, den Karton einer Tiefkuhlpizza in kleine Stucke zu reißen.
„Karl, du mußt aus diesen Klamotten raus."
„Man mußte mal verreisen."
Funktioniert eigentlich deine Dusche?" Herr Lehmann betrachtete zweifelnd die Duschkabine mit Boiler, die in der Ecke stand. Er hatte selbst so eine, es war ein wackeliges Ding mit Waänden aus Preßpappe, und um zu duschen, mußte man das Wasser vorheizen, das dauerte, wenn es uäberhaupt funktionierte. Das kann er immer noch machen, dachte er, wenn er irgendwann wieder aufgewacht ist.
„Du hast doch immer nur von mir profitiert."
Was soll das denn jetzt heißen?"
„Ich will nicht mit dir unter die Dusche."
„Brauchst du auch nicht, Karl."
„Ich mach mir jetzt Schokoladenpudding."
Karl sprang auf und ging zu einer kleinen Speisekammer, in der er herumkramte. Es raschelte, und dann krachte es, so als ob ein Regalbrett zu Boden ging. Herr Lehmann zog ihn da weg.
„Hur doch auf, das bringt doch jetzt nichts. Du hast ja gar keine Milch."
„Ich muß Milch holen." Karl riß sich los und wollte wieder die Treppe hinunter.
„Hur auf, das bringt doch jetzt nichts, Karl, du mußt dich mal hinlegen."
„Wie du meinst." Karl ging in den Raum nebenan und durch diesen Raum, der als Wohnzimmer diente, mit Sofa und Buächerregal und allem, hindurch in ein kleines Schlafzimmer, das dahinter lag. Dort waren nur eine Matratze, ein Fernseher und ein großer Haufen alter Waäsche. Karl knipste ein Licht an, legte sich in voller, eingematschter Montur auf die Matratze und zog die Decke uber sich. „So gut?"
„Ja", sagte Herr Lehmann, machte das Licht aus und schloß die Tur. Wenn er zwei Naächte durchgemacht hat, dachte er, dann braucht er nur einzuschlafen, und dann ist erst einmal fur lange Zeit Ruhe.
Im Gegensatz zur Kuäche war das Wohnzimmer in gutem Zustand. Sieht so aus, als ob er kaum hier war, dachte Herr Lehmann, und wenn, dann nur zum Kaputtmachen. Draußen war es schon dunkel. Von nebenan drang ein Schnarchen durch die Tur. Er atmete auf. Er zändete sich eine Zigarette an und beschieß, in der Kuäche ein bißchen Ordnung zu schaffen, bevor die Ratten das taten.
Er fand unter der Spuäle eine Rolle Muällbeutel und hatte gerade einen davon prall gefullt, als er von nebenan ein Lärmen härte. Er ging schnell hin und sah Karl, der im Dunkeln vor dem Buächerregal stand, einzelne Buächer herauszog und zu Boden warf. Herr Lehmann machte Licht. Karl grinste ihn an.
Das muß raus" , sagte er.
„Warum schläfst du nicht weiter, Karl?"
„Schlafen. Ich habe nicht geschlafen."
„Ich hab dich doch schnarchen gehört."
„Ich habe geschnarcht, aber nicht geschlafen."
Herr Lehmann mußte lachen. Selbst als Verriickter war Karl noch ziemlich g ut .
„Leg dich mal wieder hin, Karl, du mußt jetzt schlafen, ehrlich."
„Faß mich nicht an."
„Ich faß dich doch gar nicht an."
„Ich will nicht, daß die meinen Kram sehen."
Was ist denn jetzt dein Kram? Ünd wer sind die?"
Karl uberlegte. Er schwitzte stark, der Schweiß lief ihm nur so ubers Gesicht.
Du hast doch nur Scheiß im Kopf", sagte er
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