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Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Whisky eigentlich gar nicht trinken!"
    „Das sehen aber viele Leute anders."
    Irgendwann gab Herr Lehmann es auf. Er drang ja doch nicht zu ihm durch. Es schien uäberhaupt keine Rolle zu spielen, ob er etwas sagte oder nicht. Vielleicht wird es bei ihm zu Hause besser, dachte er verzweifelt, vielleicht muß er sich nur mal richtig ausschlafen, zwei Naächte durchgemacht, dachte er, da wuärde ja jeder verruäckt werden.
    Sie gingen durch den Gäorlitzer Park, der immer noch, wie seit Jahren schon, eine Baustelle war und der, wie es Herrn Lehmann schien, auch immer eine Baustelle bleiben wurde, Herr Lehmann konnte sich schon gar nicht mehr erinnern, wie das fruäher hier mal ausgesehen hatte. Sie waren ein seltsames Paar, Herr Lehmann und sein riesiger Freund, wie sie da häandchenhaltend uber die durchgepflägte, aufgeweichte Erde stapften, Karl dabei unaufhörlich redend, er murmelte jetzt nur noch so in sich hinein, und Herr Lehmann verstand gerade mal einzelne Fetzen, „Schweine ...immerhin ...muß man auch mal . . . wird endlich mal renoviert, das wurde auch Zeit, DAS WURDE AUCH ZEIT", rief sein bester Freund pläotzlich ganz laut und blieb mitten im Park stehen.
    Was wurde auch Zeit?"
    „Daß die mal was tun hier", sagte Karl. „Sonst werden die ja nie fertig."
    „Ja, Karl. Aber andererseits arbeitet ja gerade niemand", sagte Herr Lehmann. Vielleicht kann ich ihn an dem Thema mal ein bißchen festhalten, dann kommt er vielleicht zur Besinnung, dachte er in seiner Verzweiflung. Das ist ja das Komische" , fuhr er fort, daß hier dauernd diese Baumaschinen rumstehen, Bagger und der ganze Scheiß", er zeigte fur Karl auf die Bagger und Raupen, die inmitten großer Sandberge links von ihnen standen, aber andererseits arbeitet ja mal wieder niemand. Hier arbeitet doch schon seit Tagen keiner mehr. Ich meine", ließ er gar nicht erst eine Pause aufkommen, „heute ist Donnerstag und gerade mal vier, naja, halb fönf, da haben die wahrscheinlich schon Feierabend, aber in den letzten Tagen haben die auch nicht gearbeitet, oder wenn, dann weiß ich nicht, wie, weil das hier ja seit Wochen gleich aussieht." Ich rede belanglosen Scheiß, aber ich muß ihn an das Thema binden, dachte Herr Lehmann, ihm war, als wöare das der Ausweg, nur ein konkretes Gesprach, ein richtiges Gespröch von ihm und mir uber ein und dasselbe Thema, dachte er fahrig, dann wird das schon wieder. „Ich glaube, denen geht immer zwischendurch das Geld aus", fuhr er wie aufgezogen fort, „wahrscheinlich ist das hier so eine Generalubernehmerscheiße, und dann muössen die immer erst so Raten bezahlen, und das muß dann vom Bezirk genehmigt . . . "
    Karl blieb stehen und schaute mit erhobener Nase nach links und rechts in die Gegend wie ein Erdmannchen, das nach Feinden Ausschau halt.
    . . . werden, und die haben natuörlich immer kein Geld, ist ja klar, das wird das Problem sein."
    „Ja, ja", sagte Karl. „Du willst ja immer nur ficken."
    „Karl, das ist jetzt Quatsch. Laß uns mal weitergehen."
    „Wohin?"
    „Zu dir, Karl. Wird Zeit, daß du dich mal hinlegst."
    „Bei mir ist es gut."
    „Ja, Karl, das ist super bei dir, das wird schon." Was wird schon?"
    „Alles. Du mußt dich erst mal ein bißchen ausschlafen."
    Herr Lehmann zog ihn weiter. Sie blieben, solange es ging, im Park, Herr Lehmann wollte den Straßenverkehr möglichst vermeiden. Wenn der sich mal losreißen will, dachte er, dann ist er nicht zu halten, und dann fiel ihm auf, daß er uber seinen besten Freund schon dachte wie uber einen Hund, und das gefiel ihm nicht. So darf man gar nicht erst anfangen, dachte er.
    „Schlafen, schlafen", sagte Karl. „Alles klar. Und Fenster putzen."
    „Das kommt spöter."
    „Ich wollte mal Fensterputzer sein."
    „Klar, Karl."
    „Im Urbankrankenhaus. Immer rum, immer rum."
    „Ist schon gut, das kannst du immer noch werden."
    „Wenn man einmal rum ist, fängt man vorne wieder an."
    „Das ist praktisch."
    „Die machen jetzt Autos."
    Wer macht jetzt Autos?"
    „In Charlottenburg. Wenn sie nicht aufpassen."
    Wenn wer nicht aufpaßt?"
    „Da, ein Hund."
    „Da ist kein Hund, Karl."
    „Der ist niedlich."
    Es stimmte. Da war ein Hund. Der Hund. Herr Lehmann fand ihn zwar alles andere als niedlich, aber darauf kam es jetzt nicht an. Er wählte direkt vor ihnen mit der Schnauze im Dreck, aber Herr Lehmann war so damit beschäftigt gewesen, Karl um irgendwelche Pfutzen herumzulotsen, daß er ihn nicht bemerkt hatte. Der Hund sah auf und

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