Herr Lehmann: Herr Lehmann
um fönf im Abfall aufgeschlagen, da war er noch ganz lustig, dann haben wir irgendwann zugemacht, und er wollte noch nicht nach Hause, da ist er mit uns fröhstucken gegangen, ins Schwarze Cafe."
„Ins Schwarze Cafe? Ihr seid zum Friihstucken extra ins Schwarze Cafe gefahren?"
Ist doch egal, uns war halt danach. Da ging das auch noch mit ihm, da war er ganz still, nur ein bißchen hibbelig und so, naja, ein bißchen seltsames Zeug hat er schon geredet, aber was soll's. Dann sind wir irgendwann nach Hause mit dem Taxi, und er wollte noch weitermachen, wir sind ihn kaum losgeworden. Ich meine, man muß ja auch mal schlafen."
Jedenfalls war er dann in der Markthalle" , fuhr Erwin die Erzöahlung fort, da wollten die ihm eigentlich schon nichts mehr geben, ich meine, der wollte Whisky trinken und so, dabei war der doch schon vollig dröber."
Ünd dann hat er irgendwann bei mir an die Tuör getreten und hat mich aufgeweckt und diese Scheiße erzöhlt. Was er dazwischen gemacht hat, wissen wir auch nicht", sagte Juörgen.
Ünd er hat die letzte Nacht durchgemacht?"
„Die davor, glaube ich, auch", sagte Marko.
„Der ist ja total ubergeschnappt", sagte der junge Kerl, den Herr Lehmann nicht kannte. Herr Lehmann schaute ihm ins Gesicht. Er war hochstens 18 oder 19.
Wer bist du uöberhaupt?" fragte er.
„Das ist Rudi", sagte Erwin. „Der arbeitet jetzt auch hier."
„Wenn ich deine Meinung horen will, Rudi", sagte Herr Lehmann muhsam beherrscht, „dann frage ich dich. Bis dahin haltst du mal schön die Fresse. Kein Wort."
„Na hör mal", sagte Katrin.
„Halt du dich da raus. Der soll das Maul halten, der Spasti."
Jetzt fang du nicht auch noch so an", sagte Erwin. Das mit Karl war jetzt schon hart genug. Guck dir mal an, wie das hier aussieht."
Herr Lehmann schaute sich um und sah erst jetzt die vielen Glasscherben auf dem Fußboden. „Sieht so aus, als ob Karl nicht gerade gut auf dich zu sprechen wöre, Erwin", sagte er und schaute wieder seinen Freund an. Der hatte ihrer Ünterhaltung aufmerksam zugehoört und laöchelte, aber es war kein schönes Löcheln, es paßte nicht in dieses mude Gesicht. „Erwin", sagte er schnaufend, „ist ein alter Vogel."
„Ja Karl." Herr Lehmann stand auf. „Ich werd mal sehen, daß er sich hinlegt", sagte er. Vor allem aber wollte er mit Karl hier raus. Er haßte es, wie sie ihn alle anschauten. „Komm, Karl." Er fuhrte einen Arm unter Karls Arm und zog ihn ein bißchen nach oben, da stand er auf.
„Wir gehen mal nach Hause", sagte Herr Lehmann.
Karl stand unschlussig und leicht schwankend da. Er sah sich ratlos um.
Komm schon, los geht's" , sagte Herr Lehmann. Er legte seinem besten Freund eine Hand auf den Ruöcken und schob ihn sachte zur Tuör. Wird Zeit fur ein bißchen Matratzenhorchdienst, technischer Dienst am Auge und so." Manchmal, dachte Herr Lehmann, sind diese Bundeswehrbegriffe seltsam beruhigend.
Draußen dammerte es bereits, und die Sache gestaltete sich fur Herrn Lehmann schwierig. Wenn er seinen besten Freund losließ, lief er sofort aus dem Ruder, er war sehr sprunghaft und wollte dauernd woanders hin. Laß uns in die Potse gehen und einen wegstecken . . . wo ist mein Kreuzschlitzschraubenzieher . . . da muß man wachsam sein, wegen dem Spreewaldbad und dem Chlor, dafur gibt es so Streifen ... ", so redete er in einem fort und Herr Lehmann versuchte, irgendwie dagegenzuhalten: Wir waren doch noch nie in der Potse, das ist doch gar nicht unser Ding . . . , den brauchst du jetzt nicht . . . , dann gehen wir eben nicht schwimmen . . . " , aber es hatte uäber-haupt keinen Zweck, sein bester Freund blieb nie bei einem Thema stehen, und er reagierte auch nicht auf Herrn Lehmanns Antworten, er wechselte wie aufgezogen und willenlos die Richtung seiner Gedanken und Reden, und dazu passend wollte er jedes Mal einen anderen Weg einschlagen, mit jedem neuen Gedanken zog es ihn hierhin oder dorthin. Herr Lehmann hatte keine Lust, ihn am Arm festzuhalten, das hatte so etwas polizeimäßiges, und Karl schien es auch nicht zu gefallen, aber Herr Lehmann hatte große Angst, daß Karl ihm weglief, am Ende gar auf die Wiener Straße und vor ein Auto. Deshalb nahm er ihn an der Hand wie ein kleines Kind, und das half, Karl beruhigte sich und ging ohne Gegenwehr mit, nicht aber ohne pausenlos weiter Quatsch zu reden:
Was ist eigentlich mit dir und Heidi?"
Was soll schon sein mit mir und Heidi?"
Macht doch nichts!"
Was macht nichts?"
Ohne Eis kann man
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