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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
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Entschlossen fuhr er unter den Saum des Unterhöschens, schob seine Finger tiefer, spürte zu seiner Überraschung zart stopplige Haut, stöhnte und tastete nach jenem warmen, dunklen Ort, an dem sich alles auflöste. Unbeirrt hielt sie ihr Instrument, während er ihre Hinterbacken teilte und in sie einzudringen suchte.
    Ihr Spiel brach ab. »Attends.« Sie wandte sich geschmeidig zu ihm um, ließ das Saxophon zu Boden gleiten und fuhr mit der flachen Hand über seine Brust, die Schultern entlang. »Hast du eine … wie heißt es? Gummi?« Ihr Akzent war entzückend, fordernd glitt seine Zungenspitze ihre Lippen entlang. Sie wich zurück, sah ihn fragend an.
    »Gummi? Mais oui, ma chérie, j’en ai …« Er lächelte, froh, Bescheid zu wissen, drückte einen Kuss auf ihre Wange und ging zur Tür, fand neben seiner Jacke die Papiertüte mitseiner Hose und den Notenblättern. Die losen Bögen, die er am Nachmittag gekauft hatte, waren mit einem jener elastischen Ringe zusammengehalten, die er aus Piotrs Küchenschublade kannte. Er rollte ihn ab, ließ die Blätter achtlos liegen. Erst jetzt überkam ihn Unbehagen. Was hatte sie damit vor? Wie zufällig hielt er seine Hand schützend über seinen erwartungsvoll aufgerichteten Freund, reichte ihr zögernd den Gummiring.
    »Tu te fous de moi!«
    Im fahlen Licht, das durch das Fenster drang, fand er jenen schmerzhaft-mokanten Ausdruck in ihrem Gesicht, der ihn so oft daran erinnerte, dass der Boden unter seinen Füßen alles andere als trittfest war. Er grinste vorsichtshalber.
    Sie schien einen Augenblick zu überlegen, spannte dann den Gummiring zwischen Daumen und Zeigefinger, und ehe Wolfgang sich versah, traf ihn ein winziger spitzer Schmerz an seiner Brust.
    »D’accord. Mais écoute, du musst aufpassen, okay?«
    Wolfgang atmete auf und drängte zum Bett. Endlich. Natürlich würde er aufpassen, damit kannte er sich aus, das hatte er immer schon getan.
    Seine Finger glitten zwischen ihre, er drückte ihren Körper sanft nach hinten, bis sie ausgestreckt vor ihm lag und er das Gesicht zwischen ihre Brüste legen konnte. Er vernahm ihren Herzschlag, fühlte ihre Haut, schmeckte ihren Duft, ihre Wärme, ihr Zucken, bis ihr Körper sich ihm entgegenbog, ein Instrument, das darauf wartete, gespielt zu werden. Schon als er – legato – ansetzte, verlor er sich, crescendo, spürte kein Damals mehr und kein Heute, nur bloßes Sein, verfiel ins Stakkato und löste schließlich, mit dem letzten Rest an Willenskraft, sein Versprechen ein, verbiss sich, so tief er konnte, in ihre Halsbeuge und blieb doch mit seiner Lust allein.
     
    Als er erwachte, füllte Dämmerlicht den Raum. Er spürte warme Haut unter seiner Hand, tastete über ihre Hüfte und nahm den Duft ihres Schlafes wahr. Betrachtete ihr Gesicht, zeichnete mit dem Finger ihre Lippen nach, bis ihr Erwachen den Tag einließ.
    »Ich weiß nicht einmal deinen Namen«, flüsterte er auf Französisch.
    »Dann gib mir einen.«
    »Machère, Mabelle, Mapomme, Mapêche, Ma… Nein. Deinen wahren Namen nenne mir, Madouce.«
    »Mado. Enfin, Madeleine, doch so heißt auch ein Gebäck bei uns, und ich bin schließlich kein Kuchen.«
    »Aber süß! Hmmm. Mado …!« Er verkroch sich ins dunkle Warm der Bettdecke und knabberte an ihrem Bauchnabel. »Du bist gewiss der köstlichste Kuchen, den ich je hab kosten dürfen.« Lüstern griff er nach ihrem Hinterteil. »Und an feinen Zwetschgenoarsch hast’, Maprune.«
    »Wie bitte?«
    Er lugte unter der Decke hervor. »Ach, du bist die herrlichste Musik, die mir je eingefallen ist, wunderbare Mado. Ich schreib sie dir auf, und wir spielen sie, jeden Tag, ja?«
    »Arbeitest du immer in diesem blauen Lokal?«
    »Lass uns gemeinsam dort spielen, Mado, wir passen zusammen wie der Wurm in die Zwetschge!« Übermütig bohrte er seinen Finger in ihre Scham.
    Sie wand sich, legte die Beine übereinander. »Das war deine Musik, gestern, n’est-ce pas? Bist du wirklich glücklich mit der Arbeit, die du tust?«
    »Du machst mich glücklich, kleine Mado. Ich spiele, was du willst!«
    »Du solltest lieber spielen, was
du
willst.«
    Mado drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme unter dem Kopf. »Wenn ich spiele, dann will ich frei sein, Musik machen, die mir gefällt, ohne mich zu verstellen.«
    »Und wo kannst du das tun, ohne Hungers zu sterben?«
    »Es gibt gute Jazz-Clubs in Paris.«
    »Paris.« Schemenhaft tauchte die Stadt aus seiner Erinnerung auf. Die verhasste Stadt. »Ich

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