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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
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war nicht glücklich in Paris.«
    »Was ist passiert?«
    »Meine Mutter liegt dort begraben. Im Übrigen ist mir in dieser Stadt alles misslungen, was ich im Sinn trug.« Er streichelte Mados Wange, ihr Gesicht radierte seine dunklen Gedanken aus. »Aber wenn es deine Stadt ist, Mado, werde ich sogar Paris lieben!« Wolfgang griff nach ihrer Hand, küsste sie, doch sie entzog sie ihm und setzte sich auf die Bettkante.
    »Ich muss los.«
    »Es ist nicht einmal neun …«
    Statt einer Antwort hob sie die Schultern.
    »Gehst du proben? Lass mich dich begleiten, Mado.«
    »Non.« Sie stand auf und ging zum Badezimmer. Er sah ihre festen kleinen Hinterbacken und hatte augenblicklich wieder Lust; hörte, wie sie die Dusche aufdrehte, und stellte sich vor, sie zu nehmen, während das warme Wasser über ihrer beider Gesichter rann, doch er wusste, dass sie ihn wegschicken konnte, und das war mehr, als er ertragen würde.

Lacrymosa
     
    Lacrymosa, dies illa …
     
    Der Morgen roch nach Erde und klarem Wasser. Wolfgang fühlte seine Schritte kaum, als trüge ihn allein die Luft unter seinen Schuhen. Mado! Er war noch immer so voll von ihr, dass nichts anderes in ihm Platz fand. Was er hörte, meinte er mit ihren Ohren zu hören, was er sah, durch ihre Augen zu sehen, und seine Gedanken, so schien es ihm, konnten nur die ihren sein.
    Es war frisch, doch die Frühlingssonne wärmte seine Jacke, und in den Pfützen neben dem Rinnstein lag blauer Himmel. Er blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die weißen Wolkenfetzen, die sonderbar eilig über ihn hinweghuschten. Erst als er die Stufen zu Piotrs Wohnung hochstieg, bemerkte er, dass er den ganzen Weg zu Fuß zurückgelegt hatte.
    Er warf sich bäuchlings auf das Sofa, mühte sich, die Jackenärmel hochzuschieben, und suchte schnüffelnd seine Unterarme nach Resten ihres Duftes ab.
    Die Stimme seines Vaters riss ihn jäh aus seinen Träumereien: »Gehst du jeden Tag in diese blaue Lokal jetzt?«
    Mit einem Schrei fuhr er auf und erkannte Piotr, dessen Gesicht aussah wie grauer Granit. »Gütiger Himmel, hast du mich erschreckt!« Wolfgang atmete schwer aus, ließ sich auf das Sofa zurücksinken und musste sich kurz schütteln, um das Bild loszuwerden. »Ach, Piotr«, brummte es wohlig aus ihm heraus. Da, in seiner Ellenbeuge, hatte er eine Spur ihres Parfüms entdeckt, er brauchte nur mit der Hand sachte darüberzufahren.
    »Hab ich gefragt, warum du nicht gekommen bist zu Arbeit!«
    Wolfgang kniff die Augen zusammen. Er war so weit weg von allem, dass er Mühe hatte, in Piotrs Welt zu finden. Dann fiel es ihm ein. »Herrje! Ich Trottelkopf!« Wolfgang schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Piotr, bitte. Mach nicht so ein Gesicht, es kommt nicht mehr vor. Freue dich lieber mit mir.«
    »Worüber soll ich mich freuen, wenn ich los bin Job bei Italiener. Haben wir Abmachung!«
    Wolfgang stützte sich auf die Ellbogen. »Er hat dich hinausgeworfen? Ach, Piotr, nimm es nicht schwer, es findet sich etwas Neues. Der Wirt dort war eh ein widerlicher Fex, ein unausstehlicher Halsabschneider und ein dummer Banaus’ obendrein! Und wenn das nicht der allerbilligste Grund zur Freude ist, dann ist die Liebe ein ungleich besserer.«
    »Hast du endlich schwarze Königin von Nacht verführt?« Piotr lächelte, gequält, doch immerhin, er lächelte.
    »Blond, Piotr. Sie ist blond wie der helle Morgenstern, und sie spielt das Saxophon wie die Sonne selbst.« Mit einem Grunzen ließ er sich wieder ganz auf das federnde Sofa fallen.
    »Blond? Machst du jetzt auch Durcheinander mit Frauen? Redest du wochenlang von Schwarzhaarige. Schönste Frau von Welt. Und?«
    »O Piotr, hör auf! Mado ist … wunderbar. Auch du würdest sie wunderbar finden und alles darüber vergessen.«
    »Finde ich Frauen auch wunderbar. Aber vergesse ich niemals Arbeit deswegen.«
    »Ich vergesse meine Arbeit nicht, Piotr, mit dem Herzen voller Liebe ist mein Kopf voll der schönsten Musik. Du wirst hören, wie wunderbar sie ist.«
    »Hast du Frau in Bett eine Nacht und redest du von Liebe. Bist du Idiot, przyjaciel! Hast du immer Kopf mit Sterne voll, aber Leben ist hier unten, auf Erde.«
    »O Gott, Piotr, mag das ein rechtes Leben sein, ohne Sterne, ohne Liebe? Fang dir auch ein paar Sterne, mein Freund Pscheatschil, ein wenig Freude will auch dein Gemüt rechtschaffen erheitern.«
    »Will ich keine Sterne fangen, przyjaciel. Will ich Miete zahlen und Essen und Wasserleitung an Haus reparieren. Und

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