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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
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ich ihm meine Bitte um ein wenig Unterstützung antragen könnte; ich muss ein Logis suchen und habe dazu nicht die kleinste Kupfermünze mehr.«
    »Junge, du hast Nerven. Der Alte hat eine Stinkwut auf dich. Hier kam die Musik zwei Abende lang von der Scheibe.«
    »So mag er recht froh gewesen sein, dass auf ein solches Mechanikum allzeit Verlass ist, kennt es wohl keine Befindlichkeit wie unsereins und hat seine Arbeit sicher besser getan, als ich es vermocht hätte, mein Herz war dermalen so schwer, dass ich gewiss nichts hätte zustande gebracht denn eine Trauermusique.«
    Wolfgang ließ das kalte Bier in sich hineinlaufen und spürte, wie sich eine Faust in ihm zusammenballte. Sein Magen zuckte, er ließ das Glas auf den Tresen knallen und stürzte zur Toilette. Als er zurückkam, drohten seine Beine umzuknicken wie die blauen Strohhalme, die Czerny immer in die Cocktails steckte. Mühsam hangelte er sich zwischen den schlafenden Tischen hindurch zum Tresen. Beim Anblick des Bieres würgte es ihn wieder, mit spitzen Fingern schob er es zu Czerny zurück. »Lieber Tee.«
    »Mensch, Mustermann, was hast du angestellt?«
    »Auf drei Täge nicht gegessen.«
    Czernys Blick wanderte zu dem halbleeren Brotbeutel und wieder zurück zu Wolfgang.
    »War sie das wert?«
    Wolfgang schloss die Augen, noch den Geschmack von Erbrochenem auf der Zunge, sah das Bild von Mado, gegen den blauen Flügel gelehnt, und nickte.
    »Trotzdem – so wie du ausschaust, solltest du dich jetzt wieder ins Bett legen.«
    »Da ist kein Bett mehr.«
    »So doll?« Czernys Grinsen schnürte ihm die Kehle zu, wieder sah er Mado, diesmal auf der Bettkante sitzend, mit dem Saxophon zwischen ihren Knien.
    »Ach, geh, mir ist nicht zum Lachen, auch habe ich im Geringsten ein Zuhause mehr. Die längste Zeit bin ich bei diesem Geiger gewesen, bei diesem Krämer, der mir bald vorschreiben wollte, wie oft ich zum Scheißen gehen darf.«
    »Ich dachte, ihr arbeitet zusammen?«
    »Aus, vorbei! Soll er sich einen anderen Hanswurst suchen. Ich will meinen Weg schon machen, allein das Geld für ein Hotel wär mir vonnöten, irgendwo muss ich mein Lager halt doch aufschlagen.«
    »Vielleicht gehst du einfach noch mal zu ihm, das renkt sich wieder ein.«
    Kopfschüttelnd blies Wolfgang in den Dampf, der aus dem Teeglas aufstieg.
    »Und was willst du jetzt machen?«
    »Musik, was sonst?« Wolfgang beugte sich zu Czerny über den Tresen, sah ihm eindringlich in das Schwarzweiß seiner Augen. »Musik, Czerny, das ist die einzige Liebe, die dich niemalen verlässt!«
     
    »Leise, Helene wird sonst wach.« Flüsternd tappte Czerny vor ihm durch den halbdunklen Korridor, öffnete eine Tür und wies mit der Hand auf eine andere. »Da ist das Bett. Klo ist hier.«
    »Danke, mein wahrer, einziger Freund …«
    »Was ist denn hier los?« Eine Frau mit verstrubbelten langen Haaren tauchte in einem Türspalt auf, den Morgenmantel vor der Brust zusammengerafft.
    »Helene … Äh, das ist Wolfgang, der schläft heute Nacht bei uns.«
    Wolfgang verbeugte sich, doch als er aufsah, waren beide schon verschwunden. Er sank auf die Pritsche. Der Raum war so eng, dass das Fußende unter einen Tisch ragte. Aus dem Nebenzimmer hörte er die Frau auf Czerny einreden. Wolfgang warf seine Tüten unter den Tisch, zog Hose und Schuhe aus und schlief ein, noch ehe er über irgendetwas nachdenken konnte.
    Er stand auf einem großen Platz. Rings um ihn hoben sich Häuser in den Himmel. Er drehte sich um sich selbst, erst langsam, dann rascher und rascher, doch jedes Mal, wenn er glaubte, sich einmal herumgedreht zu haben, wardie Kulisse eine andere, immer neue Gebäude tauchten auf und verschwanden, flogen an ihm vorbei; quadratische nackte, kleine schiefe, gläserne hohe und stuckverzierte prächtige. Immer schneller drehte er sich, die Häuser wechselten in ebenso rapider Folge. Abrupt hielt er inne. Mit einem Donnerschlag versanken die Fassaden und gaben den Blick auf sieben breite Fahrbahnen frei, die sternförmig von seinem Standpunkt abgingen und sich in milchig-weißer Unendlichkeit verloren.
    Aus jeder der Bahnen rief ihn Musik, eine grausame Kakophonie von sieben Melodien in unterschiedlichsten Farben und Rhythmen. Suchend näherte er sich erst einer, dann der nächsten; er war außerstande, ihre Richtungen zu unterscheiden. Auf einer der Straßen erkannte er endlich Mado, sie blies ihr Saxophon, mit nichts als einer Bettdecke über den nackten Schultern. Dann hörte er sie singen:

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