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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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was für den Alltag hier von Belang war. »Ihr Mann ist ja vom Fach, er weiß schon über die wichtigsten Dinge Bescheid. Frau Dr. Wolf wird später zu Ihnen schauen.« Dann ließ sie die beiden Eheleute allein.
    »Wie geht es dir?«
    »Sag du es mir! Ich weiß nicht, was passiert ist.«
    »Du wurdest überfallen. Bei dir zu Hause. Ich habe dich gefunden.« Holger rang mit seiner Fassung.
    »Du? Warum? Wieso bist du nicht in Leipzig?«
    Es klopfte an der Tür, hinter der bald darauf ein blonder Schopf vorsichtig hervorlugte.
    »Jeanette!« Evelyn lächelte. Im selben Sekundenbruchteil bemerkte sie das Entsetzen der Eintretenden und spürte urplötzlich den Schmerz in ihrem Kopf. Er drückte, als wollte er gleich platzen. Vorsichtig glitten ihre Finger über die linke Gesichtshälfte. Sie zuckte zusammen, weil die Haut sofort reagierte. Ihre Wange fühlte sich prall an, wie eine reife Melone.
    Jeanette schlug die Hand vor den Mund und ihre Augenwinkel füllten sich mit Tränen. »Oh Gott, Evi!«, entfuhr es ihr.
    Seltsamerweise beflügelte die vielsagende Reaktion Evelyn zu übertriebener Gelassenheit. »Ich habe mich noch gar nicht gesehen. So übel kann es doch nicht sein, oder?«
    Indem sie an ihr Bett herantrat, brachte es Jeanette irgendwie fertig, zu nicken und gleichzeitig den Kopf zu schütteln. Sie zögerte, war unsicher, ob sie die Liegende umarmen durfte. Schließlich berührte Jeanette nur Evelyns Oberarm, wortlos.
    »Ich weiß noch nicht mal, was los ist. Verdammt, jetzt tut mir aber mein Schädel weh. Das ist übrigens Holger, mein Mann. Persönlich seid ihr euch noch gar nicht begegnet, oder?«
    »Na, vielleicht auf der Eröffnungsfeier vom  Darwineum , oder?«, fragte Jeanette, irgendwie erleichtert, den Gesprächspartner zu wechseln. Er trat einen Schritt auf sie zu, streckte seine Hand aus.
    »Nein, nein, da war ich leider nicht«, sagte er verlegen. Sie erwiderte seinen Gruß unsicher, ahnend, einen wunden Punkt getroffen zu haben.
    »Holger hatte Dienst«, warf Evelyn mit müder Stimme ein. Auf ein langes, betretenes Schweigen folgte ein erneutes Klopfen an der Tür.
    Ein brüchiges Lachen entfuhr Evelyn. »Das wird wohl eine Pressekonferenz? Holger, darf ich vorstellen? Herr Grieshaber, Pressesprecher der Polizei, Gregor Simon, Journalist, und nicht zuletzt Hauptkommissar Behnke, von der Kriminalpolizei.«
    »Hauptkommissar Schwarz«, korrigierte der Beamte schnaufend.
    »Wem verdanke ich als Kassenpatientin das Einzelzimmer: Polizei oder Presse?«, fragte Evelyn. Ehe jemand darauf eingehen konnte, betrat, ohne Vorankündigung, Behnke den Raum, Tasten auf seinem Handy drückend. Alle starrten ihn an. Er blickte auf und nickte Evelyn und ihrem Mann zu.
    »Moin, die blonde Schwester hat mich vorhin angepfiffen, dass ich das Telefon ausschalten soll. Und jetzt, wo ich es mal eben einschalten will, hab ich meine Geheimzahl vergessen.« Schwarz lächelte milde. »Mann Behnke, ich die Gründung, du die Auflösung. Wir haben die Dinger zusammen bekommen. Erinnerst du dich nicht mehr?«
    »1980, echt?« Als die Begrüßungsmelodie,  Led Zeppelin , ertönte, hellte sich sein Gesicht wie vom Schein einer Kerze auf.
    »Da wir nun alle beisammen sind: Würde mich mal jemand darüber aufklären, was mit mir passiert ist?«, fragte Evelyn. »Ich bin müde, mein Kopf dröhnt und fühlt sich an wie der Hintern eines Pavians. Womöglich sieht er auch so aus.«
    »Jetzt weiß ich, an wen sie mich erinnert«, murmelte Schwarz zu Behnke, als säße er mit einer Tüte Chips vor dem Fernseher. Als sich alle umdrehten, verstummte er schlagartig.
    »Entschuldigen Sie, Frau Hammer«, Grieshabers kurzer Seitenblick durchbohrte seinen Kollegen. »Bedauerlicherweise waren Sie Opfer eines Überfalls. Hätte Ihr Mann Sie nicht gefunden und als Arzt umgehend richtig gehandelt, dann wären Sie höchstwahrscheinlich … nun ja, verblutet.«
    Evelyn presste Holgers Hand.
    »Du hast mich gefunden? Wieso warst du in Rostock?«
    Holger kauerte neben ihr an der Liege. »Wir hatten dieses seltsame Telefonat gestern Abend. Ich wollte dich später noch einmal anrufen, … mich entschuldigen. Und dann warst du aber nicht zu erreichen, hattest auch keine Nachricht geschickt. Irgendwie bekam ich dieses Gefühl, dass etwas passiert sein musste. Da bin ich nach dem Dienst kurzerhand los und hab dich im Wohnzimmer gefunden, in …«, seine Stimme brach, er schloss die Augen und sog Luft durch die Nase, »… in einer Blutlache.« Er kämpfte

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