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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Wie beiläufig wäre er beinahe beiseite getreten, hätte sie zurückgelassen, um Damon-Rafaels Opfer zu werden – als Spielzeug der Begierde und des Ehrgeizes. Königin oder nicht, mehr als das würde eine Frau nie für Damon-Rafael sein. DamonRafael hatte Cassilde den sicheren Tod beschert. Ihn hatte es nicht gekümmert, solange sie ihm einen legitimen Sohn gebar. Er würde nicht zögern, Cassandra genauso zu benutzen.
In Allart wallte plötzlich etwas hoch, das er unterdrückt und mit Füßen getreten hatte. Nein! Er wird sie nicht haben!
Hätte sie Damon-Rafael gewollt, wäre sie je begierig auf die Krone gewesen, hätte er beiseitetreten können, wenn auch in unmeßbarem Schmerz. Aber dafür kannte er sie zu gut. Es war seine Verantwortung – und sein Recht, sein unangefochtenes Recht –, sie zu schützen und für sich selbst zu beanspruchen.
Genau in diesem Moment könnte mein Bruder seine Hand ausstrecken, um sie zu nehmen …
Allart konnte vor sich alle Möglichkeiten der Zukunft sehen, aber nicht, was jetzt tatsächlich in der Ferne geschah – nicht ohne die Hilfe der Matrix. Langsam, die verkrampften Muskeln streckend, stand er auf und blickte in der Kammer umher. Die Nacht war vorüber, und auch der Schneefall; rote Morgendämmerung brach draußen über die Hellers, ließ die schneebedeckten Gipfel im roten Sonnenlicht aufblitzen. Mit der Wetterkenntnis der Berge, die er in Nevarsin erlernt hatte, wußte er, daß der Sturm vorbei war, zumindest für einige Zeit.
Mit dem Sternenstein in der Hand konzentrierte er sich angestrengt auf seine Gedanken, die die Matrix über die weiten Zwischenräume hinweg enorm verstärkte. Was geht in Elhalyn vor? Was geschieht in Thendara?
    Langsam, nadelspitzengroß, als blicke er umgekehrt durch eine Linse, winzig, scharf umrissen und glänzend, tat sich ein Bild vor seinen Augen auf.
An der Ufern von Hali, wo die nie endenden Wellen, die kein Wasser waren, für immer brandeten, wand sich eine Prozession mit TrauerBannern und –Fahnen. König Regis wurde zur Begräbnisstätte an den Ufern von Hali getragen, um dort, wie es der Brauch verlangte, bei den früheren Königen und Herrschern der Reiche in einem schmucklosen Grab zu liegen. In der Prozession blitzte Gesicht nach Gesicht vor Allarts Augen auf, aber nur zwei hinterließen einen Endruck in ihm; das schmale, blasse, geschlechtslose von Prinz Felix, trauernd und furchtsam. Es würde nicht lange dauern, das wußte Allart, als er auf die gierigen Gesichter der Adeligen seines Gefolges blickte, bis man ihn entkleiden würde. Man würde ihn zwingen, seine Krone demjenigen zu geben, der Blut, Gene und das kostbare Laran weitergeben konnte. Das andere Gesicht gehörte Damon-Rafael von Elhalyn, dem nächstfolgenden Erben der Krone von Thendara. Als koste er bereits seinen Sieg aus, ritt Damon-Rafael mit einem grimmigen Lächeln dahin. Das Bild verschwamm vor Allarts Augen – und wurde zu dem, was daraus in Zukunft erwuchs. Er sah Damon-Rafaels Krönung in Thendara, Cassandra, gekleidet und geschmückt wie eine Königin, an seiner Seite. Und die mächtigen Fürsten von Valeron, durch Blutsverwandtschaft in ein enges Bündnis geschmiedet, standen hinter dem neuen König …
Krieg, Niedergang, Verfall, Chaos … Plötzlich wußte Allart, daß er am Kreuzweg einer Linie von Ereignissen stand, die die gesamte Zukunft Darkovers für immer verändern konnten.
Ich wünsche meinem Bruder nichts Böses. Aber ich kann nicht zulassen, daß er unsere Welt in den Ruin führt. Es gibt keine Reise, die nicht mit einem einzelnen Schritt beginnt. Ich kann nicht verhindern, daß Damon-Rafael König wird. Aber er kann das Aillard-Bündnis nicht dadurch zementieren, daß er meine Frau zu seiner Königin macht. Allart legte die Matrix beiseite, schickte nach seinen Dienern und ließ sich Speisen bringen. Er aß und trank ohne zu schmecken, um sich für das zu stärken, das – wie er wußte – kommen mußte. Danach suchte er Lord Aldaran auf. Er fand ihn bei guter Laune.
»Ich habe eine Botschaft an meinen Bruder Scathfell geschickt und ihn zur Vermählung meiner Tochter und meines geliebten Pflegesohnes eingeladen«, sagte er. »Es ist ein Geniestreich. Es gibt keinen anderen Mann, in dessen Hände ich meine Tochter so gerne geben würde, damit sie ein Leben lang sicher und geschützt ist. Ich werde ihr heute sagen, was wir vorhaben, und ich glaube, auch sie wird dankbar sein, daß sie nicht in die Hände eines Fremden kommt… Du bist

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