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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Angst um sich selbst hätte ihn nicht dazu gebracht, aber Cassandra, die zitternd in seinem Arm lag, veranlaßte ihn, jeden möglichen Weg zu probieren.
Sie konnten nicht nach Tramontana zurückkehren, aber ein kurzes Wegstück zurück war die Steinmauer. Sie war lange verlassen und im Zerfall begriffen, würde aber einen besseren Schutz als der offene Pfad bedeuten. Und hinter ihr – jetzt sah er es sowohl in der Erinnerung als auch mit dem Laran – befand sich ein dichter Busch immergrüner Pflanzen.
»Wir müssen dorthin zurück, wo wir unser Mittagsmahl genommen haben«, sagte er, sorgsam darauf bedacht, das Heulen des Windes zu übertönen.
Langsam und einander festhaltend, weil der Schnee unter ihren Füßen naß und rutschig war, suchten sie den Weg zurück durch ihre Fußspuren. Es war ein langsamer, mühseliger Marsch. Donal, der sein ganzes Leben in diesen Bergen verbracht hatte, trat so sicher auf wie eine Bergkatze, aber Allart war vor Jahren zum letzten Mal in den Klippen von Nevarsin gewesen, und Cassandra solche Wege überhaupt nicht gewohnt. Einmal rutschte sie aus und fiel der Länge nach in den Schnee. Das dünne, geborgte Kleid rutschte bis über die Knie, ihre Hände schabten über Felsen unter dem Schneekleid. Sie lag frierend und vor Schmerzen schluchzend auf dem Boden. Mit entschlossenem Blick hob Allart sie auf. Sie hatte sich beim Sturz den Knöchel und das Knie verrenkt, und Donal und Allart mußten sie die letzten paar hundert Schritte bis zu der Steinmauer fast tragen, sie hinüberheben und ihr helfen, in das dichte Gebüsch der Pflanzen zu gelangen. Als sie sich endlich sicher wähnten, schrie Allarts Laran ihm entgegen, daß dies der Ort seines Todes war. Er sah ihre Körper, nach Wärme suchend aneinander geklammert, erfroren und todesstarr, und mußte sich in die natürliche, aus Bäumen gebildete Einfriedung zwingen.
Knorrig und alt, seit einem halben Jahrhundert oder länger von der Gewalt der Bergstürme gepeitscht, waren die Bäume dicht miteinander verwachsen. Innerhalb des Dickichts war der Wind schwächer, obwohl sie ihn draußen heulen hörten. Ein Flecken des Bodens war nicht von dichtem Schnee bedeckt. Allart legte Cassandra auf den Boden, faltete ihr Gewand so, daß es einen Großteil der Kälte von ihr abhielt, und fing an, ihr verletztes Bein zu untersuchen.
»Es ist nichts gebrochen«, sagte er nach einem Augenblick unsicher. Ihm fiel ein, daß sie eine ausgebildete Turm-Überwacherin war, geübt, ihren Körper und die anderer zu durchdringen, um festzustellen, was in ihnen nicht stimmte. »Der Knöchel schmerzt, hat aber keinen Schaden erlitten. Nur eine Sehne ist ein bißchen gezerrt… Aber die Kniescheibe ist aus ihrer normalen Lage heraus.«
Als Allart seine Aufmerksamkeit dem Knie zuwandte, sah er, daß die Kniescheibe zur Seite gerenkt war und die Stelle schnell anschwoll und sich dunkel färbte.
Erschreckt einatmend sagte sie: »Donal, du mußt meine Schulter halten, und du, Allart, mußt mein Knie und den Knöchel so packen …« Sie zeigte es ihm. »Nein! Weiter unten, mit dieser Hand – und zieh feste! Mach dir keine Sorgen, ob du mir weh tust. Wenn sie nicht sofort an die normale Stelle gedreht wird, kann ich ein Leben lang gelähmt sein.« Allart faßte sich, um ihren Anweisungen folgen zu können. Cassandra war gefaßt und angespannt, aber trotz ihres Mutes entfuhr ihr ein Schrei, als er die ausgerenkte Stelle anfaßte und sie fest in die alte Position drehte. Er spürte das schabende Geräusch, als die Kniescheibe in die Gelenkpfanne zurückglitt. Cassandra sank in Donals Arme zurück, und einen Moment lang schien es, als sei sie in Ohnmacht gefallen. Aber ihre Augen waren geschlossen. Sie untersuchte erneut ihren Körper, um zu sehen, was passiert war.
»Noch nicht ganz. Du mußt meinen Fuß zu dieser Seite drehen – ich kann ihn nicht bewegen –, dann wird sie sich ganz einrenken. Ja«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen, als Allart ihrer Anweisung folgte. »So wird es gehen. Jetzt ziehe meinen Unterrock aus und bandagiere damit straff das Knie.« Tränen stiegen ihr in die Augen, nicht nur vor Schmerz, sondern auch aus Verlegenheit, als Allart sie anhob, um ihre Unterkleidung zu entfernen, obwohl Donal sich diskret abwandte. Als das Knie mit Streifen aus dem Kleidungsstück verbunden war und Cassandra, blaß und zitternd, in ihren Umhang gehüllt dasaß, wog Allart nüchtern ihre Chancen ab. Der Sturm draußen hatte noch nicht einmal seinen

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