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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mehr als eine Fiktion sein. Sie wird nur solange dauern, wie mein Vater lebt. Dann werden wir Dorilys – wenn sie will – einen Ehemann suchen. Renata und ich werden dann fortgehen. Wenn Dorilys nicht heiratet, werde ich als ihr Wächter bleiben. Sollte es ihr Wunsch sein, einen meiner Nedestro Söhne als ihren Erben zu adoptieren: schön und gut. Falls nicht, ist das auch nicht schlimm. Ich werde mich zwar nicht gegen meinen Vater auflehnen, ihm aber auch nicht gehorchen. Nicht, wenn er will, daß ich meine Halbschwester ins Bett nehme und mit ihr einen Sohn zeuge.«
»Ich würde meinen, das sollte sich nach Dorilys’ Wünschen richten, Cousin. Die Fürstin von Aldaran kann keinen Skandal entfachen, indem sie sich Gardisten oder Söldner ins Bett nimmt, wenn sie gesetzlich mit einem anderen verheiratet ist … Vielleicht wünscht sie es nicht, ohne Liebe und kinderlos zu leben.«
Donal blickte von ihr weg. »Sie mag tun, was sie wünscht, aber wenn sie Söhne bekommen sollte, dann werden sie nicht von mir sein. Allart hat mir genug davon erzählt, was das Zuchtprogramm und die damit verbundene Inzucht unter unserem Volk angerichtet hat. Meine Mutter hat diese bittere Frucht geerntet, und ich werde nicht mehr davon aussäen.«
Vor der Schärfe seiner Worte schrak Cassandra zurück. Allart, der ihr Unbehagen fühlte, hob ihren Umhang auf und sagte: »Ich schlage vor, wir gehen weiter. Die Eskorte kann sich schneller als wir bewegen, aber selbst eine Stunde Fußmarsch ihnen entgegen wird die Zeit verkürzen, die wir morgen auf der Straße verbringen müssen.« Der Pfad war jetzt weniger steil, aber der Sonnenschein wurde von Schatten getrübt, als lange, federgleiche Spuren grauer Wolken am Himmel entlangtrieben. Donal zitterte und blickte nervös zu den Höhen, die von grauen Massen verdunkelt wurden. Aber er sagte nichts, zog nur seinen Umhang am Hals fester.
Allart, der seine Befürchtungen wahrnahm, dachte: Es wäre gut, wenn wir die Eskorte sobald wie möglich treffen.
Wenige Minuten später war der ganze Himmel mit Wolken bedeckt. Allart spürte, wie eine Schneeflocke sein Gesicht streifte. Sie schwebten langsam herab, fielen in langgezogenen Spiralen. Cassandra fing sie mit den Händen ein und bewunderte ihre Größe wie ein Kind. Allart, der in Nevarsin gelebt hatte, wußte einiges über die Stürme in den Hellers. So kommt Damon-Rafael vielleicht doch noch zu seinem Willen. Indem er uns im Winter aus der Sicherheit des Tramontana-Turms vertreibt, wenn es sehr wahrscheinlich zu Stürmen kommt, kann er sich möglicherweise ohne Mühe eines gefährlichen Rivalen entledigen … Wenn ich in diesem Sturm sterbe, gibt es niemanden, der seinem Willen zur Macht entgegensteht. Erneut begann das Laran ihn zu überwältigen, bescherte ihm quälende Bilder von Zerfall und Entsetzen, von tobenden Kriegen, zerstörtem und brennendem Land, von einem Zeitalter des Chaos über ganz Darkover, von Dalereuth bis zu den Hellers. »Allart!« sagte Cassandra, als sie einige Bilder von Zerfall und Chaos aus seinem Geist aufgriff. »Was stimmt nicht?«
Und ich muß Cassandra schützen. Nicht nur vor meinem Bruder, sondern auch vor den wütenden Elementen.
»Wird es zu einem Blizzard kommen?« fragte sie plötzlich ängstlich. Allart blickte auf den dichter werdenden Schneefall.
»Ich bin nicht sicher«, antwortete er und sah zu, wie Donal einen angefeuchteten Finger in den Wind hob und ihn langsam drehte, um herauszufinden, woher er kam. »Aber es besteht schon einige Gefahr, wenn auch nicht unmittelbar. Wir können die Eskorte auf dem Weg treffen, ehe es schlimmer wird. Sie hat Lebensmittel, Kleidung und Schutzausrüstungen, und dann brauchen wir nichts mehr zu fürchten.« Während er sprach, begegnete er Donals Blick und wußte, daß es schlimmer war, als er angenommen hatte. Der Sturm kam aus der Richtung von Aldaran. Deshalb hatte er die Eskorte wahrscheinlich schon zum Anhalten gezwungen. Vermutlich hatten sie ein Lager aufgeschlagen, weil sie nicht mehr in der Lage waren, die Straße zu sehen. Die Tiere konnten sich in dem schweren Schnee keinen Weg mehr bahnen. Die Eskorte traf keine Schuld; sie mußte glauben, daß Allart, Donal und Cassandra sicher unter den Freunden im Turm weilten.
Wie konnte man erwarten, daß sie mit Damon-Rafaels Bosheit rechnete?
Cassandra wirkte entsetzt. Kein Wunder, wenn sie meine Gedanken liest, dachte Allart und machte sich daran, ihre Ängste zu zerstreuen. Er hatte zuviel Achtung vor ihr,

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