Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Vorstellung vom großen Gleichgewicht abgelöst. Das Land, das sie bewirtschaften, ist nicht mehr Gemeineigentum, sondern gehört römischen Landbesitzern, die oftmals noch nicht einmal dort leben. Die Bauern und Händler tauschen nicht mehr, sie bezahlen. Sie tragen keine Waffen mehr, haben aufgehört, an ihre Kriegertraditionen zu glauben. Ihre Geisteswelt ist aus den Fugen geraten; fremde Götter dringen in die Welt des Cernunnos, des Lugh und Taranis ein. Ihre eigenen Götter erhalten seltsame fremde Namen, wie Sulis Minerva, die Wassergöttin von Aquae Sulis (Bath) oder Jupiter Optimus Maximus Tanarus (der romanisierte Donnergott Taranis).
Nur wenige Dinge haben Bestand in dieser Zeit, wenn auch nur an der Oberfläche. Noch immer kämpfen die Kelten – in diesem Fall die britannischen – gegen Bezahlung für andere Herrscher – in diesem Fall den römischen Kaiser.
Aus Kelten sind Römer geworden …
Oder doch nicht?
Zusammenbruch
Die römische Provinz Britannia
Als am 24. August des Jahres 410 n. Chr. die Goten unter ihrem Herrscher Alarich Rom erstürmen, morden, plündern und vergewaltigen, ist das nur das Ende des schleichenden Untergangs des Imperiums, der bereits 240 Jahre zuvor begonnen hat. Rom versinkt im Chaos. Das Weströmische Reich bricht zusammen. Die Vorgänge sind komplex, das Ergebnis unvermeidlich und vorhersehbar. Doch welche Auswirkungen haben all diese Entwicklungen auf die römische Provinz Britannia? Wie viel von dem, was passiert, wird überhaupt von der Mehrheit der Bevölkerung wahrgenommen?
Um die Antwort auf die zweite Frage vorwegzunehmen: vermutlich nicht viel. Die meisten Entwicklungen spielen sich auf administrativer oder sogar nur militärischer Ebene ab und betreffen nur die oberste Provinzialverwaltung und/oder die Streitkräfte. Britannien ist innerhalb des römischen Machtgefüges aufgrund der dort konzentrierten militärischen Kräfte ein gefährliches Instrument im Kampf um den Kaiserthron. Ab Mitte des 2. Jahrhunderts stehen 50
000 Legionäre mit entsprechenden Hilfstruppen in Britannien; ein Achtel der gesamten römischen Streitkräfte überhaupt. Dessen sind sich sowohl der Kaiser in Rom als auch die Gouverneure in Britannien selbst bewusst, wie zwei Maßnahmen aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts beweisen.
Um 197 n. Chr. wird die Provinz administrativ geteilt. Die Zerlegung in Britannia inferior (der Norden) und Britannia superior (der Süden) verfolgt dabei nur sekundär das Ziel, mehr Verwaltungsposten für Beamte zu schaffen. Primär geht es darum, die militärischen Ressourcen zu teilen, um sie nicht in den Händen eines einzigen Mannes zu belassen.
Die sogenannte »Sachsenküste«. Die römischen Festungen an der Südostküste Britanniens wehrten später auch die eindringenden Sachsen ab. Ihre römischen Bauherren im 3. Jahrhundert wollten aber vor allem andere römische Feldherren fernhalten und den lukrativen Handel zwischen Britannien und Gallien schützen.
Zwischen 210 und 245 n. Chr. entsteht an der Südost- und Ostküste, vor allem an den Flussmündungen, eine Reihe von Befestigungsanlagen und Forts, die in ihrer Gesamtheit heute gemeinhin unter dem Namen »Saxon Shore« – »Sachsenküste« bekannt sind. Sicher werden sie und ihre Erweiterungen knapp 190 Jahre später tatsächlich als Verteidigung gegen die Einfälle sächsischer Kriegerhorden dienen. Zur Zeit ihrer Entstehung erfüllen sie zwei ganz andere Funktionen. Zum einen sind sie Ausgangsbasen für die römische Flotte in Britannien, um vor allem die Getreidetransporte für die römischen Garnisonen an der Grenze zu Germanien gegen dieÜberfälle von Piraten zu beschützen. Zum anderen kontrolliert dieselbe Flotte von diesen Forts aus die britannische Küste selbst, und zwar nicht aus Angst vor marodierenden Barbaren, sondern vor einem eventuellen Angriff eines höchströmischen Mitanwärters auf die Macht in Rom …
Der innere Feind.
Doch was ist mit den äußeren Feinden an den Grenzen des Römischen Reiches? Als um 170 n. Chr. an Rhein und Donau die ersten Unruhen aufkommen, herrscht in Britannien an den äußeren Grenzen relative Ruhe. Erst knapp 15 Jahre später brodelt es im Norden, als überehrgeizige Heerführer »Strafexpeditionen« in die schottischen Highlands unternehmen, um Kaiser Commodus zu beeindrucken. Dieses wiederholt sich unter Severus und seinem Sohn Caracalla bis einschließlich 210 n. Chr., aber all diesen Aktionen ist eines gemeinsam: Rom sucht sich
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