Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
endgültig in skotischer Hand.
Das Land der Skoten – Schottland – ist geboren, auch wenn es erst ab dem 11. Jahrhundert so heißen wird. Bislang ist sein Name Alba .
Doch spielen sich in der Realität die Trennung und Vereinigung von Pikten und Skoten schon längst nur noch auf der Ebene der Königshäuser ab. Wenn ein Heer gegen ein anderes zieht, dann kämpfen die einem Königshaus verpflichteten Krieger gegen die eines anderen. Und auch innerhalb der Dynastien dieser beiden Bevölkerungsgruppen sind Auseinandersetzungen keine Seltenheit, sodass auch Skoten gegen Skoten und Pikten gegen Pikten antreten.
In der breiten Bevölkerung dagegen hat, unter anderem im Zuge des gegenseitigen Frauenraubs, längst der Prozess der Vermischung eingesetzt. Spätestens, als bei den Einwanderern aus Ulster nicht mehr nur Krieger, sondern vor allem Siedler und ihre Familien in den skotischen Teil von Dál Riada kamen, haben sich ganz normale wirtschaftliche und soziale Kontakte entwickelt. Natürlich ist in Dál Riada und im Grenzgebiet die Vermischung am stärksten. Doch schon allein die Tatsache, dass den Kriegern und ersten Siedlern der Skoten schon bald christliche Missionare folgten, die mit ihren Reisen durch ganz Pictland den Grundstein für eine gemeinsame religiöse Basis legten, hat erheblich zur Verschmelzung der beiden Volksgruppen beigetragen. Allerdings mangelt es den Pikten an dieser Stelle ein wenig an der Kontinuität. Schon zu einer Zeit, wo Dál Riada noch eine lose Ansammlung einzelner Siedlungen ist, also etwa um 420 herum, startet der heilige Ninian zu einer ersten Bekehrungsmission in das Reich der Pikten. Schade nur, dass er nicht die Persönlichkeit zu sein scheint, die nachhaltig Eindruck auf sein Publikum macht, denn unmittelbar nach seinem Tod fallen die Pikten wieder in ihre alte keltische Glaubenswelt zurück. Der 140 Jahre später aus Irland kommende St. Columba geht die Mission deutlich geschickter an. Zunächst erbittet er vom Piktenkönig Bridei mac Maelcon an dessen Hof in Inverness die Erlaubnis, auf der entlegensten Ecke von Mull (zu dieser Zeit noch Pictland) ein Kloster zuerrichten, welches er Hii nennt (heute bekannt als Iona). Danach beginnt er seine Missionarstätigkeit genau an der richtigen Stelle: bei seinem Gönner. Der Übertritt des piktischen Herrschers zum Christentum im Jahr 570 hat Signalwirkung. Die Pikten werden Christen. Die bereits erwähnten Darstellungen keltischer Kreuze zusammen mit eigenen mystischen Symbolen auf piktischen Steinskulpturen zeigen, dass es keine gewaltsame Konvertierung gegeben hat, sondern dass sich die Pikten nach dem Vorbild ihres Königs dem christlichen Glauben sehr schnell und freiwillig geöffnet haben.
Alba bleibt nach der Vereinigung durch Kenneth mac Alpin für 200 Jahre ein unabhängiges Königreich. In diesen 200 Jahren treten einige Veränderungen ein. Im Laufe der Zeit gewinnt das »importierte« skotische Element die Oberhand über das ursprüngliche piktische. Wichtigstes Indiz dafür: Die Sprache der Skoten, das Gälische (Altirisch) verdrängt nicht nur die piktische Ursprache, sondern auch die keltischen (brythonischen) Reste der alten Verkehrssprache.
Doch sind die Pikten nicht die Einzigen, die eine Tradition in Stein erschaffen haben. Die Skoten, angeblich sogar Fergus Mór selbst, haben der Sage nach einen Stein aus ihrer irischen Heimat mitgebracht. Eigentlich wirkt er völlig unscheinbar. Er besteht aus rotem Sandstein, ist 66 cm x 41 cm x 28 cm groß und wiegt stolze 152 Kilogramm, was allein schon dafür spricht, dass er von erheblicher Bedeutung für die Skoten sein muss, wenn sie ihn bei Vorstößen in neue Regionen mit sich führen. Er hat einen klaren religiösen Bezug, denn seine einzige Verzierung ist ein einfaches lateinisches Kreuz. Man kennt ihn unter dem Namen Lia Fail – »sprechender Stein«, »Schicksalsstein« oder auch »Stein von Scone«, nach dem Ort, an dem er aufbewahrt wurde. Die ehemalige Abtei von Scone (heute Scone Palace in der Nähe von Perth) ist der Ort, an dem bereits die piktischen – und ab der Vereinigung unter Kenneth mac Alpin auch die schottischen – Könige gekrönt wurden. Er ist ein Symbol der besonderen Art, und ihm ist eine wechselvolle Geschichte beschieden. 1269 wird Edward I. ihn stehlen und in denKrönungsstuhl in Westminster Abbey einbauen lassen, der Ort, an dem alle englischen Könige gekrönt werden (s. Farbbildteil Abb. 28). 1950 entwenden ihn vier Studenten und
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