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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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weder Dörfer noch Städte. Hier definiert man sich über Familienzugehörigkeiten, und so vermischen sich diealten Clanstrukturen mit den Glaubensvorstellungen des Christentums. Der Clanführer, der sich dazu entscheidet, die keltischen Götter aufzugeben und stattdessen zum Christentum überzutreten, wird gleichzeitig zum materiellen Gönner der Quelle seiner Erleuchtung. Es entstehen Klosterkirchen von des Herrschers Gnaden, auf dessen Grund und Boden die Kirche steht. Höhergestellte Ordensbrüder entstammen der Familie des jeweiligen Clanführers. Die Klöster sind am Ende kleine, sich selbst regierte Städte mit eigenen Regeln, eigener Organisation und eigenen Ländereien. Und gelegentlich wird solch ein Kloster auch Königssitz, wie Kildare und Emly. Diese Bindung eines religiösen Führers an ein Herrschaftshaus führt dazu, dass die Klöster zu den eigentlichen Machtzentren der jeweiligen Region heranwachsen. Hinter ihren Mauern blühen Kunst und Wissenschaft auf, denn man wird nicht durch Pflichten gegenüber einer Gemeinde abgelenkt. Die Künstler produzieren nicht mehr nur auf Auftrag, sondern kennen den Geschmack ihrer Abnehmer und können sicher sein, dass jedes gefertigte Stück auch einen Käufer findet.
    Doch auch in Glaubensfragen schlägt die irische Kirche eine ganz eigene Richtung ein. Manchmal sind es nur Äußerlichkeiten, wie die Tonsur der Mönche, die angeblich der der alten Druiden ähneln soll. Auch berechnet die keltische Kirche den Osterfeiertag anders als die römische, und auch andere keltische »heidnische« Elemente finden Eingang in die Praxis der irischen Christen.
    Vielleicht ist es gerade dieses Abweichen, das die irischen Klöster zu den führenden Bildungszentren Westeuropas werden lässt, die wie Clonmacnoise und Glendalough weit über die irischen Grenzen hinaus bekannt werden. Bald gilt in Irland zu studieren als Muss für jemanden, der etwas auf sich hält. Und Durchhaltevermögen hat. Das Klosterleben ist hart; fast immer sind die Mönche Vegetarier, baden in kaltem Wasser und praktizieren oft die Selbstkasteiung. Auch sind die Rituale der einzelnen Klöster nicht einheitlich.
    Das Symbol der irischen Kirche ist das sogenannte »keltische Kreuz«. Dabei stammt es noch nicht einmal aus Irland und darüber hinaus aus einer Zeit, die mehr als 130 Jahre vor der Rückkehr des Patrick als Missionar liegt. Der erste christliche römische Kaiser Konstantin trug während der Schlacht an der Milvischen Brücke im Jahr 312 eine Standarte mit den ersten beiden (griechischen) Buchstaben des Wortes »Christus«: ch(i) = X und r(ho) = P. Die beiden Buchstaben wurden mit der Zeit zu einem Symbol zusammengeführt (zur Herausbildung des keltischen Kreuzes, s. Farbbildteil Abb. 33).
    In abgewandelter Form findet man die frühen Exemplare außer in Irland auf der gesamten britischen Hauptinsel und vielen der vorgelagerten Inseln. Bis zum 9. Jahrhundert erreicht diese Form schließlich ihre höchste Stufe der Vollendung in den steinernen Hochkreuzen von Irland und der Insel Iona in Nordwestschottland.
    Und die Druiden? Nehmen sie einfach so hin, dass sie ihren Status als heilige Männer bei den Stammesführern verlieren, dass die Götter, zu denen sie reden sollen, plötzlich unwichtig zu sein scheinen?
    Natürlich nicht, und die Mittel, zu denen sie greifen, sind nicht von der feinen Sorte. Schon Patrick entgeht nur knapp einem Giftanschlag durch den Druiden Lucat Mael und wird anschließend von diesem zu einem heiligen Feuertest genötigt, den er unbeschadet übersteht. Die letzte Verzweiflungstat ist aus dem 7. Jahrhundert überliefert. Die Druiden wenden sich an den König ihrer Provinz mit der Bitte um militärische Hilfe gegen die christlichen Missionare. Doch der Sage nach stehen die Krieger wie gelähmt vor den betenden Männern, unfähig sogar, die Schwerter zu ziehen. Der König ist so tief beeindruckt von dieser geistigen Stärke, dass er selbst zum Christentum übertritt.
    Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Die heilige Bríd (Brigit) wuchs bei einem Druiden auf und unterstützte diesen neben ihrer eigenen christlichen Missionarstätigkeit. Ihr Pflegevater war von dieser Offenheit und Toleranz so beeindruckt, dass er selbst am Ende konvertierte.
    Nach Patrick strömen Studenten zu Tausenden auf der Suche nach Wissen nach Irland. Monasterboice, Clonmacnoise, Glendalough und die anderen Klöster vibrieren mit Leben. Doch ab dem späten 6. bis ins 8. Jahrhundert kehrt sich die Bewegung

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