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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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(ein etwas schöneres Wort für das Exilieren ungeliebter Glaubensgegner, meist Presbyterianer) »umgesiedelten« schottischen Protestanten scheinbar auch die letzten Reste keltischer Kultur.
    In Schottland, das bereits seit dem 12. Jahrhundert anglo-normannisch ist, wird dieser Prozess 1688 mit der Zerschlagung des Königshauses Stuart eingeläutet. Die Zwangsunion mit England von 1707 besiegelt schließlich den Untergang der keltischen Strukturen, indem alles unter Strafe gestellt wird, was einmal die keltische Gesellschaft der Highlands ausgemacht hat. Das traditionelle Leben, die Privatkriege und Raubüberfälle hören einfach auf, vor allem nachdem England nach der Niederlage des letzten schottischen Herrschers, Bonnie Prince Charlie, der 1746 nach Frankreich flieht, Schottland militärisch besetzt hat. Von da an ist sogar die typische Kleidung des Hochlands – karierte Kleidung, die die Clanzugehörigkeit ausdrückt – verboten.
    England hat nicht vor, in Schottland weitere Aufstände zu riskieren: Die wehrfähigen Männer werden in englische Regimenter zwangsrekrutiert, die Clanführer ermordet oder vertrieben, die Ländereien enteignet.
    Cornwall und Wales, die beide erfolgreich den Angelsachsen widerstanden haben, sind schon längst Bestandteil des englischen Feudalsystems. 1410 stirbt der letzte keltische Rebell Owain Glyn Dwr (Owen Glendower) im Kampf – um in den folgenden Jahrhunderten als mystische Heldengestalt immer dann gesichtet zu werden, wenn die Not am größten ist. Die englischen Parlamentsbeschlüsse zwischen 1536 und 1543, die Wales mit England politisch verbinden, schreiben nur nieder, was bereits Tatsache ist. Sie sind die gesetzliche Handhabe, das walisische Recht zu verbieten und der Sängerkultur den Todesstoß zu versetzen, ein Prozess, der durch das Vordringen des Methodismus – dem krassen Gegensatz zu den lebenslustigen keltischen Bardentraditionen – ab 1660 beschleunigt wird.
    Die Bretagne wird im 9. Jahrhundert zu einem einzigen großen Königreich, das 1488 seine Unabhängigkeit verliert und schließlich 1532 mit Frankreich zwangsvereinigt wird.
    Wo immer die Kelten, das große Volk der Eisenzeit, geherrscht haben, wurden sie vernichtet oder vertrieben. Doch an den Rändern Europas, in Wales, Schottland, Cornwall, Irland und der Bretagne, ist der Kampf um den Erhalt der letzten keltischen Spuren noch lange nicht vorbei …
    Heute hören wir »traditionelle keltische Musik«, kaufen »typisch keltischen Schmuck«, lassen uns in Tattoo-Shops auch gern »celtic tribals« stechen. Wir ergötzen uns im Urlaub an Schotten im Kilt und bilden uns ein, einen alten keltischen Krieger vor uns zu haben. Wir reisen durch Wales und Irland und sehen zweisprachige Ausschilderungen und glauben, dass das Keltische hier in Reinkultur überlebt hat. Wir fühlen uns vielleicht selbst wie halbe Kelten, wenn wir einen Irish Pub betreten, in dem »Cead Mile Fáilte« – »Ein tausendfach Willkommen« – oder »Sláinte« – »Gesundheit« – an denWänden steht. Doch wie viel von dem, was wir heute als »typisch keltisch« kennen, ist es wirklich? Und wie viel umgibt uns, von dem wir nicht einmal wissen, dass es keltisch ist?

»Cymru am Byth«, »Eirinn Go Bra« und »Celtic Woman«
    Eine keltische Reise
durch Zeit und Raum

März 2005 n. Chr.
    Im Zuschauerraum ist es stockfinster. Auf der Bühne beginnt ein geheimnisvolles Lichtspiel, das mit mystisch anmutenden Farbschatten und Lichtpunkten den Rhythmus der Musik schon andeutet, noch bevor diese begonnen hat. Das Licht verändert sich kaum merklich, nur so viel, dass man die drei schlanken, hochgewachsenen Frauen in langen schwarzen Kleidern erahnen kann. Als die ersten getragenen Töne der Musik einsetzen – ein verhaltenes, dumpfes Dröhnen von einer schweren Trommel und kristallhelle Keyboardakzente – brandet Beifall auf. Jeder kennt dieses Lied, und jeder kennt die Sängerin, die jetzt aus der Mitte der drei hervortritt, in den Lichtkegel hinein, und mit ihrer markanten Stimme den Saal füllt. Kaum jemand sitzt ruhig, die Hände, die Füße bewegen sich im Takt, viele unterdrücken den Drang, einfach aufzustehen und zu tanzen. Es ist der Rhythmus, das Licht, der Sound, der die Körper der Zuhörer innerlich erbeben lässt. Alles stimmt. Die Bühne und der Saal sind perfekt ausgeleuchtet, die Beschallungsanlage hat die perfekte Lautstärke und Ausrichtung, die Mikrofone sind perfekt ausgesteuert. »Celtic Woman« ist perfekt. Eine

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