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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Geschichte unter seinem Spitznamen »Strongbow« eingegangen. Seine Motivation, als »Headhunter« für Mac Murchada zu agieren: Er soll nach dessen Tod die Provinz Leinster erhalten. Um die Vereinbarung zu besiegeln, verspricht ihm Mac Murchada seine Tochter Aoife zur Frau.
    Es ist diese Vereinbarung, die Henry davon abhält, sich ruhig zurückzulehnen. Sein Plan gerät etwas ins Wanken. Dabei hatte alles so gut ausgesehen! Im günstigsten Fall hätte er in Irland ein neues Königreich, gehalten von einem loyalen, ihm verpflichteten Klientenkönig und einer Streitmacht aus eigenen Vasallen. Würde die Sache schiefgehen, hätte er denselben Status quo wie vorher, nur mit dem Bonus, dass er seine unangenehmen Vasallen los ist.
    Jetzt, durch die familiäre Verbindung zwischen irischem Provinzkönig und normannischem machthungrigen Baron, könnte jenseits der Irish Sea ein unabhängiger Staat entstehen, der der englischen Krone alles andere als wohlgesonnen ist.
    Und so beäugt Henry II. den guten Start des Unternehmens auch mit einer gehörigen Portion Misstrauen. Die irischen Prinzen und Kleinkönige sind viel zu sehr auf sich selbst und ihr eigenes Herrschaftsgebiet fixiert, um auf die Idee zu kommen, sich vereint den normannischen Eindringlingen entgegenzustellen. Außerdem sind sie als stolze keltische Krieger in der alten Kampfweise verhaftet und kämpfen grundsätzlich ohne Rüstung. Der Ehrbegriff der Lord Marchers unter Strongbow ist dagegen ein wenig unterentwickelt, und so nutzen sie jeden sich bietenden Vorteil aus. Viele gute irische Krieger sterben in aussichtslosen Kämpfen. Die Normannen dringen ins Landesinnere vor, errichten Befestigungen und bauen große, wehrhafte Castles. Schon bald ist die gesamte Ostküste in der Hand der Normannen und Mac Murchada wieder König von Leinster.
    1171 handelt Henry. Er widerruft die Erlaubnis seiner Untertanen, nach Irland zu gehen (um Strongbow vom Nachschub an normannischen Kriegern abzuschneiden) und macht sich selbst auf den Weg nach Irland. Die päpstliche Bulle hat er wohlweislich nicht im Gepäck, denn im übertragenen Sinne tropft zu dieser Zeit von seinemSchwert noch das Blut des Erzbischofs von Canterbury, Thomas Becket, den er hat ermorden lassen. Strongbow ahnt wohl, was ihm blüht, denn er segelt Henry entgegen. Seine offizielle Entschuldigung und Bitte um Vergebung bringt ihm die formelle Herrschaft über Leinster und 100 Ritter.
    Die Iren werden immer weiter zurückgedrängt, werden Vasallen auf ihrem eigenen Land. Viele unterwerfen sich Henry II. direkt, da sie sich Schutz vor der Willkür Strongbows und anderer normannischer Barone erhoffen. Auf der Basis der Unterwerfung ganzer Clans entstehen neue Grafschaften, die vielfach den alten Clangrenzen folgen. Die Herren sind immer Normannen. Die meisten Iren können bleiben wo sie sind, nur dass sie ihr Land jetzt für einen fremden Herrn bewirtschaften. Einige müssen ihren Grund und Boden räumen, den die Normannen mit eigenen Arbeitern bevölkern, oder auf dem sie kleine Städte als Märkte für die Produkte der Äcker und Weiden errichten. Bald kommen neue Einwanderer, aus England, Wales, Frankreich und Flandern. Alle diese Neuankömmlinge sind vom Status her freie Männer – nur die einheimischen Iren nicht. Sie haben etwa denselben Status wie Straffällige in England. Wer sich nicht beugen will, wird in nicht kolonisierte Gebiete – meist Sümpfe und Wälder – verdrängt. Nur eine einzige irische Familie schafft es im Laufe der Jahre, in die Kreise der Feudalaristokratie aufzusteigen, die Abkömmlinge des letzten Königs von Dublin und ehemalige Anhänger des Strongbow.
    Auch kulturelle Veränderungen finden statt, vor allem in den Städten. Dublin untersteht Henrys engsten Vertrauten, Männern aus Bristol. Neben einem Wandel in der Architektur (Kirchen entstehen jetzt im frühen englischen gotischen Stil) hält in den Städten so ganz allmählich auch die englische Sprache Einzug und verdrängt das Nordische der Wikinger. Die Könige nach Henry II. beginnen, weiträumig auch Elemente lokaler Administration einzuführen, wie den in England bereits existierenden shire-reef – den Sheriff, den Verantwortlichen für die öffentliche Ordnung; Polizist und Richter in einem. Der »Rat des Königs« in Irland besteht zunehmend ausbezahlten Beamten, sodass diese Institution schon Züge eines englischen öffentlichen Dienstes trägt. Das System der Grafschaften in Irland wächst; von 16 Counties stehen

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