Herrscher der Eisenzeit
und Avarwy im Besonderen zu unternehmen.
Diesmal kann sich Caesar auch die Zeit nehmen, auf die Geiseln zu warten (die er zur Refinanzierung seines Feldzugs in die Sklaverei verkauft), da er durch den Sturm ohnehin zu wenige Schiffe hat, um alle Legionäre, Hilfstruppen und Geiseln auf einmal zu transportieren. Als am 26. September 54 v. Chr. die Schiffe das zweite Mal ablegen und Kurs auf Portus Itius nehmen, haben die Römer Britannien verlassen. Es sollte unglaubliche 97 Jahre dauern, bis sie wieder zurückkehren.
Aber sind sie wirklich weggegangen?
Siebenundneunzig Jahre Ruhe?
Der Fuß in der Tür …
Ende September des Jahres 54 v. Chr. sind die römischen Legionen abgezogen. Im März 44 v. Chr. stirbt Caesar im Kapitol und 13 Jahre später, mit dem Sieg seines Großneffen Octavian über die vereinte Streitmacht von Marcus Antonius und die ägyptische Herrscherin Cleopatra in der Schlacht von Actium auch die römische Republik.
Sehr lebendig dagegen ist das Bild des erfolgreichen Eroberers fremder Territorien. Und so landet auch Britannien recht frühzeitigwieder auf der Wunschliste des Ocvtavian, der sich inzwischen Augustus nennt. Nicht zuletzt trägt dazu auch die auf den damaligen römischen Karten dargestellte geografische Lage Britanniens bei: Von Britannien aus gesehen liegt Germanien im Osten, Gallien im Süden und Hispania im Westen, stellt also eher eine wilde Enklave in römischem Hoheitsgebiet dar.
Dass es letztlich zu keiner Wiederholung der Invasion von 55/54 v. Chr. kommt, verdankt Britannien zwei wesentlichen Aspekten. Caesar mag von sagenhaften Schätzen gehört haben, gesehen hat er sie nie. Wie hätte er auch? In die reichen Zinnabbaugebiete Cornwalls ist er als Militär nie vorgedrungen. Im Gegenteil, eigentlich haben sich die Britannier als ziemlich ärmlich dargestellt, was die offiziellen, eher bescheidenen römischen Tributforderungen belegen.
In erster Linie hilft den britischen Völkern jedoch die Renitenz der Germanen, deren Gebiet auf eben erwähnter Wunschliste des Kaisers Augustus ganz oben steht. Die Kämpfe gegen die Germanen haben die Römer jahrelang viel Zeit und Energie gekostet. Im Zuge dessen sind auch ihre Grenzbefestigungen wie der Limes entstanden. Diese langjährige Auseinandersetzung, in der die berühmte Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. eine wichtige Entscheidung darstellt, kostet Rom schließlich so viele Ressourcen, dass Augustus von weiteren Eroberungen absieht. Stattdessen proklamiert er die Festschreibung der bestehenden Grenzen des Römischen Reiches. Auch sein Nachfolger, der ab 14 n. Chr. amtierende Kaiser Tiberius, macht sich diese Politik zum Grundsatz seiner Regierung.
Doch mögen die Legionäre aus Britannien abgezogen sein, Rom selbst ist noch da. Und der Fuß, den Rom nach seinem körperlichen Abzug in der Tür zu Britannien behalten hat, hat einen konkreten Namen: Kommerz.
Nur in einem Nebensatz des De bello Gallico wird erwähnt, dass Caesar auf seiner zweiten Expedition von etwa 200 privaten Schiffen begleitet wird. Auf die Identität und die Funktion dieser Begleiter geht er nicht weiter ein, es ist jedoch naheliegend, dass es sich dabei um wohlhabende Freunde Caesars handelt, die neues, lukratives Geschäft in Britannien wittern. Und selbst, wenn ihnen der direkte Zugriff auf die Schätze Britanniens vorenthalten bleibt, so finden sie doch im Überfluss neue Absatzmärkte für römische Waren, die in diesem Teil der Welt als Luxusgüter gelten. Das östliche Britannien ist ein Schwamm, der die Symbole der römischen Lebensart schneller aufsaugt, als sie nachgeliefert werden können: Wein, feine Keramik, Stoffe, Schmuck. Dieser Handel ist von britannischer Seite aus ausschließlich auf höchster Ebene angesiedelt. Es ist das bekannte Muster: Hochgestellte Adlige wollen durch Selbstdarstellung und Geschenke innerhalb ihrer Gemeinschaft ihren eigenen Status erhöhen.
Doch profitieren auf der anderen Seite auch die privilegierten römischen Geschäftsleute: Privatpersonen, zum Teil aber auch römische Beamte. Und Profit ist hier durchaus nicht nur rein finanziell zu sehen. Die Güter, die sie von den Britanniern erhalten, sind laut Strabo Getreide, Tierhäute, Vieh, Eisenbarren, und »Sklaven« – typischer Legionsbedarf. Allein dieses Sortiment versetzt sie in die Lage, nicht nur gut verdienende, sondern vor allem einflussreiche Lieferanten für die römische Militärmaschinerie zu werden.
Hauptnutznießer der sich neu entwickelnden
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