Herrscher der Eisenzeit
hinzuzufügen. Er ist zu diesem Zeitpunkt jedoch viel zu sehr mit seinen Eroberungsplänen in Germanien beschäftigt, um Ressourcen für Britannien freizusetzen. Es ist also völlig ohne Not, dass sich im Jahr 26 v. Chr. Epillus und Verica alsVertreter der Atrebates und der Cantii in Rom einfinden, Augustus im Kapitol Geschenke übergeben und einen Friedensvertrag anbieten.
Zwei südbritannische Stämme, die Rom ihre Aufwartung machen? Und dafür vielleicht zusätzliche Handelsprivilegien erhalten?
Die Cassi möchten nachvollziehbar an den neuen Chancen teilhaben, möchten darüber hinaus aber auch ein gewisses Maß an Kontrolle über das Verhältnis ihrer direkten Nachbarn zu Rom ausüben können. Also besetzen die Cassi unter Epaticcu (Bruder und Mitregent des Cunobelin) ab 20 n. Chr. zunächst die nördlichen Teile des atrebatischen Territoriums und schließlich um 25 n. Chr. deren Hauptstadt Calleva (in der Nähe des Ortes Silchester gelegen). Nur wenig später ist ihr Einfluss auch bei den Cantii dokumentiert. Ob dies auf militärischem oder diplomatischem Weg erreicht wurde, ist nicht überliefert.
Wohlstand ist Macht, und Macht zieht an. Westlich von den Cassi, und damit nach dem Niedergang von Hengistbury Head von allen lukrativen Handelsstraßen abgeschnitten, leben die Dobunni. In realistischer Einschätzung ihrer Lage arrangieren sie sich mit den Cassi, wobei der gemeinsame belgische Ursprung sicher auch eine Rolle spielt.
Caesar hat 55/54 v. Chr. in Britannien keinen militärischen Sieg für Rom errungen, jedoch ist das, was er erreicht hat, viel bedeutender: Er hat jenseits jeglicher Politik primitive menschliche Instinkte angesprochen, hat Begehrlichkeiten geweckt, und das so nachhaltig, dass in den fast 100 Jahren nach seiner Abreise auch ohne militärische Machtdemonstrationen ein neues Britannien entsteht.
Und es ist kein Zufall, dass dieses Britannien so überaus große Ähnlichkeiten mit Gallien aufweist …
Von Muscheln und glücklosen Herrschern
Er holt tief Luft und atmet die salzige Meeresluft ein. Hinter sich hört er das Schnauben der Pferde, vieler Pferde, und etwas weiter vorn sieht er die Hafenanlagen. Er kann die Zahl der Schiffe nur erahnen, die bereitliegen, um das Heer über das Wasser zu transportieren.
Ein römisches Heer angeführt vom römischen Kaiser persönlich.
Sein Mund verzieht sich zu einem verächtlichen Grinsen. Zittern sollen sie, die, die ihn vertrieben haben. Allen voran seine beiden sauberen Brüder Togodum und Caradoc. Haben ihn belächelt, als er seinen Teil der Macht eingefordert hat.
Haben sie wirklich geglaubt, dass er, Adminius, die Zurückweisung einfach so auf sich sitzen lassen würde? Nein, er hatte mehr von ihrem Vater Cunobelin als die beiden zusammen.
Gut, die Götter sind nicht mit ihm gewesen, als er versucht hat, sich mit Gewalt zu nehmen, was man ihm im Guten nicht hatte geben wollen. Nun, jetzt wird ihm jemand anderes zu seinem Recht verhelfen.
Zugegeben, seine Flucht war alles andere als würdevoll gewesen. Gekleidet in unauffällige Lumpen, zusammen mit seinen engsten Kampfgefährten versteckt auf ein paar baufälligen Handelskähnen, die Waffen verborgen in dreckigen Bündeln, die selbst von den schmuddeligen Verlade- und Schiffshelfern keiner anzufassen wagte aus Angst, sich Schwären an die Hände zu holen. Damit waren sie erst recht vor Kontrollen durch die überheblichen Beamten im gallischen Hafen sicher.
Auf seinem Weg nach Rom hatten seine Augen ihm bestätigt, was er eigentlich schon gewusst hatte: Es ging den Menschen gut hier. Rom tat den Menschen gut hier.
Wirklich überrascht hatte ihn die Reaktion, als er sich bei den Offiziellen der Stadt als exilierter Adliger der Cassi vorgestellt hatte. Wie einen König hatte man ihn behandelt! In einem eigens fürhochrangige Gäste errichteten Haus hatte man sie untergebracht! Und nach nur drei Tagen hatte sie der große Herrscher, den alle verheißungsvoll den »Soldatenkaiser« nannten, persönlich empfangen, um ihr Anliegen zu hören. Er hatte sich geschmeichelt gefühlt. Er war wichtig.
Umso mehr, als dass Gaius Caesar Augustus Germanicus sofort eine große Versammlung des Rates einberufen hatte, den man hier Senat nannte. Nicht wirklich verstanden hatte er, warum ihn der Kaiser den hohen Herren vorgestellt und verkündet hatte, dass ihm die britannischen Stämme ihre Unterwerfung erklärt hatten und er sich nun dahin begeben müsse, um die neuen Territorien für Rom in Besitz zu
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