Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
und Enttäuschung in Aufruhr geraten waren – stand nun vollständig unter Vins Herrschaft.
Sofort befahl sie dem Geschöpf, seine Gefährten anzugreifen. Nur wenige Augenblicke später wurde es niedergemäht, aber zuvor hatte es bereits zwei andere Kolosse getötet. Während Vin kämpfte, nahm sie sich einen weiteren Koloss vor, dann noch einen. Sie schlug wahllos zu und lenkte die Kolosse mit ihrem Schwert ab, während sie verschiedene Mitglieder der Gruppe auswählte und sie innerlich umdrehte. Bald versank das Gebiet
um sie herum im Chaos, und sie besaß eine kleine Gruppe von Kolossen, die für sie kämpfte. Jedes Mal, wenn einer fiel, ersetzte sie ihn durch zwei neue.
Während des Kampfes warf sie einen raschen Blick hinüber zu Elants Männern und stellte erleichtert fest, dass auch bei ihnen eine große Abteilung der Kolosse gegen die eigenen Gefährten focht. Elant bewegte sich zwischen ihnen hin und her. Er selbst kämpfte nicht mehr, sondern konzentrierte sich ganz darauf, einen Koloss nach dem anderen auf seine Seite zu bringen. Es war ein Risiko für Elant gewesen, allein in diese Stadt zu reiten, und Vin wusste nicht, ob sie seine Entscheidung gutheißen sollte. Doch im Augenblick war sie nur froh darüber, dass sie ihn rechtzeitig erreicht hatte.
Sie machte es wie Elant, stellte das Kämpfen ein und richtete all ihre Kraft darauf, ihre kleine Truppe aus Kolossen zu befehligen und nacheinander neue Mitglieder zu gewinnen. Bald kämpften beinahe hundert Kolosse für sie.
Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, dachte sie. Und tatsächlich entdeckte sie bald einen Fleck am Himmel, der durch die niederfallende Asche auf sie zuhielt. Der Fleck löste sich zur Gestalt eines Menschen in einer dunklen Robe auf, der über die Armee flog, indem er gegen die Koloss-Schwerter drückte. Die große Gestalt war kahl und hatte ein tätowiertes Gesicht. In dem von Asche verdunkelten Licht des Mittags erkannte Vin die beiden dicken Stachel, die dem Mann mit der Spitze voran durch die Augen getrieben worden waren. Es war ein Stahlinquisitor – einer, den sie nicht kannte.
Der Inquisitor landete hart und mähte dabei einen von Vins gestohlenen Kolossen mit einem Paar Obsidianäxten nieder. Er richtete die blicklosen Augen auf Vin, und sie verspürte unwillkürlich ein Gefühl von Panik. Eine Reihe überdeutlicher Erinnerungen zog an ihrem inneren Auge vorbei. Eine dunkle, regnerische Nacht. Türme und Zinnen. Schmerz in ihrer Seite.
Eine lange Nacht in Gefangenschaft im Palast des Obersten Herrschers.
Kelsier, der Überlebende von Hathsin, der auf den Straßen Luthadels starb.
Vin verbrannte Electrum. Es erschuf eine Wolke von Bildern um sie herum – Schatten der möglichen Taten, die sie in der Zukunft begehen konnte. Electrum, das allomantische Gegenstück zu Gold. Elant nannte es inzwischen »das Atium des armen Mannes«. Es würde kaum eine Auswirkung auf die Schlacht haben, aber es machte sie immun gegen Atium, falls der Inquisitor welches haben sollte.
Vin biss die Zähne zusammen und schoss vor, als die Koloss-Armee ihre wenigen gestohlenen Kreaturen überwältigte. Sie sprang hoch, drückte leicht gegen ein zu Boden gefallenes Schwert und ließ sich von dem dadurch erlangten Schwung in Richtung des Inquisitors tragen. Die Erscheinung hob ihre Äxte, schwang sie, doch im letzten Augenblick zog sich Vin zur Seite. Dabei zerrte sie ein Schwert aus den Händen eines verdutzten Kolosses und fing es auf, während sie in der Luft herumwirbelte. Dann schleuderte sie es auf den Inquisitor zu.
Fast beiläufig drückte er die keilförmige Waffe zur Seite. Kelsier war es gelungen, einen Inquisitor zu besiegen, doch auch ihn hatte es große Mühen gekostet. Er selbst war kurz darauf durch die Hand des Obersten Herrschers gestorben.
Keine Erinnerungen mehr!, befahl Vin sich selbst. Konzentriere dich auf das Hier und Jetzt.
Asche peitschte an ihr vorbei, als sie sich rasch in der Luft drehte; ihr Druck gegen das Schwert trieb sie immer noch voran. Sie landete, rutschte auf dem Kolossblut aus und schoss auf den Inquisitor zu. Sie hatte ihn absichtlich hervorgelockt, indem sie seine Kolosse tötete und unter ihre Kontrolle brachte. Dadurch hatte sie ihn dazu gezwungen, sich zu zeigen. Und nun musste sie mit ihm fertigwerden.
Sie zog einen Glasdolch – der Inquisitor war in der Lage, ein Koloss-Schwert wegzudrücken – und fachte ihr Weißblech an. Schnelligkeit, Stärke und Gelassenheit durchströmten ihren
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