Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
aus.«
»Ich hab eine Menge im Kopf«, sagte Spuki.
Durn lehnte sich zurück, runzelte die Stirn, sagte aber nichts mehr.
Etwas an seinem Gespräch mit Beldre störte Spuki noch mehr als seine eigenen dummen Bemerkungen. Sie schien sich wirklich Sorgen um das zu machen, was ihr Bruder getan hatte. Würde sie, wenn Spuki die Macht ergriffen hatte, ihn genauso sehen wie Quellion? Wäre das gut oder schlecht? Sie hatte bereits gesagt, dass er und der erste Bürger Gemeinsamkeiten besaßen.
Macht kann etwas Schreckliches sein …
Er schaute auf und beobachtete die Leute in der Taverne, als sie ihm wieder zujubelten, so wie es auch die Männer in den anderen Wirtshäusern getan hatten. Kelsier war in der Lage gewesen, mit solcher Bewunderung umzugehen. Wenn Spuki wie Kelsier sein wollte, dann musste er ebenfalls damit fertigwerden, nicht wahr?
War es denn nicht gut, gemocht zu werden? Menschen zu haben, die bereit waren, einem zu folgen? Endlich konnte er sich von dem alten Spuki befreien. Er musste nicht mehr dieser Junge sein, der so unbedeutend war und so leicht vergessen wurde. Er konnte dieses Kind hinter sich lassen und zu einem geachteten Mann werden. Warum auch sollte er nicht geachtet werden? Er war nicht mehr dieser Junge. Er trug einen Verband
vor den Augen, der seinen mystischen Ruf festigte, ein Mann zu sein, der zum Sehen kein Licht brauchte. Manche sagten sogar, Spuki könne überall dort sehen, wo ein Feuer brannte.
»Sie lieben dich«, flüsterte Kelsier. »Und das hast du verdient.«
Spuki lächelte. Das war genau die Bestätigung, die er brauchte. Er stand auf und hob die Arme vor der Menge. Sie antworteten, indem sie ihm zujubelten.
Es hatte lange Zeit gedauert, bis es so weit gekommen war. Und wegen des langen Wartens fühlte es sich nun nur umso besser an.
Am Ende war es Bewahrs Verlangen, vernunftbegabtes Leben zu erschaffen, welches das Gleichgewicht störte. Bewahr wusste, dass er, wenn er der Menschheit Bewusstsein und unabhängiges Denken schenken wollte, dafür einen Teil seiner selbst hingeben musste – seine eigene Seele, die in die Menschheit hineingesenkt wurde. Dies würde ihn ein klein wenig schwächer als seinen Gegner Ruin machen.
Diese winzige Schwäche schien unbedeutend zu sein, verglichen mit dem gesamten Ausmaß ihrer Macht. Doch während der Äonen brachte es Ruin wegen dieses winzigen Makels fertig, Bewahr zu besiegen und das Ende der Welt einzuleiten.
Dies also war ihr Pakt. Bewahr erhielt die Menschheit, die einzige Schöpfung, die mehr von Bewahrung als von Ruin in sich trug. Es war unabhängiges Leben, das denken und fühlen konnte. Im Austausch dafür wurde Ruin ein Versprechen – und dessen Beweis – gegeben, dass er allem, was sie gemeinsam geschaffen hatten, ein Ende bereiten konnte. Das war der Pakt.
Und Bewahr brach ihn schließlich.
Kapitel 54
A ls Vin erwachte, war sie nicht überrascht, dass sie gefesselt war. Allerdings überraschte es sie sehr, dass sie metallene Handfesseln trug.
Als Erstes, noch bevor sie die Augen öffnete, tastete sie in ihrem Inneren nach den Metallvorräten. Vielleicht konnte sie mit ihrem Eisen und Stahl die Handfesseln als Waffen benutzen. Und mit Weißblech …
Ihre Metalle waren verschwunden.
Sie hielt die Augen geschlossen, versuchte die Panik, die sie
empfand, nicht zu zeigen und überlegte, was geschehen war. Sie war zusammen mit Ruin in der Höhle gewesen. Elants Freund war hereingekommen, hatte ihr Wein gegeben, und sie hatte ihn getrunken. Sie hatte das Spiel gewagt.
Wie lange war sie ohnmächtig gewesen?
»Euer Atmen hat sich verändert«, teilte ihr eine Stimme mit. »Ihr seid offensichtlich wach.«
Still verfluchte Vin sich selbst. Es gab eine einfache Möglichkeit, einem Allomanten die Macht wegzunehmen – einfacher noch, als ihn zu zwingen, Aluminium zu verbrennen. Man musste ihn nur so lange betäuben, bis die Metalle durch den Körper gewandert waren. Während Vin darüber nachdachte, schüttelte ihr Geist die Auswirkungen des ausgiebigen Schlafs ab, und sie begriff, dass ihr genau das zugestoßen sein musste.
Es war weiterhin still. Schließlich schlug Vin die Augen auf. Sie hatte erwartet, Gitterstäbe zu sehen. Stattdessen erkannte sie einen spärlich und zweckmäßig eingerichteten Raum. Sie lag auf einer Bank, und unter ihrem Kopf befand sich ein hartes Kissen. Ihre Handfesseln waren mit einer mehrere Fuß langen Kette verbunden, die wiederum an einem Bein der Bank befestigt war. Vorsichtig zog
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