Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
vorausgesetzt wir können es richtig einbauen.«
»Das solltet ihr«, meinte Spuki. »Ich will nicht die halbe Bettlerbevölkerung der Stadt auf dem Gewissen haben. Ich werde dich an dem Tag warnen, an dem wir das Wasser umleiten. Sorge
dafür, dass die Ware vom Markt abgezogen wird, und halte die Leute dann von den Straßenschächten fern. Das – und das, was du für meinen Ruf tust – wird dir den Titel verschaffen, den du haben willst.«
Durn nickte und stand auf. »Dann wollen wir mal weiter an deinem Ruf arbeiten.« Er führte Spuki aus dem Hinterzimmer und in den Schankraum der Taverne. Wie immer trug Spuki seinen versengten Mantel, der so etwas wie ein Symbol geworden war. Er hatte nie einen Nebelmantel getragen, doch dieser hier fühlte sich sogar noch besser an.
Die Leute erhoben sich, als er eintrat. Er lächelte und bedeutete Durns Männern, sie sollten die Weinschläuche herbringen. Spuki hatte sie aus der Vorratskammer gestohlen und hergebracht, als er sich mehrere Nächte hintereinander davongeschlichen hatte. »Heute Nacht braucht ihr nicht für Quellions gestohlenen Wein zu bezahlen. Das ist seine Art, wie er euch zufrieden und glücklich macht.«
Das war die einzige Rede, die er hielt. Er war nicht Kelsier, der die Menschen mit seinen Worten hatte beeindrucken können. Stattdessen blieb er meistens still, wie Weher ihm geraten hatte. Er besuchte die einzelnen Tische, versuchte nicht allzu überheblich zu wirken, sagte aber wenig. Er sah nachdenklich drein und fragte die Leute nach ihren Schwierigkeiten. Er hörte sich Geschichten über ihre persönlichen Verluste und Nöte an und trank mit ihnen auf das Andenken derer, die Quellion getötet hatte. Und durch sein Weißblech wurde er nie betrunken. Dafür war er bereits bekannt. Die Menschen betrachteten diese Eigenschaft als genauso mystisch wie seine Fähigkeit, Feuer zu überleben.
Nach dieser Taverne besuchte er noch eine, und danach eine weitere. Durn achtete darauf, dass er nur in die sichersten und dennoch vollsten kam. Einige befanden sich in der Egge, andere waren oben. Bei alldem spürte Spuki etwas Verblüffendes: Sein
Selbstvertrauen wuchs. Er war wirklich ein wenig wie Kelsier. Vin mochte zwar diejenige sein, die vom Überlebenden ausgebildet worden war, aber Spuki war derjenige, der das tat, was Kelsier früher getan hatte. Er munterte die Menschen auf und brachte sie dazu, um ihrer selbst willen zu rebellieren.
Als der Abend voranschritt, konnte Spuki die verschiedenen Tavernen nicht mehr auseinanderhalten. Er spuckte Flüche gegen Quellion aus, sprach von den Morden und den Allomanten, die der Erste Bürger für sich selbst zurückbehielt. Spuki verbreitete nicht das Gerücht, der Erste Bürger sei selbst ein Allomant, denn dazu war der vorsichtige Weher besser in der Lage. Und so würde es nicht den Anschein haben, dass Spuki diesen Mann unbedingt vernichten wollte.
»Auf den Überlebenden!«
Spuki hob den Blick, hielt seinen Weinbecher in der Hand und lächelte, als ihn die Thekensteher hochleben ließen.
»Auf den Überlebenden«, sagte ein anderer und deutete auf Spuki. »Den Überlebenden der Flammen!«
»Auf den Tod des Ersten Bürgers!«, sagte Durn und hob seinen Becher, von dem er jedoch nur selten trank. »Nieder mit dem Mann, der gesagt hat, er werde uns herrschen lassen, und dann die Macht an sich gerissen hat!«
Spuki lächelte und nahm noch einen Schluck. Er hatte nicht gewusst, wie anstrengend es war, nur herumzusitzen und mit den Menschen zu reden. Er fachte sein Weißblech an, damit er die Müdigkeit im Zaum hielt, aber seine geistige Erschöpfung konnte er nicht lindern.
Ich frage mich, was Beldre denken würde, wenn sie das hier sähe, dachte er. Die Männer lassen mich hochleben. Sie wäre beeindruckt, oder? Sie würde vergessen, dass ich gesagt habe, ich sei nutzlos.
Vielleicht waren die Tavernenbesuche deshalb so ermüdend,
weil er lieber etwas anderes getan hätte. Es war verrückt – sie war seine Gefangene. Er hatte ihr Vertrauen missbraucht. Offenbar erwärmte sie sich allmählich für ihn, weil sie hoffte, er würde sie gehenlassen. Immer wieder musste er an ihr Gespräch denken. Trotz der dummen Dinge, die er gesagt hatte, hatte sie ihm die Hand auf den Arm gelegt. Das bedeutete doch etwas, oder?
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Durn und beugte sich zu ihm herüber. »Das ist dein zehnter Becher heut Abend.«
»Mir geht’s gut«, antwortete Spuki.
»Du siehst ein bisschen abwesend
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