Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Nebel erlaubt – der nun verzweifelt nach einem Wirtskörper suchte, da Bewahrs letzte Möglichkeit einer schwachen Verkörperung vergangen war –, sich endlich in sie zu ergießen.
Kapitel 79
E twas veränderte sich.
Vin tauchte aus ihrer Betrachtung der Welt auf. Etwas Wichtiges geschah. Ihr fehlte die Erfahrung, sofort zu erkennen, worum es sich dabei handelte, aber sie sah, wie das schwarze Geflecht Ruins plötzlich davonschoss.
Sie folgte ihm. Die Geschwindigkeit stellte sie vor keinerlei Problem. Sie »folgte« ihm, denn so deutete ihr Geist die Erfahrung, wie sie ihr Bewusstsein zu dem Ort bewegte, an dem Ruin das seine konzentriert hatte.
Sie erkannte das Gebiet. Es waren die Gruben von Hathsin oder zumindest ein Ort in ihrer Nähe. Wie ein Teil ihres Geistes bereits früher bemerkt hatte, waren die Gruben zu einem großen Flüchtlingslager geworden, in dem die Menschen rasch die Vorräte verzehrten, die das Volk von Terris dort sorgfältig angehäuft hatte. Ein Teil von ihr lächelte. Die Terriser verteilten ihre Vorräte freigiebig und halfen den Flüchtlingen aus Luthadel. Der Oberste Herrscher hatte den Terrisern Fügsamkeit angezüchtet. Ob er dabei erwartet hatte, dass er dadurch nicht nur perfekte Diener für sich selbst, sondern auch ein aufmerksames, freundliches Volk schuf, das seine letzten Brosamen den Verhungernden gab?
Das, was Vin schon früher bemerkt hatte, hatte jedoch nichts mit den Terrisern oder deren Gästen zu tun. Sie sah es, als sie näher kam. Es war ein Leuchten von … irgendetwas. Es war mächtiger als die Sonne. Vin konzentrierte sich darauf, aber sie konnte kaum etwas erkennen. Was war in der Lage, so hell zu strahlen?
»Nimm das hier«, sagte eine Stimme. »Such nach Menschen und tausche es gegen Waffen und Vorräte ein.«
»Ja, Meister KanPaar«, sagte eine zweite Stimme. Sie kamen aus dem Mittelpunkt des Leuchtens, das sich am Rande der Gruben und nur wenige Minuten von den Flüchtlingen entfernt befand.
O nein …, dachte Vin und verspürte ein plötzliches Grauen.
»Die närrischen Ersten haben zu lange auf diesem Schatz gehockt«, sagte KanPaar. »Mit diesen Reichtümern brauchen wir der Menschheit nicht mehr zu dienen, sondern wir können über sie herrschen.«
»Ich dachte, wir … wollten nichts verändern«, sagte die zweite Stimme.
»Oh, das werden wir auch nicht. Zumindest nicht so schnell. Erst einmal werden wir nur diese kleine Menge hier verkaufen …«
Unter der Erde verborgen, dachte Vin, deren gesteigerter Verstand sofort die richtigen Verbindungen zog. An einem Ort, der wegen der vielen dort gelagerten Metalle sowieso schon strahlt. Ruin hätte das Atium niemals allein finden können.
Die Klugheit des Obersten Herrschers verblüffte sie. Er war tausend Jahre an der Macht gewesen und hatte das erstaunliche Geheimnis um den Aufbewahrungsort des Atiums geheim halten können. Sie stellte sich vor, wie die Inquisitoren ihre Anweisungen für die Arbeit in den Gruben ausschließlich auf Metalltafeln mitteilten. Sie stellte sich die Karawanen vor, die aus den Gruben kamen und unter Gold oder Münzen gemischtes Atium mitführten, damit es nicht auffiel und verborgen blieb, was genau hier vor sich ging.
Ihr wisst nicht, was ich für die Menschheit tue, hatte der Oberste Herrscher gesagt.
Das habe ich wirklich nicht gewusst, dachte Vin. Vielen Dank.
Sie spürte, wie Ruin vor Macht anschwoll, und sie blockierte
ihn sofort. Doch genau wie sie in der Lage gewesen war, einen winzigen Machtfühler an Ruin vorbei nach Elant auszustrecken, so war ihm das ebenso möglich. Es reichte vollkommen aus, denn der eine der beiden Sprecher war durch Hämalurgie verdorben. Je ein Stachel in jeder Schulter zog Ruins Kraft an und erlaubte es ihm, durch den Träger der Stacheln zu reden.
Ruin ergriff die Kontrolle über den Kandra KanPaar. Die Kreatur versteifte sich; seine Metallstacheln gaben ihn der fremden Macht preis.
Sprich mit mir, sagte Ruin zu KanPaar. Vin spürte seine Worte, als sie durch den Kandra pulsten. Wie viel Atium ist hier?
»Was … wer bist du?«, fragte KanPaar. »Warum bist du in meinem Kopf?«
Ich bin Gott, sagte die Stimme. Und du gehörst mir.
Ihr alle gehört mir.
Elant landete vor den Gruben von Hathsin und schleuderte dabei eine Aschewolke in die Luft. Seltsamerweise waren einige seiner eigenen Soldaten hier und bewachten die Umgebung. Mit erhobenen Speeren eilten sie auf ihn zu und erstarrten, als sie ihn erkannten.
»Graf Wager?«,
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