Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Doch sobald sich die Wache zurückzog, streckte er wieder die Hände aus und füllte weiter die Metallgeister.
Die Zeit verstrich. Irgendwann hörte er Geräusche. Sazed krümmte sich zusammen und wartete auf den Wasserguss.
» Als ich dich zurückgeschickt habe, damit du mein Volk rettest, hatte ich das hier nicht gerade im Sinn«, knurrte eine Stimme.
Sazed riss die Augen auf, schaute nach oben und war überrascht, ein Hundegesicht vor dem Gitter zu sehen. »TenSoon?«, fragte Sazed.
Der Kandra grunzte und machte einen Schritt zurück. Sazed horchte auf, als ein weiterer Kandra erschien. Er war weiblich und trug einen zarten Wahren Körper aus Holz, der höchst geschmeidig und beinahe übermenschlich war. Und diese Kandra hielt einige Schlüssel in der Hand.
»Schnell, MeLaan«, knurrte TenSoon mit seiner Hundestimme. Anscheinend hatte er wieder den Wolfshund-Körper angenommen, was durchaus sinnvoll war. Es wäre schwierig gewesen, als Pferd durch die bisweilen engen und steilen Tunnel des Heimatlandes zu schreiten.
Die Kandra schloss das Gitter auf und zog es zurück. Rasch kletterte Sazed ins Freie. In dem Raum warteten mehrere andere Kandras, die ungewöhnliche Wahre Körper trugen. In der Ecke lag der gefesselte und geknebelte Gefängniswächter.
»Man hat beobachtet, wie ich das Heimatland betreten habe, Terriser«, sagte TenSoon. »Deshalb bleibt uns nur wenig Zeit. Was ist hier geschehen? MeLaan hat mir von deiner Einkerkerung berichtet. KanPaar hat verkündet, die Erste Generation habe befohlen, dich zu ergreifen. Wieso hast du sie dir zu Feinden gemacht?«
»Das habe ich nicht«, entgegnete Sazed und streckte seine verkrampften Glieder. »Es war die Zweite Generation. Sie haben die Erste gefangen genommen und planen, an ihrer statt die Herrschaft zu übernehmen.«
MeLaan keuchte auf. »Das würden sie niemals tun!«
»Sie haben es bereits getan«, sagte Sazed und stand auf. »Ich fürchte um die Sicherheit der Ersten. KanPaar mag davor zurückgeschreckt sein, mich zu töten, weil ich ein Mensch bin. Die Ersten hingegen …«
»Aber«, wandte MeLaan ein, »die Zweiten sind auch Kandras. So etwas würden sie nie tun! Wir sind nicht so.«
TenSoon und Sazed warfen sich einen raschen Blick zu. Es gibt in allen Gesellschaften Mitglieder, welche die Regeln brechen, mein Kind, dachte Sazed. Besonders wenn es um Machtfragen geht.
»Wir müssen die Ersten finden«, sagte TenSoon. »Und den Pfandstand zurückerobern.«
»Wir werden zusammen mit dir kämpfen, TenSoon«, sagte einer der anderen Kandras.
»Wir werden endlich ihr Joch abschütteln! «, meinte ein weiterer. »Das der Zweiten und ihrem Beharren darauf, dass wir den Menschen dienen müssen!«
Sazed runzelte die Stirn. Was hatten die Menschen mit diesem Konflikt zu tun? Doch dann bemerkte er, wie die anderen
TenSoon ansahen. Der Hundekörper, erkannte er. Für sie ist TenSoon ein Revolutionär höchsten Grades – und all das nur, weil Vin ihm etwas Bestimmtes befohlen hat.
TenSoon sah Sazed noch einmal an, machte den Mund auf und wollte offenbar etwas sagen. Doch er hielt inne. »Sie kommen«, sagte er schließlich und schloss einen Fluch an, während er die Hundeohren eng an den Kopf legte.
Besorgt wirbelte Sazed herum und bemerkte Schatten an der Felswand des Korridors, der zu der Gefängniskammer führte. Diese Kammer war klein, und in ihren Boden waren etwa sechs Gruben eingelassen. Es gab keinen anderen Zugang.
Trotz ihrer tapferen Worte wichen TenSoons Gefährten sofort zurück und drängten sich gegen die Wand. Sie waren offensichtlich nicht an Auseinandersetzungen gewöhnt, vor allem nicht mit ihrer eigenen Art. TenSoon teilte ihre Furchtsamkeit hingegen nicht. Er schoss vor, sobald die Gruppe der Fünften den Raum betrat, rammte einem von ihnen die Schulter in den Brustkorb, jaulte auf und zerkratzte einen anderen.
Dieser Kandra passt genauso schlecht zu seinem Volk wie ich zu dem meinen, dachte Sazed und musste grinsen. Er machte einen Schritt zurück, stellte sich auf das Grubengitter und berührte die Metalle mit seinen nackten Füßen.
Die Fünften hatten Schwierigkeiten im Kampf gegen TenSoon. Er war schließlich von Vin persönlich ausgebildet worden und hatte offenbar großes Zutrauen in seinen Hundekörper. Er blieb in Bewegung und rannte seine Gegner um. Doch sie waren zu fünft, und TenSoon war allein. Er war gezwungen, sich zurückzuziehen.
Die Wunden in seinem Körper schließen sich auf seinen Befehl hin,
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