Herz an Herz mit dem Boss?
nicht, dass deine Mutter das Schlimmste befürchtet.“
„Du hast recht“, sagte Ryan ernst. „Also, ich muss jetzt los. Ich rufe so bald wie möglich an.“
Die folgenden drei Stunden verbrachte sie auf dem Sofa im Wohnzimmer. Die Fenster standen offen, und die Abendbrise wehte hinein. Irgendwann musste sie eingenickt sein; sie wachte vom Klappen der Haustür auf, dann hörte sie Schritte, und bevor sie sich einigermaßen gesammelt hatte, stand Ryan auch schon im Türrahmen.
„Ich dachte, du würdest anrufen“, sagte sie verschlafen. „Ich habe mir Sorgen gemacht. Wie geht es deiner Mutter? Besser? Was hat sie?“
Ryan setzte sich neben sie aufs Sofa, das unter seinem Gewicht einsackte, wodurch sie unfreiwillig näher an ihn heranrutschte.
„Ein leichter Schlaganfall. Der Arzt sagt, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche.“
„Aber du siehst immer noch besorgt aus.“
„Ist das verwunderlich?“ Er beugte sich vor, stützte seinen Kopf in die Hände und schwieg einen Moment lang. Dann sah er sie an, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Instinktiv wollte sie ihn an sich ziehen, um seine Sorgen zu verscheuchen.
„Na ja. Auf jeden Fall haben sie Mum gründlich untersucht, und sie werden sie für ein paar Tage dabehalten, aber es sieht so aus, als sei es nicht so schlimm.“
„Haben sie gesagt, was den Schlaganfall ausgelöst hat?“
„So etwas passiert eben.“ Das hatten die Ärzte ihm gesagt. Er persönlich nahm an, dass Stress der Auslöser war, aber wovon sollte seine Mutter gestresst sein? Sie führte ein entspanntes und angenehmes Leben. Das Einzige, um das sie sich je Sorgen gemacht hatte, waren ihre Kinder, und nun, nachdem Claire, Hannah und Susie geheiratet hatten und glücklich mit ihren Familien zusammenlebten, war er der Einzige, um den sich seine Mutter noch Sorgen machen konnte.
Während der vergangenen Stunden, als er im Krankenhaus auf den Arzt warten musste, hatte Ryan nachgedacht.
Seiner Mutter gefielen im Laufe der letzten Jahre sein Junggesellendasein, seine wechselnden Frauenbekanntschaften und seine Arbeitswut immer weniger. Hatte das alles ihr mehr ausgemacht, als sie sich hatte anmerken lassen? War ihre Sorge um ihn so groß, dass ihre Gesundheit darunter gelitten hatte? Er machte sich große Vorwürfe.
„Hast du deine Schwestern informiert?“ Offenbar wollte er nicht reden. Er schwieg hartnäckig und war mit den Gedanken offensichtlich woanders. Aus irgendeinem Grund enttäuschte sie das.
Gerade als sie überlegte, dass sie am besten zu Bett gehen sollte, da sie ihn ohnehin nur störte, wenn er allein sein wollte, wandte er sich ihr zu.
„Ich habe Hannah angerufen und ihr gesagt, was passiert ist. Sie wollte natürlich sofort herkommen, aber ich habe ihr versichert, dass das nicht nötig ist. Ich werde hierbleiben, bis meine Mutter wieder fit genug ist, um zu reisen, und dann fliege ich gemeinsam mit ihr nach England.“ Er hielt inne und sah sie direkt an. „Du musst meine Reise nach Florida absagen. Evans oder George Law müssen das übernehmen. Bitte mail ihnen alle Infos, die sie brauchen.“
Jamie nickte. Er sah sie an, als wolle er noch etwas sagen, aber als wüsste er nicht, wie. Vielleicht war es ihm unangenehm, dass sie hier war, während etwas Schlimmes in seiner Familie vorfiel. Vielleicht wollte er, dass sie sofort abreiste, aber wusste nicht, wie er es ihr beibringen sollte, da er derjenige gewesen war, der auf die Idee gekommen war, sie mit hierher zu nehmen.
„Ja, natürlich“, stammelte sie. „Und sag mir ruhig, wenn du möchtest, dass ich abreise. Ich kann das gut verstehen. Meine Anwesenheit ist sicher das Letzte, was du jetzt gebrauchen kannst.“ Sie setzte ein Lächeln auf. „Mir ginge es sicher nicht anders, wenn du mein Sekretär wärst.“
Ihr Versuch, die angespannte Stimmung aufzulockern, schlug fehl, aber ein paar Sekunden später lächelte er sie besorgt an. „Ich glaube, du hast irgendetwas in den falschen Hals bekommen“, sagte er schließlich. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll …“
„Wie du mir was sagen sollst?“ Plötzlich befiel Jamie eine düstere Ahnung. Ihr fiel wieder ein, was im Pool passiert war, und beim Gedanken daran zuckte sie zusammen – das war der Grund für sein Zögern! Er hatte Zeit gehabt, über das unangemessene Verhalten am Pool nachzudenken, und nun kam die Rechnung. Bei der Vorstellung, dass sie nun ihren wunderbaren, gut bezahlten, erfüllenden Job los war, stiegen ihr Tränen
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