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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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keine Ahnung, ob die Geschichten, die man sich von Mr. Taggert erzählte, stimmten oder nicht; aber ihrer Meinung nach übertraf das Haus, das er sich gebaut hatte, an Schönheit alles, was ihr bisher in ihrem Leben vor Augen gekommen war.
    Niemand in Chandler wußte viel von Mr. Taggert; aber vor fünf Jahren waren über hundert Bauarbeiter aus dem Osten mit einem Güterzug voll Material hier eingetroffen. Und einige Stunden später hatten sie bereits das begonnen, was einmal ein Haus werden sollte.
    Natürlich war jeder neugierig — tatsächlich erheblich mehr als neugierig. Jemand erzählte damals, daß keiner von den Bauarbeitern auch nur eine Mahlzeit selbst bezahlen mußte, weil alle Frauen von Chandler sie durchfütterten in dem Versuch, Informationen über den Bauherrn zu erhalten. Doch ihre Bemühungen waren umsonst. Niemand wußte, wer das Haus bauen ließ und warum es unbedingt hier stehen mußte — im Nirgendwo von Colorado.
    Es dauerte drei Jahre, bis es fertiggestellt war — ein wunderschönes, weißes U-förmiges Gebäude mit einem roten Ziegeldach. Die Größe dieser Anlage war für die meisten Einwohner der Stadt ein nie versiegender Gesprächsstoff. Ein Ladenbesitzer im Ort schätzte, daß alle Hotels von Chandler im Erdgeschoß Platz finden würden, und wenn man bedachte, daß Chandler der wichtigste Verkehrsknotenpunkt zwischen dem Norden und Süden Colorados war und dann alle Hotels in der Stadt zusammenrechnete, konnte man nur noch stumm sein vor Ehrfurcht.
    Nach der Fertigstellung des Hauses trafen ein Jahr lang Güterwagen mit Kisten ein, die zum Haus hinauftransportiert wurden. Sie hatten Aufkleber aus Frankreich, England, Spanien, Portugal und aus anderen transozeanischen Ländern.
    Nur vom Eigentümer war immer noch nichts zu sehen.
    Dann, eines Tages, stiegen zwei Männer aus dem Zug — beides große, stattliche Erscheinungen; aber der eine blond und von angenehmem Aussehen, der andere dunkelhaarig, bärtig und finster blickend. Sie trugen beide die übliche Bergmannskluft — Segeltuchhosen, blaue Cambrai-Hemden und Hosenträger. Als sie die Straßen hinuntergingen, rafften die Frauen ihre Röcke zusammen, damit sie nicht mit ihnen in Berührung kamen.
    Der Dunkelhaarige begab sich zu Jacob Fenton, und jeder nahm an, er wollte dort um eine Arbeit in den Minen bitten, die Fenton gehörten. Statt dessen sagte er nur: »Nun, Fenton, ich bin zurück. Gefällt Ihnen mein Haus?«
    Erst als er durch die ganze Stadt gewandert, den Hügel hinaufgestiegen, die Haustür aufgesperrt und hindurchgegangen war, begriffen sie endlich, daß er dieses Haus gemeint hatte.
    Ein halbes Jahr lang, so wußte Duncan Gates zu berichten, verwandelte sich Chandler in einen Kriegsschauplatz. Witwen, Ledige und Mütter von jungen Frauen, die vor ihm die Röcke zur Seite gerafft hatten, bliesen nun zur Attacke auf die Hand dieses Mannes, damit er sie ihnen zum Ehebund reichen sollte. Schneider und Schneiderinnen trafen dutzendweise aus Denver ein.
    Binnen einer Woche hatten die Frauen seinen Namen herausbekommen, und von diesem Moment an wurde Mr. Taggert belagert. Einige Versuche, seine Aufmerksamkeit zu erregen, waren reichlich gewöhnlich; so war es zum Beispiel erstaunlich, wieviel Frauen in seiner Nähe in Ohnmacht fielen. Doch es gab auch gute Einfälle, und alle fanden, daß Carrie Johnson den Ersten Preis in dieser Hinsicht verdient hatte, als sie als hochschwangere Witwe an einer Strickleiter vom Dach bis in Mr. Taggerts Schlafzimmer hinunterkletterte und in seinem Bett die ersten Wehen bekam. Sie glaubte, er würde sie von ihrem Baby entbinden, sich dabei natürlich leidenschaftlich in sie verlieben und sie dann bitten, seine Frau zu werden. Aber Taggert war in diesem Moment nicht zu Hause, und die ganze Hilfe, die sie bei ihrer Niederkunft erhielt, beschränkte sich auf eine Wäscherin, die zufällig am Schlafzimmer vorbeikam.
    Nach sechs Monaten hatte fast jede Frau in der Stadt eine Närrin aus sich gemacht, ohne Erfolg allerdings, und nun begannen sie, von sauren Trauben zu reden. Wer wollte schon einen Mann, der nicht wußte, wie man sich richtig anzog, auch wenn er noch so reich war? Und seine Grammatik — der geringste Cowboy konnte besser reden und schreiben. Was sollte das überhaupt für ein Englisch sein: »I’m back — ich bin zurück!«?
    Jemand tat einen ehemaligen Diener von Jacob Fenton auf, der sich daran erinnerte, daß Kane Taggert mal Stallbursche bei Fenton gewesen war, bis er ein

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