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Und kurz ist unser Leben

Und kurz ist unser Leben

Titel: Und kurz ist unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Prolegomenon
     
    Da
itzo über mich du beugst die Brüste
    Im
frischen Mieder knusprig eingepresst,
    Fürwahr ; ich heftig weiter leiden
müsste,
    Wärst
du mein Schutzengel wie einst gewest.
    (Edmund
Raikes, 1537-65, The Nurse)
     
    «Und da hake ich dann eben oft
meinen Fuß über den Matratzenrand.»
    «Wie war das?»
    «Weil ich dann an meiner
Bettseite festhänge.»
    «Doppelbett?»
    «Nicht unüblich bei Ehepaaren.
Zwei Menschen können sich ein Bett teilen, aber nicht ihre Gedanken.»
    «Macht mich trotzdem
eifersüchtig.»
    «Blödmann!»
    «Eifersüchtig kann jeder mal
sein.»
    «Nicht jeder.»
    «Sie nicht, Schwester?»
    «Ich habe gelernt, mir nichts
anmerken zu lassen, das ist alles. Und überhaupt geht Sie das gar nichts an.»
    «Tut mir Leid.»
    «Ich mag es nicht, wenn Männer
sagen.»
    «Soll nicht wieder vorkommen.
Versprochen.»
    «Versprechen Sie mir noch was?
Dass Sie ein bisschen ehrlicher sind — sich selbst und mir gegenüber?»
    «Großes Pfadfinderehrenwort.»
    «Dass Sie bei den Pfadfindern
waren, nehme ich Ihnen nicht ab.»
    «Nein, aber...»
    «Soll ich Sie testen?»
    «Testen?»
    «Möchten Sie, dass ich auf der
Stelle zu Ihnen ins Bett komme?»
    «Ja.»
    «Sie schalten verflixt
schnell.»
    «Nächste Frage.»
    «Glauben Sie, dass ich Lust
hätte, zu Ihnen ins Bett zu kommen?»
    «Ich möchte es gern glauben.»
    «Und was ist mit den anderen
Patienten?»
    «Sie könnten die Vorhänge
zuziehen.»
    «Unter welchem Vorwand?»
    «Notfalls können Sie ja meinen
Blutdruck messen.»
    «Schon wieder?»
    «Warum nicht?»
    «Ihr Blutdruck ist hier
hinlänglich bekannt. Es ist ein bemerkenswert hoher Blutdruck. Besonders wenn
ich in der Nähe bin.»
    «Das machen Ihre schwarzen
Strümpfe.»
    «Sie sind ein
Strumpfband-Mann.»
    «Hübsches Wort:
Strumpfband-Mann...»
    «Zu schade, dass Sie auf dieser
verdammten Station festliegen!»
    «Ich könnte verlangen, dass man
mich auf eigenen Wunsch entlässt.»
    «In Ihrem Fall nicht
empfehlenswert.»
    «Wann haben Sie Dienstschluss?»
    «Halb neun.»
    «Und dann?»
    «Ab nach Hause. Ich erwarte
einen Anruf.»
    «Sie wollen mich wieder
eifersüchtig machen.»
    «Danach werde ich wohl mit dem
Dingsbums, Sie wissen schon, zwischen unseren vier Sendern hin- und herzappen.»
    «Inzwischen fünf.»
    «Den neuen bekommen wir nicht.»
    «Und Sky?»
    «Bei uns auf dem Dorf werden
Satellitenschüsseln strikt abgelehnt.»
    «Sie könnten sich ein Video
holen.»
    «Nicht nötig. Wir haben selber
jede Menge Videos. Sie würden staunen. Auch Sexvideos.»
    «So was sehen Sie sich an?»
    «Wenn mir danach ist.»
    «Wann zum Beispiel?»
    «Oft.»
    «Und auch, wenn Ihnen nicht
danach ist?»
    «Aber ja. Die törnen jeden an.
Garantiert. Haben Sie noch nie eins von diesen Amsterdam-Videos gesehen? Da
machen sie die abartigsten Sachen.»
    «Nein, nie.»
    «Möchten Sie so was mal sehen?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Nicht mal, wenn ich mich
dazusetze?»
    «Ja, dann... ehe ich mich
schlagen lasse...»
    «Wir könnten uns irgendwann zum
Fernsehen verabreden.»
    «Wie... abartig sind sie denn?»
    «In einem ist eine Frau, etwa
in meinem Alter, tolle Figur, mit Händen und Füßen an die Pfosten eines
Himmelbetts gefesselt...»
    «Und weiter?»
    «Und zwei junge Kerle, ein
schwarzer und ein weißer...»
    «Also keine rassische
Diskriminierung.»
    «...sind abwechselnd damit
beschäftigt...»
    «...sie zu vergewaltigen.»
    «Gott, was sind Sie naiv! Sie
würde doch nicht mitmachen, wenn sie selber keinen Spaß dran hätte. Manche
Leute haben nämlich nur dann was vom Sex, wenn sie sich irgendwie unterwerfen
können.»
    «Müssen komische Frauen sein.»
    «Komisch? Ungewöhnlich
vielleicht, aber...»
    «Wieso kennen Sie sich
eigentlich auf dem Gebiet so gut aus?»
    «Als wir in Amsterdam waren,
wollte einer Pornovideos mit mir drehen. Frank hatte nichts dagegen. Ein sehr
verlockendes Angebot.»
    «Hoffentlich haben Sie ein
anständiges Honorar ausgehandelt.»
    «Moment mal! Ich hab gesagt,
die Frau war etwa in meinem Alter...»
    «...und hatte eine tolle
Figur.»
    «Würden Sie sich gern davon
überzeugen, ob ich es war?»
    «Unter einer Bedingung.»
    «Nämlich?»
    «Wenn ich komme, dürfen Sie
nicht den Fuß am Matratzenrand festhaken.»
    «Keine Bange.»
    «Bleiben Sie noch ein
bisschen.»
    «Nein. Sie sind nicht mein
einziger Patient, und manche von diesen armen Teufeln liegen noch hier, wenn
Sie schon längst wieder draußen sind.»
    «Kommen Sie vor

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