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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nachzudenken begann.
    Sie konnte es kaum erwarten, ihren Freundinnen von ihrem Gespräch mit ihm zu berichten und daß er sie gefragt hatte, ob sie wüßte, welches Haus ihm gehörte. Vielleicht hätte sie doch auf seine Bitte eingehen, seine Fenster ausmessen und Vorhänge für ihn bestellen sollen. Auf diese Weise wäre sie wenigstens mal in sein Haus gekommen und hätte es von innen besichtigen können.
    Sie lächelte vor sich hin, als eine Hand plötzlich ihren Oberarm packte und sie auf ziemlich derbe Weise in eine dunkle Gasse hinter dem Chandler-Opernhaus hineinzog. Ehe sie schreien konnte, drückte ihr eine Hand den Mund zu, und sie wurde gegen eine Mauer gedrückt. Mit ängstlichen Augen blickte sie zu Kane Taggert hinauf.
    »Ich will Ihnen nichts tun. Ich wollte nur mit Ihnen reden; aber ich merkte, daß Sie vor den anderen nicht mit mir sprechen wollten. Sie werden nicht schreien?«
    Houston schüttelte den Kopf, und er nahm die Hand von ihrem Mund, blieb aber dicht vor ihr stehen. Sie wollte ruhig bleiben, aber ihr Atem ging ziemlich schwer.
    »Aus der Nähe betrachtet, sind Sie noch hübscher.« Er bewegte sich nicht; aber seine Augen wanderten an ihrem engsitzenden grünen Wollkleid hinunter. »Und Sie sehen wie eine Lady aus.«
    »Mr. Taggert«, sagte sie so gelassen, wie es ihr möglich war, »ich habe etwas dagegen, daß man mich in dunkle Gassen schleppt und gegen Mauern drückt. Wenn Sie mir etwas sagen wollen, tun Sie das bitte.«
    Er blieb vor ihr stehen und stützte seine Hand neben ihrem Kopf gegen die Mauer. Da waren kleine Fältchen neben seinen Augen, seine Nase war schmal, und eine volle Unterlippe schimmerte durch die Masse seiner Barthaare.
    »Warum haben Sie vorhin im Laden meine Partei ergriffen? Weshalb haben Sie diese Frau daran erinnert, daß sie schon mal vor mir in Ohnmacht gefallen ist?«
    »Ich . . .« Houston zögerte. »Ich glaube, weil es mir nicht gefällt, wenn man jemandem weh tut. Mary Alice hat sich vor Ihnen närrisch benommen, und Sie haben das nicht einmal bemerkt . . .«
    »Oh, doch«, sagte er, und seine Unterlippe kräuselte sich lächelnd. »Edan und ich — wir haben uns halbtot gelacht.«
    »Das war nicht sehr höflich von Ihnen«, sagte Houston steif. »Ein Gentleman sollte nicht über eine Lady lachen.«
    Er schnaubte leise — ihr mitten ins Gesicht —, und statt sich über diese Unhöflichkeit zu beschweren, dachte Houston darüber nach, wie angenehm sein Atem roch und wie sein Gesicht unter den vielen Haaren aussehen mochte.
    »Ich glaube, alle diese Frauen haben sich nur so aufgeführt, weil ich reich bin. Mit anderen Worten: sie machten Huren aus sich, und deshalb können sie auch keine Ladies sein. Also mußte ich auch nicht den Gentleman spielen und sie vom Boden aufheben, wenn sie in Ohnmacht fielen.«
    Houston zuckte ein paarmal bei den Worten zusammen, die er benützte. So drastisch hatte sich noch kein Mann in ihrer Gegenwart ausgedrückt.
    »Wieso haben Sie sich eigentlich nicht an diesem Spiel beteiligt? Wären Sie nicht auf mein Geld scharf?«
    Das befreite Houston von ihrer momentanen Fassungslosigkeit. Sie merkte, daß sie sich an die Wand lehnte, als wollte sie es sich hier bequem machen. Sie schnellte in die Höhe. »Nein, Sir, ich habe es nicht auf Ihr Geld abgesehen. Und jetzt muß ich gehen. Wagen Sie es ja nicht, mich noch einmal auf der Straße anzusprechen.« Damit machte sie auf den Absätzen kehrt und ließ ihn in der Gasse stehen. Sie hörte, wie er leise hinter ihr her lachte.
    Sie merkte, wie wütend sie war, als sie die breite, staubige Straße überquerte und dabei fast unter die Räder eines Fuhrwerks gekommen wäre, das mit stinkenden Häuten beladen war. Zweifellos bildete Mr. Taggert sich ein, ihr Auftritt heute morgen gehörte auch zu diesen Spielchen, die man seines Geldes wegen mit ihm trieb.
    Lee sagte etwas zur Begrüßung, aber sie hörte es nicht, weil sie mit ihren Gedanken woanders war.
    »Entschuldigung — ich habe dich nicht verstanden.«
    Lee nahm ihren Ellenbogen und geleitete sie zum Einspänner. »Ich sagte, du solltest jetzt lieber nach Hause fahren, damit du genügend Zeit hast, dich auf den Empfang des Gouverneurs heute abend vorzubereiten.«
    »Ja, natürlich«, sagte sie geistesabwesend, während er ihr in die Kutsche half.
    Houston war diesmal sogar froh, daß Blair und Lee sich auf der Heimfahrt wieder stritten, weil sie ungestört über das Geschehen des Morgens nachdenken konnte. Es kam ihr manchmal

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