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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Techtelmechtel mit Pamela Fenton, Jacob Fentons junger Tochter, anfing. Jacob jagte ihn von seinem Grundstück — und recht hatte er gehabt!
    Das lieferte der Stadt wieder neuen Gesprächsstoff. Für wen hielt dieser Taggert sich eigentlich? Was für ein Recht hatte er dazu, ein so ausgefallenes, protziges Haus so hoch hinauf zu bauen, daß die ganze friedliche, hübsche kleine Stadt Chandler es sich anschauen mußte? Plante er etwa, an dem teuren Jacob Fenton Rache zu nehmen?
    Abermals begannen die Frauen, ihre Röcke beiseite zu raffen, wenn er an ihnen vorbeiging.
    Doch Taggert schien das alles nicht zu bemerken. Er blieb die meiste Zeit in seinem Haus und fuhr einmal pro Woche mit seiner alten Kalesche in die Stadt, um Lebensmittel einzukaufen. Manchmal trafen Männer mit dem Zug in Chandler ein, fragten, wie man zu seinem Haus gelangte, und verließen noch vor Sonnenuntergang wieder die Stadt. Von diesen Männern abgesehen, gingen nur noch Taggert und der Mann, den er Edan nannte und der ihm fast nie von der Seite wich, in dem großen Haus aus und ein.
    »Das ist Houstons Traumhaus«, sagte Leander, als die Pferdebahn vorbeigefahren war, und holte damit Houston in die Gegenwart zurück. Er hatte mittlerweile seinen Streit mit Blair beendet — oder unterbrochen — und setzte mit einem nachsichtigen Lächeln hinzu: »Wenn Houston mich nicht hätte, würde sie sich vermutlich dem streitbaren Heer der Frauen angeschlossen haben, die um Taggert und sein großes Haus kämpften.«
    »Ich würde mir gern mal das Haus von innen anschauen«, sagte sie mit größerem Verlangen, als sie eigentlich zu zeigen gewillt war. Und dann, um ihre Verlegenheit zu verdecken, setzte sie hinzu: »Du kannst mich hier vor dem Kaufhaus Wilson absetzen, Lee. Wir treffen uns dann in einer Stunde bei Farrell.«
    Kaum hatte er sie vor dem Kaufhaus abgesetzt, stellte sie fest, wie erleichtert sie war, seinen Sticheleien entronnen zu sein.
    Wilsons Kaufhaus gehörte zu den vier großen Geschäften in Chandler, wo man außer Lebensmitteln alle Artikel des täglichen Bedarfs unter einem Dach vereinigt fand. Die meisten Leute kauften all dies in dem neueren, etwas moderneren Kaufhaus Famous ein. Aber Mr. Wilson hatte noch Houstons Vater gekannt.
    An den Wänden standen hohe Vitrinen aus Nußbaum mit Glastüren und dazwischen Tische mit Marmorplatten, auf denen allerlei Waren ausgestellt waren. Hinter einem Pult saß Davey Wilson, Mr. Wilsons Sohn, vor sich ein aufgeschlagenes Kontobuch; aber sein Füllfederhalter bewegte sich nicht.
    Tatsächlich schienen sich weder die drei Kunden noch die vier Verkäufer von der Stelle zu rühren. Es herrschte eine unnatürliche Stille. Sogleich entdeckte Houston auch die Ursache dieser außergewöhnlichen Betriebsruhe: Kane Taggert stand vor einem der Ladentische, den Rücken den wenigen Leuten im Laden zugewandt.
    Auf Zehenspitzen ging Houston zu einer Vitrine und betrachtete eine Auswahl vielseitig verwendbarer Heilmixturen, für die sie überhaupt keinen Bedarf hatte; aber sie spürte, daß sich hier etwas anbahnte.
    »Oh, Mama«, jammerte Mary Alice Pendergast mit ihrer hohen Stimme. »Das kann ich doch unmöglich tragen; darin würde ich doch wie die Braut eines Bergarbeiters aussehen. Die Leute würden denken, ich wäre ein Niemand ... ein Dienstmädchen, eine Tellerwäscherin, die nach Höherem trachtet. Nein, nein, Mama, das kann ich unmöglich anziehen.«
    Houston spürte Wut in sich aufsteigen. Diese beiden Frauen wollten Mr. Taggert reizen. Da er allen Frauen in der Stadt einen Korb gegeben hatte, glaubten sie wohl, jetzt sei die Zeit gekommen, es ihm auf ihre Art heimzuzahlen. Sie warf einen Blick zu ihm hinüber und konnte in diesem Moment sein Gesicht in einem Reklamespiegel hinter dem Ladentisch sehen. Zwar verdeckte der Backenbart fast ganz seine Züge; doch er ließ die Augen frei, und an der steilen Falte darüber merkte sie, daß er Mary Alice’s boshafte kleine Bemerkungen sehr wohl mitbekommen hatte und sie ihn ärgerten.
    Der Vater von Mary Alice war eine Seele von Mann, sanft wie ein Kaninchen; aber Houston wußte aus der Erfahrung mit ihrem Stiefvater, was friedfertige Männer im gereizten Zustand alles sagen und tun konnten. Sie kannte zwar Mr. Taggert nicht; aber sie glaubte in seinen dunklen Augen Gewitterwolken aufziehen zu sehen.
    »Mary Alice«, sagte Houston, »wie fühlst du dich heute? Du siehst ein bißchen blaß aus.«
    Mary Alice blickte überrascht hoch, als bemerkte sie

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