Herz des Himmels (German Edition)
Verstärkersegel getroffen, so lange wir die anderen beiden haben, können wir notlanden“, erwiderte Kaine. Rose holte mit geschickten Bewegungen das zerfetzte Segel ein. „Nicht nur das Segel“, erwiderte sie. „Der Rotorantrieb.“ Kaithlyn folgte ihrem Blick zum Heck. Sie hinterließen einen Schweif aus qualmenden Rauch.
„Melora, der Fluchbrecher!“, sagte Kaine grimmig.
„Na toll, jetzt haben wir nicht nur, eine einzige Möglichkeit, sondern nur eine einzige Chance“, gab Melora zurück. Sie ließ den Eisbogen fallen, zog den Fluchbrecher aus ihrer Hosentasche heraus und bewegte den Arm in einer ausholenden Geste nach hinten.
„Warte auf mein Zeichen“, brüllte Kaine. Melora verdrehte die Augen. „Als ob ich das Teil einfach so werfen würde.“
Kaithlyn versuchte sich auf den Beinen zu halten, aber genau wie den anderen, fiel es ihr schwer das Gleichgewicht zu halten, wenn die Planken unter ihren Füßen sich anfühlten wie Treibsand. Ihre Zähne klapperten, so sehr wurde sie durchgeschüttelt und sie musste Halt an einem der Maste suchen. Harlow hatte sich bereits dort festgekrallt.
„So viel zum Thema Bannschild. Erinnere mich daran, niemals wieder einen Fuß auf ein Boot zu setzten, das nicht mindestens drei hat“, murmelte Melora leise. Kaithlyns Finger wurden taub, so krampfhaft versuchte sie sich festzuhalten. Ob auch Luftpiraten kommen würden, um sie auszurauben, wenn sie auf einer Auffanginsel landeten? Sie wollte es nicht erfahren.
„Weniger reden, mehr Konzentration!“, rief Kaine gegen den anhaltenden Wind. Das Schiff sank weiter. Selbst das Bannschild konnte die schneidende Kälte kaum mehr abhalten. Kaithlyn musste die Augen zu Schlitzen zusammenpressen. Rose stattdessen, legte das Fernglas an die Augen. Sie drehte mehrmals an einem goldenen Rädchen.
„Wenn wir gleiten, schaffen wir es. Wir müssen nur den Kurs halten.“
Kaine lugte auf das Ziffernblatt des Windstromkraftmessers.
„Gleich kommt ein Nordostwind, wir müssen auf dieser Windwelle gleiten. Der Nordoststrom müsste stark genug sein, um das Boot bis kurz vor den Inselrand zu tragen“, sagte er und gab Kaithlyn ein Handzeichen, sie solle zum Bugsegel. „Hol das Segel ein, behalte es im Auge, wenn ich dir ein weiteres Zeichen gebe, musst du es spannen. Rose, hilf ihr. Melora, halte den Fluchbrecher bereit. Ich bin noch lange nicht dazu bereit, mir eine der Auffanginseln aus der Nähe anzusehen.“
Dann grinste er. Kaine grinste. Kaithlyn starrte ihn eine Sekunde lang an, dann tat sie wie ihr geheißen. Sie grub ihre Finger um das störrische, raue Tau und verlagerte ihr ganzes Gewicht nach hinten. Zusammen mit Rose, schaffte sie es, das Segel einzuholen. Kaine riss das Ruder herum. Kaithlyn hielt den Atem an, hörte dem Rhythmus ihres schlagenden Herzens zu…eins, dodoom . Zwei. Dodoom . Drei. DODOOM!
„SEGEL!“
Kaithlyn und Rose ließen das Tau los. Das Segel flatterte augenblicklich nach oben, breitet sich zu voller Größe aus. Das Schiff blieb schwebend auf einer Stelle, unbeweglich und starr, wie eine Gewitterwolke, die im flauen Wind hing. Dann spannte sich das vordere Segel und mit einem Mal trieb das Schiff höher, flog schneller und schwungvoller. Es war wieder auf dem Kurs. Die zirkulierende Luft beschleunigte ihren Flug auf ungeheure Weise. Der abrupte Anschub ließ Kaithlyn und Rose nach hinten purzeln.
„Melora!“ raunte Kaine. Melora warf ihm einen glühenden Blick zu, wand sich ab. Sie holte tief Atem. Spannte die Muskeln in ihrem Arm, ließ Magie hineinfließen, viel davon, so viel, dass sie zum ersten Mal die Kälte ihres eigenen Zaubers spürte. Als ihr Arm nach vorne schnellte, legte sie alles hinein, was sie bieten konnte. Der Fluchbrecher flog durch die Luft, raste in einer geraden Linie, geleitet von Kraft und Magie, traf auf einen Widerstand und zerbarst in helle Funken. Gleißendes, weißes Licht zwang sie die Augen zu schließen. Wärme brannte auf ihrem Gesicht, erlosch sofort wieder und als sie das Loch im Schutzschild der Insel passierten, spürte Melora wie ein heftiger Sog ihre Magie, aus ihrem Körper zu ziehen versuchte. Sie konnte kaum atmen, ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr und unkontrolliert stürzte sie, schlug hart auf den Holzplanken auf. Sie spürte, wie ihr etwas Warmes über die linke Schläfe lief, ihre Wimpern benetzte. Jemand rief ihren Namen.
„Mir geht es gut“, sagte sie, sich mühsam aufsetzend. „Verdammter Fluchbrecher.“
„Sehr ihr das?
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