Herz des Himmels (German Edition)
Melodien, die einen verzauberten, zusammen. Da war wieder all das Vertraute, dass sie so sehr an Fye mochte, was sie niemals missen wollte.
Zum ersten Mal, seit sehr langer Zeit, war ihr Kopf frei von allen Sorgen und Ängsten, befreit von allem Dunklen. Zum ersten Mal, seit dem alle Ereignissen ihren Anfang gefunden hatte, spürte sie einen winzigen Funken Glück in ihrer Brust aufglimmen. Zum ersten Mal, war ihr alles andere egal.
Vielleicht würde sich das schon in der nächsten Sekunde ändern. Vielleicht erst in ein paar Minuten, aber Kaithlyn wusste, dass sie, dass wenige Glück in ihrem Leben festhalten musste, wenn es sich zeigte. So lange sie konnte.
Epilog
Schnee
Weiß, weiß, weiß. Die Welt war viel zu hell. Viel zu kalt. Wie war es möglich, dass Dinge, an die man einen Herzschlag lang zuvor noch geglaubt hatte, im nächsten, verschwammen, wie die Schneeflocken vor ihren Augen? Nicht alle Tatsachen schienen fest im Gebilde der Zeit verankert zu sein. Einige von ihnen konnten sich ohne Vorwarnung auflösen oder davon treiben. In einem Meer von unzähligen anderen Tatsachen verschwinden.
„Ich bin mir nicht sicher, dass ich noch einen einzigen Schritt weiter gehen kann“, sagte Alyssa. Das lag nicht daran, dass ihre Füße im Schnee einsanken. Oder, das die Arme, die zuvor noch ihre Tochter getragen hatten, nun furchtbar leer waren. So leer wie ihr eigenes Herz sich anfühlte. Ihr Mann legte ihr einen Arm um die Schultern. „Du musst. Wir haben es fast geschafft.“
„Fast“, ertönte eine Stimme hinter ihnen. Die Worte hatten keine Probleme gegen den Wind anzukommen. Klar und deutlich drangen sie an die Ohren der Hayworths. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich euch gefunden habe. Es war schlau von dir, Alyssa, den Bannzauber zu benutzen, um deine Magie zu blockieren. Leider wird dir das jetzt nichts mehr nützen. Vielleicht werde ich großzügig sein und deinen Mann an einem anderen Ort sterben lassen.“
Alyssas Augen weiteten sich, als sie in das bekannte Gesicht sah.
„Wie konntest du nur“, hauchte sie. „Ich habe dir vertraut.“
„Es sind immer die Menschen, denen man vertraut, die einem den größten Schaden zufügen können“, antwortete ihr Gegenüber. „Wo ist das Baby?“
Alyssa löste sich aus der Umarmung von Aiden. Sie lächelte.
„An einem Ort, den du niemals finden wirst. Kaithyln ist tot.“
„Das wäre in der Tat recht praktisch für euch zwei.“
Aiden baute sich schützend vor seiner Frau auf. Er dachte daran, wie erleichtert er darüber war, dass sie längst die Insel verlassen hatten, auf der Kaithlyn nun aufwachsen würde. Ohne ihre Eltern. Vielleicht ohne Liebe.
„Es ist soweit“, hörte er Alyssa flüstern. „Schnell.“
Sie hatte Recht. Er wusste, was zu tun war. Hastig zog er den Dolch aus seinem Mantel und betrachtete einen Augenaufschlag lang, das gelbe Pulver, das in das Glas an der Spitze eingelassen war. Er beugte sich vor, gab Alyssa einen flüchtigen Kuss und stach ihr den Dolch mitten in die Brust. Noch, bevor sie zusammenbrechen konnte, riss er die Waffe wieder heraus. In dem Moment, in dem das Blut seiner Frau den Schnee benetzte, hatte er die Prozedur schon bei sich selbst wiederholt. Der Schmerz kam schnell und heftig. Er merkte kaum, wie er fiel. Gebettet auf einem Lager aus weiß und rot, zeigte die Magie des Dolches seine Wirkung. Er sah Alyssa tief in die Augen und sie in seine, als der Zauber ihm zuerst alle Erinnerungen nahm und letzten Endes, alles, woran sein Leben gehangen hatte. Schnee. Blut. Vergessen.
Der Namenlose hatte nicht einschreiten können, so rasch war alles von Statten gegangen. Er starrte auf die leblosen Körper zu seinen Füßen. Ein wütender Schrei entglitt seiner Kehle und Magie entfesselte sich selbstständig aus seinem Körper. Es war noch nicht vorbei. Er würde die beiden nicht sterben lassen. Dafür waren ihre Leben zu kostbar. Und eines Tages, dass schwor er sich, würde er ihr Kind finden und die gesamte Familie zusammen vernichten.
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