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Herz des Himmels (German Edition)

Herz des Himmels (German Edition)

Titel: Herz des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Voosen
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Kaithlyn sah auf.
    „Es war ein Drache. Er hat das Segel zerfetzt.“
    Melora sah sie erwartungsvoll an. „Ein Drache?“
    Natürlich kein richtiger Drache. Kein großes Monster, wie auf den Abbildungen in Büchern, Gemälden oder so einer wie der Cup des Postboten. Dennoch ein Drache.
    „Es sah danach aus.“
    „Es hat danach ausgesehen?“, fragte Melora und runzelte die Stirn. „Der Angreifer war zu schnell, fast gänzlich unsichtbar. Wie hast du ihn sehen können?“
    „Ich habe ihn für Sekunden gesehen, als dein Eispfeil ihn gestreift hat.“
    „Aber das ist unmöglich. Der letzte Drache wurde vor Jahren gesehen und in dieser Gegend gibt es keine Drachen, ausgeschlossen. Bist du wirklich sicher?“, sagte Rose.
    „Ich habe mir das nicht eingebildet“, entgegnete Kaithlyn.
    „Nehmen wir an, es war ein Drache“, mischte sich Kaine ein. „Dann muss ihn jemand auf uns angesetzt haben. Warum sollte er sonst, so weit von der Insel entfernt fliegen? Jagen konnte er dort wohl kaum. Das kann kein Zufall sein. Irgendwo in diesen Wäldern lauert er.“
    „Das hört sich höchst unwahrscheinlich an. Vermutlich interpretieren wir zu viel hinein. Eigentlich ist es nicht ungewöhnlich, dass so etwas passiert. Schon einmal von den Windharken gehört? Das sind scharfe Windschübe, die sich um Luftströme bilden. Das muss unser Segel zerfetzt haben. Bei all den Kaleidowinden nicht auszuschließen“, sagte Melora überzeugt. „Wir wurden so häufig von unterschiedlichen Winden getroffen und du hast selber gesagt, dass unser Schiff nur ein Bannschild hatte. Außerdem hätte ein Lebewesen erst einmal die Barriere der Insel durchbrechen müssen.“
    Kaine setzte eine unentschlossene Miene auf. Kaithlyn hielt es für nutzlos, etwas dagegen zu sagen. Es würde eine sinnlose Diskussion entfachen und Melora Spielraum zugestehen, um Kaithlyn wieder einmal zu kritisieren. Stumm kaute sie auf dem Rest eines Brotstückes herum, bis ihr Mund ganz trocken wurde.
    „Wir sollten ein paar Stunden schlafen. Der Morgen ist fast angebrochen“, sagte Melora, die sich in der Rolle der Anführerin offensichtlich wohl fühlte. „Wir halten abwechselnd Wache und –“
    „Ich übernehme die Erste“, unterbrach Kaithlyn sie. Dadurch würde sie sich nicht so nutzlos fühlen. Ihre Gedanken würden sie ebenfalls nicht ruhen lassen. Es war inzwischen so warm, dass sie kein Feuer entzündeten. In der trockenen Luft, lag der feuchte Geruch von Erde. Das Klima auf Alfoid war tropisch, als würde die Luft mit jedem Atemzug dünner werden. Sie hoffte, dass dies nur in diesem Teil des Waldes vorhielt. Kaithlyn mochte die Hitze nicht. Zudem würde es ihre Reise erschweren und sie schneller ermüden. Wie sollte bei dieser Temperatur eine Eisblume blühen?
     
    „Wir sind weit vom Inselinneren entfernt. Und es ist kein Fluss in der Nähe.“
    Kaine setzte sich neben sie auf den harten, breiten Felsen, den sie als Sitzplatz gewählt hatte. Versuchte er gerade ein Gespräch in Gang zu bringen? Kaine? Nach ein paar Schlücken warmen Wassers aus ihrer Flasche und einen Stück Brot, hatte Kaithlyn sich etwas besser gefühlt, aber das brachte sie zum lächeln auch, wenn das Thema alles andere als ein Grund dafür war. „Es wird unmöglich, ohne Wasser einen längeren Marsch durchzuhalten.“
    „Es tut mir leid. Sehr“, sagte sie, entschieden ehrlich zu sein. „Du hattest Recht. Zufrieden?“
    „Mir tut es ebenfalls leid.“
    Kaithlyn wäre fast vom Felsen gerutscht. „Was?“
    „Ich kenne Fye sehr lange. Mein ganzes Leben lang. Er hat es nicht verdient, in diesem Zustand zu sein. Es ist gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich um ihn sorgen.“ Kaine klang sachlich dabei, zu kalt.
    „Ich denke du weißt es nicht, aber du gehörst auch dazu“, antwortete sie.
    Kaine schüttelte den Kopf. „Nein. Ich finde es nur beruhigend zu wissen, dass es Menschen gibt, die noch an alte Werte glauben. Freundschaft hat mir auch einmal etwas bedeutet“, sagte er leise. „Trotzdem ist es eine Misere. Du hast keine Vorstellung, in was wir hineingeraten sind.“
    „Aber du?“, fragte sie durcheinander, zum einen, weil Kaine es tatsächlich über sich gebracht hatte, etwas von sich Preis zu geben, zum anderen, weil sie es nicht verstand. Kaine sah ihr direkt in die Augen. Es war ein intensiver Moment, voller unausgesprochener Vorwürfe und Fragen. „Deine Augen erinnern mich immer an…“, begann er, brachte den Satz nicht zu Ende. Verloren. So

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