HERZ HINTER DORNEN
der Erde nehmen. Dabei wartete dort hinten ein einladend aufgeschlagener Alkoven mit feinstem Leinen.
»Lass dir helfen, meine Süße«, raunte er und schob geschickt das Gewand über ihre Arme, sodass sie nur noch ein hauchfeines Hemd trug, das sie bis zu den Knöcheln bedeckte. Es war jedoch von so dünnem Stoff, dass das Feuer die Konturen ihres schlanken Leibes nachzeichnete, bis hin zu dem dunklen Schatten, wo sich die langen Beine trafen.
Bei Gott, sie war alles, was sich ein Mann erträumen konnte. Zierlich, zerbrechlich und gleichzeitig an den richtigen Stellen wohl gerundet. Mit den sehnigen Muskeln einer Reiterin, die ihre Zartheit Lügen straften. In einem wilden Ausbruch seines Verlangens riss er das feine Hemd in der ganzen Länge auseinander. Jetzt war sie nur noch von ihrer schwarzen Mähne bedeckt, die wie ein Wasserfall aus Seide glatt über Schultern und Rücken bis zu einem entzückend straffen Hinterteil fiel. Die feinen Ziegenlederslipper und die mit Bändern befestigten Strümpfe machten ihre Nacktheit nur noch herausfordernder, und die tiefschwarzen Locken ihres Schoßes machten das rosig blasse Alabaster ihrer Haut fast durchsichtig.
Das Reißen des Stoffes holte Roselynne für ein paar Herzschläge aus ihrer sinnlichen Benommenheit. Die Bewunderung in den kristallklaren Augen, die sonst so ungerührt und teilnahmslos blickten, gefiel ihr jedoch ungemein. Sie hatte so lange vergebens davon geträumt, von ihm zur Kenntnis genommen zu werden. Bewunderung war sogar mehr, als sie erhofft hatte. Schon deswegen verzichtete sie darauf, sich schamhaft zu bedecken.
Im Gegenteil, sie nahm das Kinn ein wenig höher und straffte die Schultern, sodass sich ihre makellos festen Brüste leicht hoben und noch herausfordernder um Aufmerksamkeit heischten. In instinktiver Verführung strich sie sich mit den Handflächen über die Hüften, über den Leib und über die zarten Brüste, ehe sie mit erhobenen Armen die Flut der schimmernd schwarzen Haare lockerte und einen Anblick bot, der dem einer Fleisch gewordenen, heidnischen Liebesgöttin glich.
Der bloße Anblick trieb dem Normannen das Blut in den Kopf, und die Begierde brachte seine ohnehin schon erwartungsvolle Männlichkeit fast zum Bersten. Er musste sie haben, um jeden Preis!
»Gütiger Himmel«, murmelte Justin d'Amonceux und kämpfte sich mit bebenden Fingern aus den eigenen Kleidern. »Du bist eine Versuchung, die einen Heiligen in einen Sünder verwandeln könnte, weißt du das?«
Am liebsten hätte er sich das Wams wie ihr Hemd einfach vom Leib gerissen. Jede noch so kleine Spanne der Ablenkung schien ihm schon unerträglich und zu viel. Er wusste nicht mehr zu -sagen, warum er diese Nacht von ihr gefordert hatte. Da war ein vager Versuch gewesen, sie vor sich selbst zu bewahren. Ihr eine ungefährliche Lehre zu erteilen, dass es so nicht ging. Sie konnte sich nicht mit einem Verräter zusammen tun, ihre Erziehung und ihre Moral mussten dagegen protestieren!
Aber sie hatte beides Hohn lächelnd zum Teufel geschickt und sich in seine Arme geworfen! Sie hatte genickt, und was immer sie dazu gebracht hatte, sich ihm hinzugeben: jetzt war es zu spät für eine Verweigerung. Jegliche Bedenken verschwanden im Nebel seines eigenen, stürmischen Begehrens, auch die lästigen Warnungen von Vernunft und Ehre.
Roselynne war es immer der liebste Zeitvertreib gewesen, ihn zu beobachten. Dass sie es jetzt ohne falsche Scham und jedwede Hemmung tun konnte, machte den Augenblick noch köstlicher. Er war schön. Schöner als alles, was sie sich erträumt hatte. Hoch gewachsen, mit breiten Schultern, die sich trapezförmig zu schmalen Hüften verengten und wiederum zu muskulösen Oberschenkeln übergingen.
Seltsamerweise fand sich kaum Haar auf seiner glänzenden, goldfarbenen Haut. Ein wenig Flaum auf den Beinen und ein goldener Busch dazwischen, aus dem eine kühne Lanze ragte, die ihr einen neuerlichen Schauer zwischen Lust und Panik entlockte, aber die Brust war glatt wie die einer antiken Statue. Haut, die von den Mulden und Wölbungen trainierter Muskelstränge durchzogen wurde und keine hässlichen Narben verlorener Kämpfe und vergossenen Blutes trug. Sie sah einen Mann, der gelernt hatte, auf sich zu achten.
Wie magisch angezogen, landete ihr Blick jedoch wieder auf seiner prall erregten Männlichkeit, und sie konnte ein furchtsames Aufkeuchen nicht unterdrücken. Was da riesig, glänzend und fast so dick wie ihr zierliches Handgelenk schräg
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