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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wie sie selbst und alle anderen unter den Folgen.
    Aber falls sie schwieg, bedeutete es Krieg, wenn nicht sogar den Untergang für ihre Heimat, für Hawkstone, für ihre Familie!
    Wie konnte sie eine Entscheidung treffen, wenn jede Möglichkeit, die ihr zur Wahl stand, Tod und Verzweiflung bedeutete?
    Hin und her gerissen zwischen Ehre und Liebe, presste Roselynne niedergeschlagen die geballte Faust an die offenen Lippen, um das Stöhnen zu unterdrücken, das aus ihrem gequälten Herzen aufstieg. Herr im Himmel, was sollte sie tun? Wie konnte sie das gefährliche Komplott verhindern, ohne dass sie den Grafen von d'Amonceux in Lebensgefahr brachte?
    Hatte sie nicht vorhin erst mit ihm über die Möglichkeit eines Krieges gesprochen? Theoretisch, arglos, wie das Spiel eines Kindes im Sand. Ohne zu wissen, dass er einen Ring in seinem Gewand trug, der aus diesem leichtsinnigen Spiel bitteren Ernst machen würde. Wie konnte er das wagen? Hatte er so wenig Ehrfurcht vor dem Leben, vor dem Frieden, vor der gegebenen Ordnung?
    Sie musste mit ihm sprechen, ihn aufhalten. Ohne einen einzigen ihrer chaotischen Gedanken zu einem vernünftigen Ende zu bringen, lief Roselynne verstört durch die Dunkelheit zur großen Halle zurück. So achtete so wenig auf ihre eigene Sicherheit, dass sie die Gestalt zu spät sah, die ihr unweit der herzoglichen Ställe in den Weg trat.
    Voller Wucht prallte sie gegen die harte Mauer eines Männerkörpers. Ihr schriller Aufschrei wurde unter einer rauen Pranke erstickt, und ein eisenharter Griff legte sich um ihre Taille.
    »Je nun, hör auf zu zappeln, Mädchen!«
    Die kehlige Stimme ließ sie erstarren. Eine Hand tastete in beleidigend vertraulicher Weise über ihren zitternden Körper, ehe sie auf den halb entblößten Brüsten zu liegen kam und grob zudrückte. »Zum Donner. Dass du mir ausgerechnet bei den Ställen über den Weg läufst, muss ein Wink des Schicksals sein.«
    Roselynne erbebte unter dem neuerlichen Schock. Wie dumm von ihr! Wieso hatte sie nicht besser auf den Weg geachtet? Sie wehrte sich ungeachtet der Warnung wie eine Furie, schlug mit den Fäusten blindlings auf den Schotten ein und trat ohne große Wirkung gegen seine Schienbeine. Es entlockte ihm lediglich ein Grunzen, in dem fast eine Spur von Anerkennung lag. Erst später sollte es ihr auffallen, dass er es sorgsam vermied, ihr wehzutun.
    »Ich habe dich unterschätzt«, hörte sie ihn über ihren keuchenden Atem hinweg murmeln. »Du verbirgst den Geist einer echten Kriegerin hinter dieser sanftmütigen Fassade. Du kämpfst wie ein Mann und hast mich gelehrt, deine Waffen zu fürchten. Keiner deiner Pfeile wird mich ein zweites Mal treffen, dessen darfst du gewiss sein.«
    Er war zwar stark genug, ihr seinen groben Kuss aufzuzwingen, aber ihre wilde Gegenwehr machte kein Vergnügen für ihn daraus. Er fluchte lästerlich.
    »Lasst mich!«, keuchte sie, sobald sie ihre Lippen wieder frei bekam. »Ihr müsst den Verstand verloren haben, Herr Gesandter.«
    »Das stimmt«, knurrte er und ließ sich auch durch den Appell an seinen Stand bei Hofe nicht davon abbringen, ihre zarten Brüste ausführlich zu begrapschen. Er erstickte ihren protestierenden Aufschrei unter etwas, das von seiner Seite als Kuss gedacht war, für Roselynnes Gefühl jedoch mehr einem grobschlächtigen Versuch gleichkam, sein Opfer mit Haut und Haaren zu verschlingen.
    Der Dunst nach Ale und Zwiebeln, der aus allen Poren seiner Haut drang, betäubte sie fast. Kratzige Barthaare schürften über ihre zarten Wangen, und sie würgte vor Ekel und Zorn. Bittere Galle stieg in ihre Kehle, und in ihrer Panik biss sie mit aller Kraft in die abscheuliche Zunge, die sich gewaltsam und gierig zwischen ihre zusammengepressten Lippen drängte.
    Ein heiserer Schrei ertönte, dann drang frische Luft in ihre Kehle. Gleichzeitig warf sie ein wütender Stoß, der glücklicherweise im Dunkeln nur ihre Schulter traf, heftig nach hinten und schleuderte sie gleich einer Lumpenpuppe rückwärts in einen Heuhaufen.
    In der Wolke ihrer fliegenden Haare und Gewänder gefangen, stieß sie einen gellenden Schrei aus. Er brach indes an höchster Stelle ab, weil sie so hart im Heu landete, dass sie sich selbst auf die Zunge biss und eine Ahnung von dem bekam, was sie dem Schotten zuvor angetan hatte.
    Es war dieser Schrei, der den Seigneur von Luthais auf der großen Treppe zum Hauptpalast erreichte und ihn dazu veranlasste, auf dem Absatz kehrt zu machen. Die Sicherheit, mit der

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