Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz im Spiel (German Edition)

Herz im Spiel (German Edition)

Titel: Herz im Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
Vom Netzwerk:
und vorsichtig den wenigen Christbaumschmuck aufzuhängen, den Mrs River hervorsuchte.
    Die Nachbarn hatten erfahren, dass Marianne aus Farnham zurück war und statteten ihr Besuche ab, die Marianne allein erwidern musste. Sie fragten stets nach ihrem Vormund, und das Bedauern über seine Abwesenheit, das sie äußerten, schien Marianne größer als die Freude, die sie vielleicht über ihre Gegenwart empfanden.
    Schließlich kehrte Mr Desmond zurück, und noch am selben Nachmittag folgten ihm Mr und Mrs Dudley sowie Mrs Dudleys Cousine. Offensichtlich hielten die Dudleys nichts von dem alten Sprichwort „Die Liebe wächst mit der Entfernung“, sondern fürchteten eher, dass sich der Spruch „Aus den Augen, aus dem Sinn“ bewahrheiten könnte.
    „Meine Cousine ist auf dem Kontinent gereist“, erklärte Mrs Dudley der kleinen Gesellschaft, die sich um den Teetisch versammelt hatte. Marianne hatte in der vagen Hoffnung, die Gäste würden bald aufbrechen, den Tee schnell servieren lassen. „Tatsächlich ist sie eben erst zurückgekehrt. Was sagtest du noch über Brüssel, Erica?“
    „Ich fand Brüssel ziemlich voll“, meinte Miss Erica Leeming.
    „Ach so, sehr voll “, wiederholte Mrs Dudley nachdrücklich und mit einem leisen Lachen in dem Versuch, aus der nichtssagenden Bemerkung ihrer Cousine ein Bonmot zu machen.
    Miss Leeming mochte keine große Erzählerin sein, aber sie besaß flammend rotes Haar und trug gern glitzernden Schmuck um den Hals und an den Handgelenken. Marianne hatte das Gefühl, dass sie selbst buchstäblich verblasste, sobald die Dame den Raum betrat.
    Obwohl Mr Desmond und sein Mündel auch die Familie Romer und Sir Montmare Grissam einluden, die Steepletons und Pastor Dooley, erwiesen sich die Dudleys während der Vorweihnachtszeit als ihre anhänglichsten Gäste. Offensichtlich hatte Mrs Dudley beschlossen, dass ihre Cousine und Mr Desmond ein vorzügliches Paar abgeben würden.
    Die Dudleys überfielen sie sogar an Heiligabend. Marianne hatte gehofft, einen ruhigen Abend auf Kingsbrook zu genießen. Sie hätte sich vielleicht entschuldigt und auf ihr Zimmer zurückgezogen, aber Miss Leeming trug ein Kleid aus schimmernder grüner Seide, und Marianne konnte sie einfach nicht unbeobachtet lassen.
    Um Mitternacht waren die Dudleys immer noch da. Als es zwölf schlug, lachte Mrs Dudley, klatschte in die Hände und wies ihren Gatten an, die Geschenke zu bringen. Die Präsente der Dudleys waren riesig, ausgefallen und Mariannes Meinung nach ziemlich geschmacklos.
    Schließlich, gegen zwei Uhr morgens, als Marianne schlichtweg aufgegeben hatte und eingeschlafen war, den Kopf auf der Sessellehne, brachen die Dudleys auf.
    „Wir geben morgen Abend eine kleine Gesellschaft, und natürlich erwarten wir Sie. Sie dürfen uns nicht enttäuschen, lieber Mr Desmond“, erklärte Mrs Dudley ihrem Gastgeber leise, während die Gäste aufstanden, um zu gehen.
    „Wir werden mit Vergnügen kommen“, stimmte Desmond zu.
    „Oh!“, rief Mrs Dudley leise aus. „Ach, nein. Ich meine … das heißt, ich hatte gehofft, Sie würden kommen. Allein“, setzte sie hoffnungsvoll hinzu.
    „Mir würde nie einfallen, Miss Trenton des Vergnügens Ihrer Gastfreundschaft zu berauben, einer Freude, die ich selbst in den vergangenen Wochen so ausgiebig genossen habe“, erwiderte Desmond sanft, aber seltsam unnachgiebig.
    „Dann müssen Sie Ihr Mündel selbstverständlich mitbringen. Und wir werden uns bemühen, etwas zu finden, womit wir Miss Trenton beschäftigen können“, gab sich Mrs Dudley geschlagen.
    „Ich glaube, Sie werden feststellen, dass Miss Trenton jeder Ihrer Zerstreuungen gewachsen ist. Und falls nicht, dann bezweifle ich, dass ich selbst es wäre“, meinte Mr Desmond. Wieder klang seine Stimme sanft, und sein Lächeln war milde.
    „Das glaube ich gern“, entgegnete Mrs Dudley. In diesem Augenblick ging ihr auf, dass Mr Desmond durchaus ein gefährlicher Mann sein konnte, vielleicht ein Mann, dessen Persönlichkeitselbst für Erica zu stark war. Aber dann blickte sie sich in den mit dunklem Holz und Gobelins verkleideten Räumen von Kingsbrook um und entschied, ihre Cousine würde dies schon aushalten, wenn sie erst mit dem Besitzer von all dem verheiratet wäre.
    Nachdem die Besucher gegangen waren, schüttelte Desmond Mariannes Arm, der über der Lehne gehangen hatte, wodurch die Blutzirkulation abgeschnitten worden war. Ein heftiger Schmerz schoss ihr durch den Arm, und sie schrie auf,

Weitere Kostenlose Bücher