Herz nach Maß (German Edition)
sollte ich wohl Mitleid mit deinem Sohn haben oder so, aber du musst zugeben, das ist schon eine ziemlich ironische Wendung. Wo er doch extra seinen Bruder mobilisiert hat, damit sie dir beide ins Gewissen reden können.« Erneut brach er in Gelächter aus und Jack schloss sich an.
»Ist schon irgendwie lustig. Es hat sich allerdings in dem Moment nicht so lustig angefühlt.« Jacks Lächeln verschwand aus seinem Gesicht.
Unvermittelt war Will zerknirscht. »Tut mir leid. Ich sollte etwas sensibler sein. Du bist deswegen ziemlich in die Mangel genommen worden. Ich hoffe, es kommt alles wieder in Ordnung…« Er zögerte, fast ängstlich, die Worte auszusprechen. »… zwischen uns.«
Jack antwortete, indem er Will zu sich zog. Ihre Lippen trafen sich in einer sanften Berührung, als sie sich küssten. Jack war der erste, der seine Lippen öffnete. Seine Zunge leckte genüsslich über Wills Lippen, ehe sie auf der Suche nach Wills Zunge in seinen Mund glitt.
Während sie sich küssten, spürte Will, wie sich etwas in seinem Inneren löste. Das Etwas, das sich in dem Moment, als Eric seinen Ausruf des Entsetzens geäußert hatte, fest wie eine Sprungfeder in seinem Inneren zusammengezogen hatte. Er schlang seine Arme um Jack und klammerte sich an ihn, während sie sich küssten.
Als sie sich schließlich voneinander lösten, sagte Jack: »Was hast du letzte Nacht gemacht?«
Will setzte an, Nichts zu sagen. Stattdessen meinte er jedoch: »Anfangs habe ich darauf gewartet, dass du mich zurückrufst. Ich saß auf dem Sofa, habe mich selbst bemitleidet und alle paar Minuten auf mein Handy geschaut, um nachzusehen, ob ich einen Anruf verpasst habe.«
»Oh, Will. Es tut mir so leid –«
»Nein. Entschuldige dich nicht. Du hast es schon erklärt und ich habe es akzeptiert. Allerdings will ich ehrlich sein. Ich will, dass wir beide so ehrlich sind, wie wir nur können, wenn wir weitergehen. Du musst wissen… ich meine, ich habe das schon mal gesagt, aber es zu wiederholen, schadet nicht: Ich war vorher noch nie in einer festen Beziehung. Ich bin nicht mal sicher, ob ich weiß, wie sowas geht, aber ich will es versuchen. Und ich habe das Gefühl, der erste Schritt ist, ehrlich zu sein, selbst wenn es dabei um Dinge geht, über die wir lieber hinwegsehen und die wir vergessen wollen würden.«
Jacks Gesichtsausdruck war zurückhaltend geworden, während Will seine kleine Rede gehalten hatte. Will erkannte, dass Jack seine eigenen Schlüsse zog.
»Nein.« Er berührte Jacks mächtige, sexy Brust. »Ich habe nichts gemacht. Ich seh's dir an der Nasenspitze an, dass du das denkst. Ich bin bei keinem anderen Mann gewesen, das verspreche ich.« Er lächelte, als Jacks Gesicht die verschlossene, ausdruckslose Miene verlor.
»Okay«, sagte Jack leise. »Also, was hast du gemacht, nachdem du es aufgegeben hattest, auf meinen Rückruf zu warten?«
»Paul und sein neuester Toyboy, so ein Kerl namens Francois, haben mich eingeladen, mit ihnen in einen Privatclub zu gehen. Er heißt Torch . Er ist in Manhattan. Der neueste, trendigste Privatclub für Schwule, um sich in oberflächlichem, bedeutungslosem Sex mit Fremden zu verlieren.« Reumütig lachte er, da ihm nur allzu bewusst war, dass er bis vor sehr kurzer Zeit nicht gezögert hätte, sich ins Getümmel zu stürzen. »Ich dachte, was soll's? Immerhin hast du mich verlassen.«
»Will –«
»Sorry. Ich bin eine Drama Queen. Ignorier mich einfach.« Will grinste und fuhr fort: »Der Club bot die übliche Masse an attraktiven Männern und solchen, die es gerne wären. Ein britischer Kerl mit Bindestrich im Namen hat versucht, mich aufzureißen. Mir wurde klar, dass mir nicht danach war, also bin ich gegangen.«
»Du bist gegangen? Allein?«
Gespielt verärgert gab Will Jack einen Klaps auf den Hinterkopf. »Ja, allein. Ich habe ein Taxi genommen und bin nach Hause gefahren. Ich bin keusch wie ein Lämmchen ins Bett gegangen und hab von dir geträumt.«
Jack zog eine Augenbraue hoch. »Ich glaube, du und das Wort keusch gehören nicht zusammen in einen Satz.«
»Ich bin rein wie frisch gefallener Schnee.« Will faltete die Hände unter seinem Kinn, als würde er beten.
Jack griff nach Will, um ihm ebenfalls eine Kopfnuss zu verpassen. Will blockte seinen Arm ab und setzte gleichfalls wieder zu einer Kopfnuss an. Binnen Sekundenbruchteilen waren sie in eine Balgerei verwickelt, in der mal der eine, dann der andere die Oberhand gewann. Sie rollten über das Bett und
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