Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
„Wir müssen Foy erreichen, bevor er nach Paris abrückt.“
Nur ein Gedanke ging ihr durch den Kopf – er durfte nicht gehen, ohne dass sie sich ausgesprochen hatten. Josette fühlte sich, als wolle man ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. „Wie viele Männer nimmst du mit? Und was ist mit den Banditen auf diesen Straßen?“
„Du kannst dich an Lamont wenden, sollte es ein Problem geben. Rosa wird dir tagsüber Gesellschaft leisten, und auch nachts, wenn du Angst hast. Nächste Woche bin ich wieder da.“ Als sie nichts erwiderte, fuhr er sanft fort: „Molyneux kommt mit mir, also brauchst du dir seinetwegen keine Sorgen zu machen. Aber in Ciudad Rodrigo wimmelt es von Männern. Schließ die Tür immer ab und geh nirgendwo allein hin.“ Er nahm einen Geldbeutel aus der Tasche und ließ ihn auf das Bett fallen. „Das sollte ausreichen, damit du dir kaufen kannst, was du brauchst – Essen, Kleidung.“
Mit gerunzelter Stirn betrachtete Josette den Geldbeutel und dann Pierre. „Du lässt mich nicht mehr bewachen und gibst mir Geld und meine Freiheit? Hast du keine Angst, ich könnte fliehen?“
„Ich kann dich nicht länger gegen deinen Willen festhalten, Josette. Wenn du mich verlassen willst, werde ich dich nicht daran hindern.“
Ihre Blicke trafen sich. Josette schüttelte verwirrt den Kopf. Er sollte um sie kämpfen, er sollte sie in die Arme nehmen und küssen, wie er es so oft getan hatte. Aber alles war anders geworden. Es gab kein Vertrauen mehr zwischen ihnen.
Als er sich abwenden wollte, hielt sie es nicht länger aus. „Pierre!“
Er blieb stehen und sah sie abwartend an.
„Was ich heute Morgen zu dir sagte … ich wollte nicht …“
Draußen erklangen Schritte, ein Mann räusperte sich und klopfte an die halb offene Tür.
Josette biss sich auf die Unterlippe. Es war zu spät. Die Klinke in der Hand, nickte Pierre ihr zu. „ Au revoir , Josie.“
Alles in ihr drängte sie, ihm ihre Liebe zu gestehen, doch schon stand Lamont im Zimmer. Ein Blick in seine klugen schwarzen Augen zeigte ihr, dass der Sergeant genau begriff, was sich abspielte.
„Mon Capitaine“ , sagte er. „Der Commandant möchte Sie unbedingt sehen, bevor Sie aufbrechen.“
Pierre nickte. „Ich komme, Lamont.“
Ein letzter Blick, und Pierre ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Die Schritte seiner schweren Stiefel verklangen, dann herrschte Stille.
Rasch trat Josette ans Fenster, um Pierre davonreiten zu sehen. Nur fünfundzwanzig seiner Dragoner begleiteten ihn. Josette wusste, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass er nie wiederkam.
Wie betäubt setzte sie sich in den Sessel. Wenn Pierre etwas zustieß, wenn er auf dieser Mission den Tod fand … Sie schloss die Augen. Schon der Gedanke war unerträglich. Sie liebte ihn, doch sie hatte es ihm nicht gesagt. Sie liebte ihn, und er würde vielleicht sterben, ohne es je zu erfahren.
Aber er hat mir nicht geglaubt, erinnerte sie sich und merkte, dass es ihr plötzlich nichts mehr ausmachte. Nichts war mehr wichtig, wenn sie ihn wirklich verlor. War es denn ein Verbrechen, wenn Pierre seinem Patenonkel Loyalität entgegenbrachte? Er hatte heute Abend mit ihr darüber sprechen wollen, doch sein Auftrag war dazwischengekommen. Nun war er fort, und Josettes Herz war bei ihm.
Wachsam ließ Pierre seinen Blick über das Gelände schweifen, während seine Männer sich ausruhten und ihre Pferde tränkten. Er selbst benetzte seine trockene Kehle mit einem tiefen Schluck aus seiner Feldflasche und lehnte sich an den Felsen hinter ihm.
„Irgendetwas Verdächtiges?“, rief er dem Soldaten zu, der Wache hielt.
Der Mann schüttelte den Kopf. „Nichts, mon Capitaine .“
In diesem Moment kam Molyneux auf ihn zu. „Capitaine, könnte ich Sie kurz sprechen?“
Pierre nickte knapp.
„Ich wollte mich entschuldigen für alles, was vorgefallen ist. Eines Abends besuchte ich das Zelt der Frauen, da rief Commandant La Roque mich zu sich und erklärte mir, dass er besorgt um Sie sei. Wegen Mademoiselle Mallington. Er ist ein sehr wichtiger Mann und Ihr Pate. Als er mich also bat, ihn auf dem Laufenden zu halten, was Mademoiselle Mallington angeht, konnte ich ihm meine Mitarbeit nicht verweigern. Es tut mir leid.“
„Ich verstehe Ihre Lage, Lieutenant.“ Pierre verstaute die Feldflasche in der Ledertasche an seiner Hüfte. „Was hat der Commandant Ihnen für Ihre … Hilfe versprochen?“
Molyneux räusperte sich unbehaglich und wich Pierres Blick
Weitere Kostenlose Bücher