Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
aus.
„Kommen Sie schon, Molyneux, seien Sie nicht so schüchtern. Sagen Sie es mir einfach“, ermunterte Pierre seinen Ersten Lieutenant.
„Er bot mir das Mädchen an.“
Pierre runzelte die Stirn. „Mademoiselle Mallington?“
Der Lieutenant nickte. „Ich hätte ihr nicht wehgetan.“
„Wie das, wenn Sie bereit waren, sich ihr aufzuzwingen?“, fragte Pierre sarkastisch. Also hatte Josette die Wahrheit gesagt. Und wenn sie in diesem Punkt nicht gelogen hatte … „Und das Tagebuch?“
Erschrocken zuckte Molyneux zusammen. „Aber von dem Tagebuch sollten Sie doch nichts wissen. Der Commandant sagte …“ Er sprach nicht weiter.
„Was sagte der Commandant, Lieutenant Molyneux?“ Pierres Ton ließ keinen Widerspruch zu.
Molyneux schüttelte den Kopf.
Ein ungutes Gefühl beschlich Pierre. „La Roque beauftragte Sie also, Mademoiselle Mallington das Tagebuch zu entwenden, auch wenn es hieß, ihr Gewalt anzutun.“
„Das hätte ich nicht zu tun brauchen. Sie vertraute mir und hätte es mir freiwillig ausgehändigt. Und ich wäre sanft mit ihr umgegangen, was immer La Roque auch angedeutet haben mag.“
Pierre presste die Lippen zusammen, wandte den Blick ab und schüttelte den Kopf. Dann stürzte er sich auf Molyneux und verpasste ihm einen harten Fausthieb aufs Kinn. Die Wucht des Schlages schickte Molyneux zu Boden.
„Stehen Sie auf, Lieutenant.“
Molyneux rappelte sich hoch und wischte sich das Blut von der geplatzten Lippe. Doch er duckte sich nicht, sondern sah Pierre fest in die Augen. „Das hatte ich wohl verdient.“
„Mademoiselle Mallington kam zu mir. Was wäre da aus Ihrem Plan geworden?“, verlangte Pierre zu wissen, während sich seine Gedanken überschlugen.
„Der Commandant sagte, Sie würden ihrer bald müde werden, und dann …“
„Könnten Sie sie besitzen.“
Molyneux nickte. „Er will das Tagebuch unbedingt haben.“
Pierre spürte, wie das ungute Gefühl in ihm stärker wurde. „Wenn er es unbedingt in seinen Besitz bringen will, wird er nicht warten, bis wir aus Valladolid zurückkommen, nicht wahr? Er glaubt, Josette hat es, also wird er es sich holen gehen.“
„Er würde doch nicht …“ Molyneux brach betroffen ab.
„Allmählich drängt sich mir der Eindruck auf, dass wir beide meinen Paten unterschätzt haben, Molyneux.“
„Aber sie braucht ihm das Tagebuch doch nur auszuhändigen, dann ist sie in Sicherheit.“
„Andererseits kann sie es ihm nicht geben, wenn ich es habe, nicht wahr?“, sagte Pierre grimmig. „Ich kehre nach Ciudad Rodrigo zurück. Sie müssen den Brief an Foy weitergeben.“
Molyneux starrte ihn ungläubig an, dann nickte er.
Pierre war im Begriff, das Dokument aus seiner Tasche zu nehmen, als der Warnruf des Wachsoldaten erscholl. Im nächsten Moment begann der Kugelhagel.
Josette saß immer noch im Sessel neben dem Fenster, da klopfte es an der Tür. Rosa, dachte sie unwillkürlich und stand auf, um die Portugiesin einzulassen. Ihre Hand lag schon auf der Klinke, als sie plötzlich innehielt.
„Rosa, sind Sie es?“
Es blieb einen Moment still, dann folgte die Antwort: „Mademoiselle Mallington.“
Josette erkannte die Stimme, und ein Schauder überlief sie. „Commandant La Roque.“
„Öffnen Sie, Mademoiselle.“ Er schlug mit der Faust gegen die Tür.
Josette rührte sich nicht. Sie stand nur da und wartete. Etwas in ihr warnte sie, dass dieser Mann gefährlich war.
„Ich bringe schlechte Nachrichten von Capitaine Dammartin.“
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Es musste eine List sein. La Roque würde niemals persönlich kommen, um ihr irgendwelche Neuigkeiten zu bringen. Sie hatte Angst vor ihm, aber noch größer war die Angst, dass er die Wahrheit sagte. Nein, entschied sie. Lamont hätte es mir längst mitgeteilt, wenn Pierre etwas passiert wäre .
Die Minuten verstrichen, und Josette begann sich zu fragen, ob La Roque noch vor der Tür stand. Vielleicht war er gegangen.
Plötzlich zerriss das Krachen von splitterndem Holz die Stille. Die Tür erzitterte. Erschrocken wich Josette zurück und blickte sich gehetzt nach einer Waffe um. Doch es war zu spät. Die Tür schwang auf, und La Roque trat ins Zimmer. In der Hand hielt er einen Dolch, den er offenbar benutzt hatte, um das Schloss aufzubrechen.
Ohne Eile, als sei sein Besuch eine freundliche Höflichkeitsvisite, schob er die ramponierte Tür hinter sich zu. „Wir haben viel zu sprechen, Mademoiselle“, sagte er süffisant. „Und mir schien
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