Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
mir wenigstens das?“ Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Antwort.
„Josie …“, begann Pierre vorwurfsvoll und drehte sich zum Spiegel.
„Sag es mir“, forderte sie ihn wütend auf.
Er seufzte, band das Krawattentuch und wandte sich zu ihr um. „Wenn La Roque die Tagebücher hätte, wüsste ich es. Warum sollte er mich anlügen? Deinen Mantelsack hat vermutlich jemand gestohlen und weggeworfen, und die Bücher sind gar nicht entdeckt worden.“
„Und Molyneux?“
„Du bist eine schöne Frau, Josie, und Molyneux kann selbst bei geringeren Herausforderungen seinen Hosenlatz nicht geschlossen lassen.“
„Das ist nicht wahr. Er ist verheiratet und Vater von zwei kleinen Jungen.“
Pierre hatte sich gesetzt und zog sich die Stiefel an. „Molyneux ist nicht verheiratet, und was Kinder angeht, weiß nur der Himmel, wie viele bereits von ihm gezeugt wurden. Er hat dir einen Bären aufgebunden, Josie, um dich für sich einzunehmen.“
„Aber er handelte auf La Roques Anweisungen hin.“
Pierre schlüpfte in seinen Uniformrock und knöpfte ihn zu. „La Roque mag ihn darin ermutigt haben, weil er mein Interesse für dich missbilligt. Er liebte meinen Vater wie einen Bruder und sieht unsere … Freundschaft als Verrat an.“
Unwillkürlich sah Josette an sich herab, auf ihre nackten Brüste und die Blutflecken an ihren Schenkeln. Sie hatte sich ihm mit Leib und Seele hingegeben, und trotzdem zweifelte er an ihren Worten. „Du glaubst nichts von dem, was ich dir gesagt habe.“ Sie konnte ihre Enttäuschung und ihre Wut nicht verbergen.
„Chérie.“ Er trat vor sie hin, wickelte sie in eine Decke und rieb ihre Schultern, um die Kälte zu vertreiben. „Du hast das Gespräch zwischen La Roque und Molyneux falsch gedeutet. Zieh dich an, bevor du dich erkältest.“ Und nach einem schnellen Kuss auf die Lippen setzte er hinzu: „Ich muss gehen, aber wir unterhalten uns später weiter, ja?“
„Nein“, erwiderte sie entschieden. „Ich habe nicht den Wunsch, später darüber zu reden.“
„Im Augenblick habe ich keine Zeit, Josie.“
„Weil du bekommen hast, was du wolltest. Das Tagebuch meines Vaters und mich in deinem Bett“, fuhr sie ihn verächtlich an.
Pierre erstarrte und sah sie fassungslos an. Sie hatte ihn verletzen wollen, so wie er sie verletzt hatte, und seiner Miene nach zu schließen, war ihr das gelungen. Doch Josette empfand keinen Triumph, sie fühlte sich nicht besser. Ihr eigener Schmerz wurde durch den grausamen Gegenschlag nicht gemildert. Sie wollte sich entschuldigen, aber er hatte bereits die Tür hinter sich geschlossen. Josette blieb allein zurück und fühlte sich einsamer denn je.
Pierre verließ La Roques Büro in großer Eile, die geheimen Unterlagen in einer kleinen, ledernen Mappe sicher in der Tasche seines Uniformrocks verstaut. Er hatte bereits beschlossen, welche seiner Männer ihn auf seiner Mission begleiten sollten – unter ihnen natürlich auch Molyneux, da nicht damit zu rechnen war, dass Josette in seiner Nähe sicher sein würde.
Zunächst sprach er mit Lamont, um ihm zu erklären, warum er ihn nicht mitnehmen würde. „Sie sind der Einzige, dem ich Josette anvertrauen kann. Tun Sie dies für mich, mein alter Freund, und vergeben Sie mir.“
Lamont nickte.
„Passen Sie aber auf, mon commandant . Die Straße nach Valladolid ist sehr gefährlich für einen Franzosen. Ich bin nicht mehr der Jüngste und sähe es ungern, wenn ich meine Befehle von einem neuen Vorgesetzten entgegennehmen müsste.“
Pierre klopfte seinem Sergeant lächelnd auf die Schulter. „So leicht werden Sie mich nicht los, Lamont. Halten Sie den Cognac für meine Rückkehr bereit.“
Beide lachten, obwohl sie wussten, welche Gefahr damit verbunden war, mit einer so kleinen Eskorte durch feindliches Gebiet zu reiten.
„Die Männer sollen sich fertig machen. Ich muss noch etwas erledigen, bevor ich gehe.“ Pierre wandte sich um und lief die Treppe zu seinem Zimmer hinauf.
14. KAPITEL
Josette saß in einem Sessel am Fenster, wo das Sonnenlicht auf sie fiel, und besserte den Riss in ihrem Hemd aus.
Ohne die Tür hinter sich zu schließen, kam Pierre herein und griff nach seinem Gepäck. „Ich reite mit einer dringenden Nachricht für Général Foy nach Valladolid und wollte mich noch rasch bei dir verabschieden.“
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Hastig legte sie ihre Näharbeit beiseite und stand auf. „Du brichst gleich auf?“
Pierre nickte.
Weitere Kostenlose Bücher