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Herzensach - Roman

Herzensach - Roman

Titel: Herzensach - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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seinem Auto zu schaffen, der Kofferraum war geöffnet. Es war der Pfarrer, der den Wagen belud. Es schienen Jakobs eigene Koffer zu sein, die er hineinstellte.
    Einen Augenblick blieb er unentschlossen, beobachtete die Straße. Niemand war zu sehen. Der Pastor war allein. Vielleicht lauerte jemand im Hauseingang? Jakob entschied sich für den Angriff und ging rasch auf ihn zu.
    »Was machen Sie da?«
    Das Pastor lächelte, legte den Zeigefinger auf den Mund und sah sich um. »Die Gefahr ist noch nicht ganz vorbei. Ich wollte Sie einsperren, um Sie vor den Bauern zu bewahren. Aber ich glaube, es ist das beste, Sie verschwinden. Ich hoffe, Sie verzeihen mir, daß ich die Wohnung ausgeräumt habe. Es sieht aus wie ein Rausschmiß, aber glauben Sie mir, es ist zu Ihrer Sicherheit. Es ist alles gepackt. Sie können starten.«
    Jakob traute ihm nicht. »Sie wollen mich nicht wieder ...«
    Der Pfarrer lachte und schüttelte den Kopf. »Nun machen Sie schon. Der Schlüssel steckt.«
    »Ich komme nicht wieder.« Jakob trat nicht näher.
    »Prima. Na los.« Der Pfarrer trieb ihn mit den Händen an.
    »Sie lassen mich wirklich gehen?« Jakob reckte sich etwas, um in den Wagen zu schauen. Vielleicht hockte jemand zwischen den Sitzen?
    »Verschwinden Sie.«
    »Und soll ich nicht auf Ihrer Brunnenharfe ...« Es war niemand im Auto.
    »Nein. Es ist bedauerlich, aber hauen Sie schon ab!«
    Plötzlich kam Jakob ein Gedanke: »Sie wollen nicht, daß ich in die Wohnung gehe, nicht wahr?«
    »Ich will Sie sicher aus dem Ort schaffen. Dazu müssen Sie sich beeilen.«
    »Kann ich noch einmal in die Wohnung?«
    »Sie haben keine Zeit mehr.«
    »Was ist da oben?« Er zeigte in Richtung Wohnung.
    »Wollen Sie es wirklich wissen?«
    Jakob nickte.
    »Da oben liegt eine Leiche.«
    Es war im scherzhaften Ton gesagt, aber Jakob glaubte ihm. »Und?«
    »Und ich bin derjenige hier im Ort, der alles aufräumen muß.«
    »Wer ist es?«
    »Je weniger Sie wissen, um so besser.«
    Jakob näherte sich vorsichtig der Fahrertür, wobei er den Pastor aber nicht aus den Augen ließ. Rudolf Pedus hob beide Hände. »Machen Sie es gut.«
    Jakob öffnete die Fahrertür und stieg ein. Der Pastor entfernte sich einige Schritte. Jakob schloß die Tür und kurbelte das Fenster herunter.
    »Was ist mit Katharina passiert?«
    »Wo ist sie?« Der Pfarrer kam näher.
    »Keinen Schritt weiter.« Jakob legte die Hand an den Zündschlüssel.
    »Ist schon gut.« Rudolf Pedus blieb stehen. »Sie wollte mit dem Gutsherrn – sagen wir mal: eine Verbindung eingehen.«
    »Das weiß ich.«
    Der Pfarrer lächelte, drehte sich langsam um. »Na, dann auf Wiedersehen.«
    »Warten Sie.« Er winkte ihn näher heran und flüsterte. »Ich treffe Katharina nachher.«
    »Gut.«
    »Ich nehme sie mit.«
    »Großartig.«
    »Nun sagen Sie schon.«
    »Wenn ich richtig informiert bin, hat der junge Gutsherr sie kurz vor seiner Verhaftung vergewaltigen wollen.«
    »Vergewaltigung? Verhaftung?«
    »Zwischen diesen beiden Dingen gibt es einen erheblichen Unterschied, mein junger Freund, wenn Sie den nicht kennen, kommen Sie in Schwierigkeiten.«
    »Er hat sie vergewaltigt?«
    »Nein, nein. Dazu ist es aus zwei Gründen nicht gekommen. Sie ist geflohen. Stellen Sie sich vor, sie ist die Mauer des Gutshauses herunterklettert. Wie eine Katze. Den zweiten Grund erzähle ich Ihnen nur, wenn Sie mir eine Frage beantworten: Lieben Sie Katharina?«
    »Liebe?« Er lächelte. »Ich habe ihr einen Heiratsantrag gemacht. Und ich stehe dazu.«
    Der Pfarrer hob die Brauen und beugte sich zu ihm herab. »Nun, wir haben hier einen etwas seltsamen Arzt. Er näht gern Wunden. Und wenn ein junges Mädchen zu ihm kommt und ihren Abscheu vor den Männern erklärt, dann näht er auch schon mal was anderes zu.«
    »Was?«
    »Sie haben schon richtig verstanden.« Der Pfarrer richtete sich wieder auf. »Alles, was Sie sonst noch wissen müssen, schreibe ich Ihnen, wenn Sie mir mal eine Postkarte mit Ihrer Anschrift schicken.«
    Er klopfte auf das Blech des Autodaches.
    »Gute Fahrt.«

58
    Er traf sie gleich hinter der Brücke. Sie stieg wortlos ein. Als sie den Wald hinter sich gelassen hatten, sagte sie: »Es ist vielleicht das beste, du setzt mich in Weinstein ab. Ich komme schon zurecht.«
    »Aber ich nicht.« Er bremste langsam ab und hielt am Straßenrand.
    »Ich habe eine Bitte an dich. Aber vorher mußt du etwas von mir wissen, was ich noch niemandem erzählt habe. Und glaube mir, es ist nicht einfach, darüber

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