Herzensangelegenheiten
weiter.
„Da hilft dir auch dein stoisches Schweigen nichts. Devin hat dir Zeit eingeräumt, aber irgendwann wird er Fragen stellen. Er dürfte es zwar subtiler angehen als Colin es momentan macht, das Ergebnis bleibt allerdings dasselbe.“
Kam eigentlich irgendwer gegen diesen sturköpfigen und vor allem allwissenden Anwalt an? David vielleicht, aber er kannte Adrians Mann noch nicht gut genug, um das beurteilen zu können. Vielleicht würde er ihn nie gut genug kennen. Vielleicht sollte er es einfach sein lassen. Vielleicht hätte er Amber einfach bei Chelseas Eltern lassen sollen. Vielleicht sollte er darüber nachdenken, zurück zur Armee zu gehen. Da hatte er wenigstens gewusst, was zu tun war. Da hatte ihm niemand finstere Blicke zugeworfen, nur weil er über ein oder zwei Dinge nicht reden wollte. Warum? Weil seine Männer genau das Gleiche taten wie er. Den Mund halten. Geheimnisse wahren. Und zwar bis in den Tod und noch darüber hinaus. Aber wo er gerade bei Geheimnissen war, konnte er Adrian ruhig fragen, woher der schon wieder davon wusste?
„Wer hat es dir erzählt?“
Adrian seufzte. „Diese Frage werde ich dir erst beantworten, wenn du aufhörst in deiner eigenen Welt zu leben, denn das tust du seit dem Unfall mit der Mikrowelle.“
„Red' keinen Quatsch“, brummte Samuel und wich Adrians Blick mit einem demonstrativen Schnauben aus, als der sich vor ihn stellte. „Ich halte mich an meine Befehle, und mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen.“
„Blödsinn“, zischte Adrian und trat so dicht vor ihn, dass nicht mal mehr ein Blatt zwischen sie gepasst hätte. „Ich weiß, was Laos aus dir gemacht hat. Und ich weiß ebenfalls, dass du gerade dabei bist, in dein Unglück zu rennen, da du Devin nichts davon erzählen willst. Er würde niemals auch nur ein Wort ausplaudern, das weißt du, aber rede dir ruhig weiter ein, dass du streng nach Befehlen handelst. Eines Tages wird dir diese Sache auf deinen Dickschädel fallen und ich bete, dass du zur Vernunft kommst, bevor es zu spät dafür ist.“
„Du hast keine Ahnung, wovon du...“
Samuel unterbrach sich, als links von ihnen eine Tür aufging und ein Gerichtsdiener in den Flur trat. „Philadelphia gegen Becks.“
„Wir sind dran“, sagte Adrian ruhig und trat zurück, um Devin und Colin zuzunicken, die ganz in der Nähe standen. Samuel hatte keine Ahnung, wie lange die Zwei ihnen schon zugehört hatten. „Schluckt es runter und zwar alle. Ich weiß, das ist nicht einfach, aber tut es trotzdem. Ich werde jetzt meinen Job machen und dafür sorgen, dass Amber bei ihren beiden...“ Er betonte das letzte Wort mehr als deutlich. „...Vätern bleiben kann. Was ihr Drei danach und in welcher Form untereinander klärt, ist mir vorerst vollkommen egal, aber wenn du mir diese Verhandlung vermasselst, Sam, weil du dich nicht unter Kontrolle hast, zieh' ich dir eine rein.“
Das war deutlich. Samuel nickte verstehend. „Ich werde es nicht vermasseln.“
„Gut. Dann lasst uns gehen.“
- 11. Kapitel -
Samuel traf im ersten Moment beinahe der Schlag, als er hinter Adrian den Gerichtssaal betrat, denn auf den Besucherplätzen war es ziemlich voll. Chelseas Eltern, seine Eltern, Devins Eltern und Mikael, der sich zu zwei Männern gesetzt hatte, die er sich beim zweiten Hinschauen als Dominic Felcon und Cameron Salt entpuppten. Wo kamen denn alle auf einmal her? Hatte er im Flur so sehr neben sich gestanden, dass er ihr Eintreffen nicht bemerkt hatte? Scheinbar schon.
Samuel hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Auf einer Seite freute er sich, dass sie alle für Devin und ihn da waren und auf der anderen hätte er sie am liebsten rauswerfen lassen, um mit allem allein klarzukommen. Er war hin und hergerissen und heilfroh darüber, dass er nichts zu sagen hatte. Wenn es nach Adrian ging, würde das auch so bleiben, denn der Anwalt wollte das Ganze zügig, ohne das Anhören von Zeugen und vor allem ohne Kreuzverhör über die Bühne bringen. Ob er dazu die Gelegenheit haben würde, hing in solchen Fällen natürlich immer vom Richter und der Gegenpartei ab.
Samuel war es gleichgültig. Adrian hatte ihm eingebläut, was er zu sagen hatte, wenn er in den Zeugenstand musste, und daran würde er sich halten. Er schaltete bereits nach den ersten paar Minuten ab, weil ihm das Gerede des Anwalts vom Jugendamt auf die Nerven ging. Der Typ war genauso ein schleimiger Arsch wie Al Gayner, der neben ihm saß. Samuel mied jeden Blickkontakt
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