Herzensbrecher: Roman (German Edition)
auch die anderen Häuser haben können, aber die wollte sie nicht. Blake bot ihr eine großzügige Abfindung an. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er während all der Jahre so wenig Zeit für sie und die Kinder gehabt hatte. Doch obwohl er es sich nur ungern eingestand – in New York fühlte er sich wie in einer Zwangsjacke.
Maxine lehnte die Abfindung ab und beanspruchte lediglich Unterhalt für die Kinder. Sie verdiente mit der Praxis genug für sich. Außerdem war der Reichtum in ihren Augen immer Blakes Verdienst gewesen und nicht ihres. Keiner ihrer Freunde konnte nachvollziehen, dass sie in ihrer Situation so fair geblieben war. Aber sie liebte Blake und wollte ihm nicht schaden, sondern wünschte ihm alles Gute. Sie waren enge Freunde geblieben, und Maxine sagte immer, er sei ihr wilder, eigenwilliger Bruder. Als er nach der Scheidung begann, mit ständig wechselnden Mädchen auszugehen, von denen die meisten nur halb so alt waren wie er, war sie anfangs schockiert. Doch bald schon übte sie sich in Gelassenheit. Ihre einzige Sorge bestand darin, ob Blakes Freundinnen nett zu ihren Kindern waren.
Seit der Scheidung hatte Maxine keine ernsthafte Beziehung mehr geführt. Die meisten Psychiater und Ärzte, mit denen sie zu tun hatte, waren verheiratet, und so beschränkte sich ihr gesellschaftliches Leben auf die Kinder. Mit den dreien und ihrer Arbeit hatte sie ohnehin alle Hände voll zu tun. Es hatte zwar einzelne Verabredungen gegeben, aber nie gefunkt. Trotz Blakes Unzuverlässigkeit war er für sie der liebevollste, anständigste und großzügigste Mensch, den sie kannte. Doch nun brauchte sie vor allem Struktur, ein geordnetes Leben, und sie hatte nicht denselben Drang – oder auch Mut – wie Blake, ihre wildesten Träume zu verwirklichen. Manchmal beneidete sie ihn darum.
Für Blake war nichts im Leben zu riskant. Deshalb waren seine Projekte stets von Erfolg gekrönt. Im Vergleich zu ihm kam sich Maxine wie ein ängstliches Mäuschen vor. Obwohl sie selbst ebenfalls eine erfolgreiche Frau war, spielte sie doch in einer anderen Liga. Sie bedauerte zwar, dass ihre Ehe gescheitert war, aber sie war unendlich glücklich darüber, dass sie die Kinder hatte. Die drei waren die Freude und der Mittelpunkt ihres Lebens. Mehr brauchte sie nicht. Mit zweiundvierzig war sie nicht verzweifelt auf der Suche nach einem Mann. Sie hatte einen befriedigenden Job, Patienten, die ihr am Herzen lagen, und wunderbare Kinder. Das war vorerst genug. Manchmal war es sogar mehr als genug.
Der Portier tippte sich an den Hut, als Maxine das Apartmenthaus an der Park Avenue betrat. Es lag fünf Blocks von ihrer Praxis entfernt und war ein vor dem Zweiten Weltkrieg erbautes Haus mit großzügigen Räumen und einer gediegenen Atmosphäre. Der Wind hatte Maxines Regenschirm umgeschlagen und die Stangen zerbrochen, nachdem sie kaum zehn Schritte aus der Praxis heraus gewesen war. Sie hatte ihn weggeworfen. Ihr Trenchcoat und das blonde Haar, das sie bei der Arbeit zu einem Pferdeschwanz gebunden trug, waren nun pitschnass und klebten ihr an Kopf und Körper. Das ungeschminkte Gesicht wirkte jedoch frisch und klar. Maxine war groß und schlank und wirkte wesentlich jünger, als sie war. Blake hatte immer wieder betont, welch tolle Beine sie hatte. Allerdings zeigte Maxine sie selten in kurzen Röcken. Bei der Arbeit trug sie schicke, bequeme Hosen und an den Wochenenden Jeans. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die sich sexy anzogen, um auf ihr Aussehen aufmerksam zu machen. Maxine bevorzugte geschmackvolle, dezente Kleidung. Blake hatte sie oft damit aufgezogen, dass sie ihn an Lois Lane erinnere. Doch Maxine hatte es nicht nötig, ihre körperlichen Vorzüge zu betonen. Sie war eine wunderschöne, erotische Frau. Blake hatte dunkles Haar, aber seine Augen waren von demselben Blau wie ihre. Obwohl sie selbst groß war, überragte er sie mit seinen 1,95 Meter um einen ganzen Kopf. Sie waren ein eindrucksvolles Paar gewesen. Daphne und Jack hatten das beinahe schwarze Haar ihres Vaters und die blauen Augen der Eltern geerbt. Sam war blond wie seine Mutter und hatte die grünen Augen seines Großvaters. Er war ein niedliches Kind und kuschelte immer noch gern mit seiner Mom.
Maxine fuhr mit dem Aufzug nach oben. Um ihre Füße bildeten sich kleine Pfützen. Sie schloss die Wohnungstür auf. Außer ihrer gab es auf der Etage nur noch eine weitere Wohnung. Die Besitzer waren im Ruhestand und hielten sich die meiste Zeit in
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