Herzgefaengnis
und stellte die ersten Gläser zurecht.
„Schön, det de wieder da bist. Hast hier echt jefehlt“, seufzte Franz, während er Bierschaum in zwei Gläser laufen ließ. „Ick weeß jar nich´, wat ick machen soll, wenn de erst ma janz wech bist – und det is´ ja nu jar nich mehr so lange hin .“
„Ach Franz. Wenn du mich noch willst, bleibe ich bis Ende Mai. Und danach komme ich ganz bestimmt als Gast!“
„Na jut. Denn habe ick ja jenuch Zeit, `n Nachfolger einzuarbeiten. Aber schade isset doch …“
Die ersten Gäste hatten sich bereits auf der Treppe zum Dancefloor eine halbe Etage höher eingefunden. Ich fing an, Cocktails zu mixen und Colas auszuschenken. Freitagabend in der Hauptstadt, und ich war endlich wieder unter den Lebendigen.
Der Gast wischte sich den Schaum von der Oberlippe und runzelte die Stirn.
„Das Bier ist zu warm“, meckerte er. „Hoffentlich kriegt ihr das nächste besser hin.“ Damit verschwand er in Richtung Dancefloor, noch bevor ich mich entschuldigen konnte.
Ich hätte jetzt auch ein kühles Frisches vom Fass vertragen können, bei der Hitze hier drin. Aber ich nahm lieber eine Cola und spendierte mir ein zusätzliches Stück Zitrone. Franz hatte es nicht gerne, wenn wir vor Feierabend Alkohol tranken.
Als ich das Glas absetzte, beobachtete ich einige Gäste, die interessiert Richtung Eingang schauten. Ich folgte ihrem Blick. Ein attraktives Paar hatte den Raum betreten und erregte einiges Aufsehen. Der Mann ging vor, blieb kurz auf dem Treppenabsatz stehen, breitschultrig und wachsam. Kastanienbraune Locken umrahmten sein ebenmäßiges Gesicht. Er trug nur eine Lederjacke und Jeans, aber trotzdem zog er die Blicke auf sich. Es war nicht nur sein Aussehen. Ja, er hatte eine athletische Figur. Und Wahnsinns-Oberschenkel. Doch es war mehr seine Haltung. Gelassen und selbstbewusst. Nachdem er den Raum aufmerksam mit den Augen durchmessen hatte, kam er die Stufen herunter, gefolgt von einer beneidenswert geformten Blondine.
Ihre Lederjacke war offen und gab den Blick frei auf eine perfekte, sexy Figur. Allein der Busen, der unter dem hellen Rollkragenpulli sichtbar wurde - manche Frauen würden wahrscheinlich dafür töten.
Er schaute sich nach ihr um, und sie nickte kaum merklich. Beide lächelten, und es sah verdammt vertraut aus. Mit wippendem Pferdeschwanz bog die Blonde nach oben in Richtung Dancefloor ab, während der Mann zielstrebig auf meinen Tresen zusteuerte. Cocktailschlürfende Mädels auf der Treppe verfolgten beide mit abwechselnd neidischen und sehnsüchtigen Blicken.
Er kam direkt zu mir. Ich musste zu ihm aufsehen und hielt die Luft an. Er war nicht direkt schön. Seine Nase war zu groß für ein klassisches Profil und nicht sehr gerade. Doch in seinen Zügen lag etwas Ausdrucksvolles. Ein energisches Kinn, sein fester, trotzdem sinnlicher Mund fielen mir auf.
„Guten Abend. Haben Sie fünf Minuten Zeit?“
Seine Stimme ein klarer Bariton. Er klang nicht wie jemand, der einfach nur ein Bier bestellen will.
Für jemanden wie Dich sogar länger , wollte mein etwas vorlautes Unterbewusstsein gerne sagen. Viel länger … Doch ich verbot ihm den Mund.
„Ja klar. Was kann ich Ihnen anbieten?“
Ein langer Blick aus grünen Augen. Mit Goldpartikeln in der Iris. Die gerade anfingen, sich zu bewegen. Herzklopfen. Sein Blick hielt mich länger fest als für die Antwort nötig.
„Danke, erst mal gar nichts. Ich habe nur eine Frage an Sie.“
Er nestelte an seiner Jeans herum und zog eine Messing-Dienstmarke heraus. „Kriminalpolizei“ stand darauf zu lesen.
„Kriminalhauptkommissar Leo König“, stellte er sich vor und machte dabei tatsächlich eine knappe Verbeugung.
„Ähh … freut mich“, stotterte ich. Unsere Augen trafen sich noch einmal, und er schmunzelte verstohlen. Er hatte Lachfältchen um die Augen und erstaunliche Wimpern. Mein Herz geriet ins Stolpern.
„Kennen Sie diesen Mann hier?“ Er schob mir ein Foto über den Tresen, und ich konnte seine Hände bewundern. Sie waren kräftig und groß. Er kann damit zupacken . Ich musste mich zusammenreißen, um statt ihrer das Foto anzusehen.
„Darf ich es mal ins Licht halten?“ Ich durfte.
„Das ist ja Bernie!“ entfuhr es mir. Unverkennbar: das rote Haar, der Dreitagebart, das etwas schiefe Grinsen. Kein Zweifel: das war mein persönlicher Lieblingsstammgast Bernie Hofreiter, seines Zeichens Müllfahrer und verhinderter Rockgitarrist.
„Was ist mit ihm?“
„War er
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