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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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entscheiden! Sonst rollt der Rubel überhaupt nicht mehr!
    »Kann leider nicht kommen, muss dringend nach Kärnten, bin erst heute Nacht zurück. Oder morgen Mittag. Sing schön. Liebe dich, Mami.«
    Hektisch werfe ich das Handy auf das Bett. Was ziehe ich an? Es muss wetterfest sein, aber auch elegant. Dieser Schlagersänger ist ein Womanizer.
    Vielleicht unterschreibt er schon heute? Ich sollte mit ihm essen gehen. Und meinen Charme spielen lassen.
    Mein Herz klopft. Ich werfe einen hastigen Blick in den Spiegel. Ja, das bin ich. Juliane Hempel. Die coole Geschäftsfrau, die zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Durch fast nichts.
    Tut mir leid, Fanny. Werde bloß nicht so wie deine Mutter, denke ich halb schuldbewusst, während ich mir das nagelneue hellbraune, gefütterte Winterkostüm mit dem Pelzbesatz am Kragen und den dazu passenden weichen Stiefeln anziehe. Heirate du bloß den richtigen Mann, und erspare dir und deinen Kindern so ein hektisches Leben!
    Wenn ich dieses Riesenprojekt noch vor Jahresende unter Dach und Fach kriege, steht meine Firma wieder auf Platz eins.
    Hektisch blättere ich in meinem Notizbuch vom Schiff und starre dann auf meine Aufzeichnungen. Ich gehe alle Namen und Adressen der amerikanischen Millionäre durch, die ich auf der Kreuzfahrt im Herbst kennengelernt habe. Wer von denen wäre willens, noch vor Silvester ein Zwölf-Millionen-Dollar-Objekt zu kaufen? Und vor allen Dingen: Wer fliegt mal eben schnell zwischen den Jahren von Amerika nach Kärnten?
    Es muss jemand sein, der einen Privatjet hat. Und den so eine achtstellige Summe nur ein Lächeln kostet.
    Ich gehe die steinreichen alten Leute in Gedanken der Reihe nach durch. Die meisten haben schon bei Karsten etwas gekauft. Mist. Und dann habe ich einen Geistesblitz.
    Klar. Genau. Bingo. Volltreffer. Ich schlage mir mit der Hand gegen die Stirn.
    Die Millers. Der freundliche Herr mit der Privat-Bank. Aus New York. Das reizende Ehepaar, das drei erwachsene Söhne und sieben Enkel hat.
    Die suchten doch etwas in »good old Europe«, in einer warmen Gegend, am See, etwas, wohin sie sich zurückziehen und als Großfamilie unbehelligt den Sommer genießen können.
    Ja. Meine Finger wühlen hektisch in dem Kästchen mit den Visitenkarten. Die rufe ich an. Wie spät ist es jetzt bei denen?
    Mist. Noch sehr früh morgens. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
     
    Es dauert gar nicht so lange, bis ich den alten Mister Miller persönlich am Apparat habe. Er freut sich außerordentlich, so kurz vor Weihnachten noch einen Anruf aus seinem geliebten Österreich zu erhalten, und ich verpacke meine Immobilie am Wörthersee als ganz tolle Weihnachtsüberraschung. Ich erzähle ihm von den finanziellen Schwierigkeiten des in Deutschland sehr bekannten Schlagersängers, und dass die Zwölf-Millionen-Dollar-Liegenschaft ein echtes Schnäppchen ist, allerdings noch vor Jahresende einen solventen Käufer finden muss. Sofort ist er hellauf begeistert.
    »Wie geht es Ihrer wunderbaren Tochter Fanny?«, fragt der alte Herr, und ich muss schlucken. Da trifft er einen empfindlichen Nerv. Mein Magen zieht sich nervös zusammen, und ich versuche meiner Stimme einen ganz normalen Klang zu verleihen.
    »Großartig«, beeile ich mich zu sagen. »Sie singt heute Abend in der Schule bei einem Chorkonzert.«
    »Sie müssen sehr stolz auf Ihre talentierte Tochter sein!«, sagt Mister Miller. »Sie sitzen sicher in der ersten Reihe!«
    »O ja … ähm … wenn sich das zeitlich ausgeht.«
    Hast du eine Ahnung, Mann. Heute Abend stehe ich irgendwo im Stau. Oder penne in der Villa. Allein … Mein Herz will schon wieder irgendwohin flattern, wo es nicht hingehört.
    »Und das reizende Fräulein Tochter ist sicher auch sehr stolz auf seine erfolgreiche Mutter?!«
    »Bestimmt!«, gurre ich in den Hörer. Dabei beiße ich mir auf die Zunge.
    Wenn Mister Miller wüsste, dass ich Fanny schon wieder alleinlassen und enttäuschen werde! Dass sie mich heute Abend in der Aula vergeblich suchen wird! Dass sie dann mit dem Bus einsam und traurig nach Hause fahren und allein ins Bett gehen wird, mit ihren zwölf Jahren!
    Ich darf gar nicht darüber nachdenken, sonst bricht mir das Herz. Aber ein Mister Miller hatte stets die ihn liebende Ehefrau an seiner Seite, die ihm den Rücken freihielt und sich um die Kinder kümmerte, sodass er nun, im Herbst seines Lebens, seine heile Familie genießen kann. Und ich? Werde vor

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