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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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überlegte, fügte Leb wohl hinzu und sieben tränenreiche Küsse, verschloss den Umschlag, küsste ihn und warf ihn in den Briefkasten. Er landete mit einem hörbaren Plumps. Offenbar hatte die Abendleerung schon stattgefunden. Aber morgen würde er losgeschickt. Und er konnte ihn mit nach Hause nehmen.
    Nach Hause.
    Ein langer Weg für uns beide.
    Das Telefon klingelte, als ich gerade die Haustür aufschloss. Ich machte Merlin von der Leine los und nahm ab. Es war meine Mutter.
    »Oh, hallo, Liebes«, sagte sie munter. »Da bin ich aber froh, dass ich dich erwischt habe. Ich habe mich gerade gefragt, ob du dieses Wochenende etwas vorhast.«
    Ich habe für den Rest meines Lebens nichts vor, dachte ich traurig. Nur insgeheim unglücklich sein. Was ja auch eine Art Vorhaben war.
    »Nein«, sagte ich. »Ich muss Samstag arbeiten, und ich glaube, Jonathan hat am Sonntag ein Tennisturnier. Kate ist nicht da. Ich glaube, ich werde die Zeit einfach nutzen, um Morgans Hochzeit abzusagen.«
    »Oh, gut«, sagte sie. »Ich meine natürlich, nicht gut, aber hast du vielleicht Lust, nach Eastbourne zu kommen? Ich muss Frühjahrsputz machen.«
    »Frühjahrsputz?«, fragte ich. »Im Juli?«
    Sie räusperte sich und lachte perlend. Ihre Fröhlichkeit klang plötzlich ziemlich gezwungen, selbst für meinen dumpfen Kopf.
    »Nun, du kennst mich ja …«, sagte sie.
    »Und?«, fragte ich streng.
    »Nun, Liebes, es ist so, mein Wohnzimmer – na ja, es sieht ziemlich schlimm aus im Moment, und ich brauche jemanden, der mir beim Möbelrücken hilft.«
    »Mutter, kannst du dich bitte ein bisschen genauer ausdrücken?«
    »Nun … es hat eine Art Unfall gegeben.«
    »Was?«
    »Nein, nein«, fügte sie hastig hinzu. »Nicht so einen Unfall. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Liebling. Es ist nur … äh … überall ist Farbe.«
    »Farbe?«
    »Es ist schon okay. Sie ist wasserlöslich, und man kann sie abwischen. Einiges habe ich schon weggemacht. Es ist nur … äh … sie ist umgekippt … ja, also, es ist ziemlich viel.«
    Dieses Gespräch wurde langsam surreal. »Mutter«, fuhr ich sie an.
    »Was um alles in der Welt hast du angestellt? Was wolltest du denn streichen?«
    »Nun … hauptsächlich das Wohnzimmer.«
    »Das Wohnzimmer! Warum um Himmels willen willst du dein Wohnzimmer streichen? Was hast du dir dabei gedacht? Wenn du es streichen möchtest, hättest du mich anrufen und fragen können …«
    Typisch. Wieder einer ihrer verrückten Pläne. Wahrscheinlich hatte sie das im Fernsehen gesehen. Aus irgendeinem Grund ging es mir gleich ein bisschen besser. Ich würde einen ganzen Tag von zu Hause weg sein. Weg von Jonathan. »Ehrlich, Mum«, sagte ich tadelnd. »Du bist unbeschreiblich, weißt du das?«
    »Ich weiß, Liebes.« Sie klang erleichtert. »Aber du kennst mich ja. Hast du denn Zeit? Kannst du vorbeikommen?«
    »Ja«, erwiderte ich und drängte mal wieder die Tränen zurück. »Ich komme gleich am Sonntagmorgen, in Ordnung?«
    Ja. Ich würde hinfahren und ihr beim Saubermachen helfen. Im Augenblick brauchte ich meine Mum.

30
    Mum, was zum Teufel ist passiert?«
    Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es wissen müssen, als sie angerufen hat. Und spätestens hätte ich es in dem Moment merken müssen, als mein Schlüssel nicht ins Schloss ihrer Haustür passte. Mit schuldbewusster Miene machte sie mir auf. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer. Nirgendwo gab es ein Anzeichen dafür, dass sie etwas gestrichen hatte. Keine Trittleiter, keine Farbrolle, kein Pinsel, kein Schwamm. Nur Farbe. In riesigen Mengen. Blassrosa.
    »Tja«, begann sie, während ich mich entsetzt umschaute. Überall Farbe. Auf dem Teppich, auf dem Sofa, auf dem Bücherregal, auf dem Couchtisch. Sie war auf den Kissen getrocknet, hatte sich um die Stuhlbeine gesammelt, die Bilder bespritzt, lief von den Wänden herunter. Sogar auf dem Gesicht meiner Großmutter, deren Foto neben der Tür hing, war rosa Farbe.
    »Um Himmels willen, Mum«, keuchte ich. »Was um alles in der Welt ist passiert? Es sieht so aus, als ob jemand einen Farbeimer herumgeschleudert hätte.«
    Es stellte sich heraus, dass genau das passiert war.
    »Er war das«, sagte sie und hockte sich auf die Sofakante.
    »Wer?«
    »Traceys Mann.«
    »Was? Du meinst, er ist einfach in deine Wohnung gekommen und hat das ganze Wohnzimmer mit Farbe bekleckert?« Mir verschlug es die Sprache.
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat gegen den Eimer getreten.«
    »Was? Aber warum denn? Und wann? Himmel,

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