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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Mum, warum hast du mir nichts gesagt?«
    Sie faltete das Küchenhandtuch, das sie in der Hand hielt.
    »Am Dienstag«, sagte sie. »Er hatte sie gesehen. Er hat oben an der Straße gearbeitet, und da hat er sie zu mir hereinkommen sehen. Er ist ihr gefolgt.«
    In mir stieg Angst auf. »Wie bitte? Aber was war mit dir? Was ist passiert? Ist er gewalttätig geworden? Was hat er getan?«
    »Ich war nicht da«, antwortete sie. »Tracey hatte gerade …«
    »Wie? Was soll das heißen, du warst nicht da?«, unterbrach ich sie. »Wieso war Tracey …«
    Sie blickte mich bekümmert an. »Ich wäre dir dankbar, wenn du mich nicht dauernd unterbrechen würdest, Liebes.« Sie faltete das Küchenhandtuch wieder auseinander. »Sie hatte einen Schlüssel. Sie war gerade …«
    »Entschuldigung. Aber einen Schlüssel, Mum? Wozu hatte sie einen Schlüssel zu deiner Wohnung? Mum, was hast du dir dabei gedacht.« Sie stand auf und ging in die Küche. Ich folgte ihr. »Mum, was hast du dir dabei gedacht?«
    »Hör zu, Sally«, sagte sie und blickte mich trotzig an. »Ich weiß, dass es dumm war. Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich habe alle Schlösser ausgetauscht, und die Polizei hat ihn festgenommen. Es war dumm von mir, aber was hätte ich denn machen sollen? Das arme Mäuschen. Sie ist außer sich vor Angst, und … na ja. Es sieht anscheinend wesentlich schlimmer aus, als es war. Polly hat gesehen, wie er ins Haus gegangen ist, und hat sofort die Polizei gerufen. Sie ist direkt hinterher, und der Streifenwagen kaum auch sofort. Die Kinder waren nicht dabei. Megan war in der Schule und das Baby nebenan. Tracey wollte nur schnell ihre Büchereibücher holen. Und jetzt ist ja alles in Ordnung. Zumindest weiß sie, dass er sie nicht mehr belästigt.«
    Ich wünschte, ich hätte ein wenig vom Selbstvertrauen meiner Mutter, aber dann dachte ich an Polly, ihre Tattoos und ihre Stiefel und fühlte mich ein bisschen besser.
    »Aber warum denn gerade die Farbe?«, fragte ich.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das war ein unglücklicher Zufall. Er hat oben in der Straße ein Haus angestrichen und war anscheinend an seinem Lieferwagen gewesen. Pech, was?« Sie grinste mich an. »Mein Webteppich ist im Eimer.«
    »Oh nein!«
    »Ach, das ist nicht schlimm. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass das verdammte Ding weg ist. Ich konnte es sowieso nicht mehr sehen. Und außerdem war es ein Glück, dass er die Farbe dabeihatte. Wenn er nicht gegen den Eimer getreten hätte …«
    »Ich mache mir langsam ernsthaft Sorgen, Mum. Wenn er nun zurückkommt?«
    »Sally, er kommt nicht zurück. Er muss ins Gefängnis. Und außerdem kennt er mich überhaupt nicht. Es war nur zufällig mein Wohnzimmer, in dem er sich ausgetobt hat. Es hätte überall sein können. Tracey ist jedenfalls nach Northampton gezogen. Ihre Schwester wohnt da und hat sie aufgenommen. Das ist das Beste, denke ich. Aber ich weiß nicht, warum erst so etwas passieren muss, bevor die Familie reagiert.« Sie schüttelte den Kopf und schob die Ärmel ihrer Strickjacke hoch. »Na ja, genug davon. Soll ich uns eine Tasse Tee machen, bevor wir anfangen? Ich habe weitere, ziemlich aufregende Neuigkeiten.«
    Am Samstagmorgen hatte sie einen Brief von Collette Carr bekommen, die ihre Unterstützung anbot und schrieb, dass sie gern in der Öffentlichkeit auf das Frauenhaus aufmerksam machen wolle. Und sie hatte einen Scheck beigelegt.
    »Wow, Mum! Zehntausend Pfund!« Einfach so! Ich nahm mir gleich vor, alle ihre Bücher zu kaufen.
    Meine Mutter nickte glücklich. »Ist das nicht wundervoll? Und alles haben wir dir zu verdanken. Polly hat sie schon angerufen, und sie meinte, wir könnten sie gern zitieren.«
    »Das ist toll«, sagte ich voller Stolz. »Und es hat überhaupt nichts mit mir zu tun. Es war deine Idee, Mum. Du hast den Brief geschrieben. Und du hast die ganze Arbeit gemacht.«
    »Ja, aber du hast ihn zu ihr gebracht. Danke bitte auch Ruth von mir.« Sie steckte den Scheck wieder in den Umschlag. »Das gibt einem das Vertrauen in die Menschheit zurück, was?«
    Nichts ist so gut geeignet, sämtliche Dämonen zu vertreiben, wie ein gründlicher Hausputz. Allerdings reißt man sich dabei die Nägel ein, scheuert sich die Knöchel auf und bekommt Blasen an den Händen. Aber das betrachtete ich als kleinen Preis für sechs Stunden, in denen ich mit meinen Gedanken woanders war. Vielleicht sollte ich Putzen zu meinem Hobby machen.
    Wir arbeiteten den ganzen Tag über und bekamen die Farbe

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